Die florentinische Prinzessin
Söhne gebären soll. Der Kardinal meint, und Eure Majestät werden dem wohl zustimmen, dass keine Prinzessin sich besser zur Gemahlin Seiner Hoheit eignen würde als Mary Stuart, Königin der Schotten.«
Ich lachte. »Aber sie ist ja selbst noch ein Kind, eine Mädchenkönigin unter der Regentschaft ihrer verwitweten Mutter …« Ich hielt inne. Die Regentin von Schottland seit dem Tod James’ V. war Marie de Guise; Mary selbst war eine halbe Guise. Die Geier planten voraus, um sicherzugehen, dass eine der ihren an meinem Platz sitzen würde, wenn mein Sohn König wurde. Ich wäre geschmeichelt gewesen, dass sie mich als eine solche Bedrohung sahen, hätte es mich nicht so erbost, wie sie meinen Sohn benutzten, um ihre ehrgeizigen Ziele zu verfolgen.
»Wir dachten an eine Verlobung«, fuhr Diane fort, »die Vermählung folgt dann, wenn beide volljährig sind.«
»Ich verstehe«, sagte ich. »Lasst mich darüber nachdenken.« Ich wartete, dass sie sich zur Tür wandte, ehe ich hinzufügte: »Ich nehme an, Seine Majestät, mein Gemahl, ist von dem Vorhaben unterrichtet?«
Sie schwieg einen Moment, entgegnete dann vorsichtig: »Seine Majestät ist mit Monseigneurs baldiger Absendung nach Rom beschäftigt.« Ihre Stimme wurde schneidend. »Doch ich bin überzeugt, dass er zustimmen wird. Die Allianz mit Schottland ist von essentieller Bedeutung für unsere Sicherheit.«
»Sehr wahr. Trotzdem muss er konsultiert werden, nicht? Vielleicht morgen nach der Ratssitzung?«
Diane rauschte aufgebracht hinaus.
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück und lachte. Diesmal, schwor ich mir, würde sie nicht siegen.
Am nächsten Tag hörten Henri und ich uns an, wie der Kardinal die schottische Verlobung anpries. Strahlend in elfenbeinfarbenem Samt saß Diane nahebei auf einem gepolsterten Schemel. Auch ich hatte Hoftracht angelegt, doch im Vergleich mit ihrer schwanenhaften Anmut fühlte ich mich wie ein hässliches Entlein in meiner perlenbesetzten azurblauen Robe, deren Mieder mich wie eine Kneifzange einzwängte.
»Eure Majestäten«, erhob Monseigneur seine melodiöse Stimme und untermalte seine Worte mit ausdrucksvollen Gesten, »indem wir die Königin der Schotten mit Seiner Hoheit verloben, festigen wir die Allianz mit Schottland, unterstützen die Regentschaft meiner Schwester Marie und richten eine Warnung an ihre protestantischen Klanfürsten, dass wir keine weitere Abtrünnigkeit dulden werden; vor allem aber erhalten wir unbestreitbaren Anspruch auf den englischen Thron.«
Als ich Diane nicken sah, erhob ich die Stimme. »Wie denn das? Auf dem Thron sitzt doch schon ein König.«
Monseigneur stockte, unangenehm überrascht. Offenbar hatte er mir nicht zugetraut, eine Meinung zu haben, und schon gar nicht, sie auszusprechen. »Allerdings, Euer Gnaden, aber Edward Tudor ist ein protestantischer Häretiker und nicht bei bester Gesundheit.«
»Das mag ja sein«, gab ich zurück, froh über die Gelegenheit, ihn ein wenig aus der Ruhe zu bringen. »Doch er hat zwei Schwestern, und die Ältere, Mary, ist meines Wissens bekennende Katholikin.«
Er seufzte ungeduldig wie ein Lehrer, der sich mit einem begriffsstutzigen Schüler abgeben muss. »Das stimmt, aber die Annullierung der Ehe ihrer Mutter wirft Zweifel auf an ihrer Legitimität. Und die andere Schwester, Elizabeth, wurde von der Hexe Anna Boleyn geboren, die Henry der Achte wegen Ehebruchs enthaupten ließ. Viele argwöhnen, Elizabeth sei gar nicht des Königs Tochter. Also eignet sich keine der Schwestern dazu, die Krone zu tragen.«
Henri hatte schweigend zugehört. Als er nun das Wort ergriff, verriet seine Stimme Ungeduld. »Ihre Gnaden und ich sind über Henry Tudors Eheprobleme durchaus im Bilde. Ebenso wissen wir, dass Eure Nichte Mary Stuart über ihre Großmutter väterlicherseits, Henrys Schwester, Ansprüche auf den englischen Thron hat. Dennoch teile ich die Zweifel meiner Gattin, ob dieses Vorhaben einer Heirat meines Sohnes zu begrüßen sei.«
Diane stand auf. »Majestät, darf ich etwas dazu sagen?« Er nickte. »Die Königin der Schotten ist zwei Jahre älter als Seine Hoheit. Der Tod ihres Vaters lässt sie und ihr Land zur Beute der Engländer werden. Monseigneur und ich schlagen daher vor, dass sie hierhergebracht wird, als Gesellschafterin Seiner Hoheit, damit sie schon als Kinder Zuneigung zueinander fassen können.«
»Ah ja?« Zu meinem Ärger glättete sich Henris Miene. »Und was sagt die schottische Königinmutter? Sie wird
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