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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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dem Laufenden zu halten über jegliche Angelegenheit, die Euch betrifft, wie es einer Ehefrau geziemt.«
    Ich sah, wie das Misstrauen aus seinen Augen schwand; er war ein unerschütterlicher Katholik, zu unerschütterlich meiner Meinung nach; doch zu meiner Überraschung lachte er. »Also ratet Ihr mir aufgrund von Klatsch und Tratsch aus der Galerie?«
    »Das würde ich mir nicht anmaßen. Machiavelli jedenfalls sagt, Grundfesten eines Staates sind die guten Gesetze. Ich glaube nicht, dass die Einführung der Inquisition in Frankreich ein gutes Gesetz wäre. Wie fehlgeleitet auch immer, sind die Hugenotten dennoch Eure Untertanen. Verfolgung würde ihren Trotz nur verstärken.«
    »Machiavelli, wie?« Er sah mich nachdenklich an. »Interessant … Aber wie auch immer, diese Hugenotten müssen im Zaum gehalten werden. Calvin hat bei uns nichts zu sagen.«
    »Dann geht behutsam vor. Calvin hat hier nichts zu sagen, aber der Kardinal sollte auch nicht zu viel zu sagen haben.«
    Erschrocken hielt ich inne. War ich zu weit gegangen? Henri griff nach seinem Becher und beäugte mich über den Rand hinweg. »Mir scheint, ich habe Euch unterschätzt.« Er streckte den Arm aus und tätschelte mir die Hand. »Ich danke Euch, Weib: Vernunft ist ein seltenes Gut. Jetzt teilt endlich die Karten aus. Ich habe vor, Euch all das Geld wieder abzunehmen, das ich gestern beim Würfeln an Euch verloren habe.«
    Wir spielten bis spät in die Nacht. Ich genoss die neu gewonnene Achtung in seinem Blick und die Tatsache, dass er sich nicht weiter um den Brief des Kardinals kümmerte.
    Als er mir einen Gutenachtkuss gab, war ich es zufrieden, ihn allein zu Bett gehen zu lassen; ich wagte noch nicht zu hoffen, unser gutes Einvernehmen würde uns einander näherbringen. Doch ich erinnerte mich daran, was mein Schwiegervater vor seinem Tod gesagt hatte, und ich dachte, mit mir als Beraterin könnte mein Gemahl es lernen, ein eigenständiger Herrscher zu werden.

13
    Zurück in Paris, begab ich mich sofort nach Saint-Germain, wo meine Kinder untergebracht waren. Mary Stuarts Ankunft war uns gemeldet worden, während wir in Lyon weilten, und ich entschloss mich, meine zukünftige Schwiegertochter ohne großes Zeremoniell zu treffen. Ich wollte nicht, dass die Guises mit Diane und Henri auf den Plan traten; dann hätte ich stundenlang auf einem harten Stuhl sitzen müssen, während die Kinder Laute spielten und Monsieur und Madame d’Humeries wie die Geier im Hintergrund lauerten.
    Also ging ich allein in den Schlossflügel der Kinder. An der Tür hörte ich Gezänk.
    »François kann der Ritter sein und ich die Prinzessin«, verkündete eine schrille Stimme mit englischem Akzent. »Und du die böse Königin.«
    »Aber wieso denn? Du bist doch schon Königin«, protestierte meine Tochter.
    »Ja, aber du hast einen dunkleren Teint. Darum musst du die Königin spielen.«
    Ich trat näher, spähte hinein. Mary Stuart stand mit dem Rücken zu mir, sieben Jahre alt und über einen Kopf größer als mein François, der sie beeindruckt anstaunte. Von Kopf bis Fuß in weißen Satin gekleidet, das Haar eine aschblonde Kaskade, die ihr bis zur kindlichen Taille fiel, hatte sie eine Hand in die Hüfte gestemmt, während sie mit der anderen auf Elisabeth zeigte. Meine vierjährige Tochter sah sie an wie eine Erscheinung, die ihr nicht unbedingt gefiel.
    »Ich will aber nicht die Königin spielen«, maulte Elisabeth.
    »Wenn du sie nicht spielst, wer dann?«, entgegnete Mary, worauf ich eintrat. »Ich tue es.«
    Die Kinder erstarrten. Meine jedenfalls. Mary fuhr herum. »Und wer, bitte, seid Ihr ?«
    Sie war tatsächlich beeindruckend. Ihr Gesicht war von exquisitem Ebenmaß, ihre Haut fast durchsichtig, ihre Augen mandelförmig, ihre Nase lang, eine Guise-Nase; ihr Mund zeigte vollkommene kleine Zähne, und ihr schlanker Körper zeugte von robuster Gesundheit.
    Ich schmunzelte. »Die Frage, meine Liebe, sollte wohl eher ich stellen: Wer seid Ihr?«
    Sie musterte mich von oben bis unten. »Ich bin die Königin von Schottland und den Inseln natürlich.«
    »Und was, wenn ich Euch jetzt sage, kleine Königin von Schottland und den Inseln, dass auch ich eine Königin bin?«
    Sie kicherte. »Das kann gar nicht sein. Ich habe Seine Majestät und Ihre Hoheit schon getroffen.«
    Mein Lächeln erstarb. Diane. Sie dachte, Diane sei die Königin.
    Meine Kinder sahen mir zu, wie ich an Mary herantrat. »So, Ihr habt den König und die Königin getroffen, hm? Sagt mir,

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