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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Fleming ebnete. Diane hatte schon einmal ein ähnliches Debakel mit der Piemonteserin erlebt und Diskretion gewahrt. Aber diesmal war sie fünf Jahre älter; die Fassade einer keuschen Freundschaft zwischen ihr und dem König war längst zerbröckelt, und sie entsandte ihre Spione, jedes anrüchige Detail aufzudecken, wodurch alles erst recht an die Öffentlichkeit gezerrt wurde – zumal sie dann auch noch darauf bestand, dass Janet nach Schottland zurückgeschickt werde. Ernüchtert und beschämt stimmte Henri zu. Nun konnte Diane ihre Wut an Montmorency auslassen, der empört das Weite suchte, mit den Worten, er lasse sich nicht von einer »Dirne« herumkommandieren.
    Ich lachte, bis ich Seitenstechen bekam, obwohl mir auch die Eifersucht auf Henris Vorliebe für die üppige schottische Kinderfrau einen Stich versetzte. Zwar missfiel mir seine Untreue, aber dass sie Diane Kummer bereitete, war Grund genug zur Freude.
    Dann kam Henri selbst eines Nachts zu mir. Anstatt so zu tun, als sei nichts geschehen, begann er augenblicklich zu grummeln, er lasse sich ungern als Narr hinstellen. »Ich habe ihr nicht mal einen Adelstitel verliehen! Es war nur ein Spaß. Mein Vater hat es zu seiner Zeit weiß Gott schlimmer getrieben, und keiner hat ihm deswegen Vorwürfe gemacht.« Er sah mich an. »Hat es Euch geärgert?«
    Ich setzte mich in meinem Sessel auf; es war das erste Mal, dass es ihm einfiel, sich nach meinen Gefühlen zu erkundigen. Ich mochte mir nicht vorstellen, wie er reagieren würde, wenn er von meiner Mitwirkung bei diesem Fiasko erfuhr, bis mir einfiel, dass Diane, diese Heuchlerin, es ihm niemals sagen würde. Nie würde sie zugeben, dass sie so weit gegangen war, ihn durch ein Loch im Boden auszuspionieren.
    »Nein«, sagte ich schließlich. »Aber die Kinder tun mir leid. Sie liebten Janet Fleming.«
    Er seufzte. »Ja. Ich habe sie nicht berücksichtigt.« Wieder dieser fragende Blick. »Es hat Euch wirklich nicht geärgert?«
    Ich hatte mich damit abgefunden, dass er niemals die Komplexität meiner Gefühle verstehen würde, den flüchtigen Neid, die Kränkung darüber, dass er nie mich bei den Knöcheln packen würde.
    Also zwang ich mich, mit gespielter Gleichgültigkeit die Schultern zu zucken.
    Er stellte seinen Becher beiseite. Er hatte sein Wams abgelegt; unter den Hemdschnüren konnte ich das dunkle Haar seiner Brust sehen. Ich blickte auf meinen Stickrahmen hinab, als ich ihn sagen hörte: »Cathérine, ich wünschte, andere wären so verständnisvoll wie du.«
    Seine Hand umfing mein Kinn. Er beugte sich über mich, drückte die Lippen auf die meinen. So hatte er mich noch nie geküsst; eine innige Vereinigung unserer Münder, die mich wie ein Feuerstrahl durchfuhr. Mir stockte der Atem, als seine Zunge die meine ertastete und seine Hände über meine Brüste wanderten, mein Gewand öffneten und es über meine Schultern hinabschoben. Ich stöhnte auf, als er mich in die Arme nahm und zum Bett trug, wo er mich sanft niederlegte, sanft wie das Abendlicht.
    Er entledigte sich seiner Kleider, bis er nackt vor mir stand. Ich hatte ihn noch nie so zur Gänze gesehen und würde es auch nie mehr tun. Aber dieses eine Mal war er alles, was ich je zu sehen wünschte – groß und stolz, die straffen Konturen seiner Jugend durch die Jahre gerundet.
    »Heute Nacht möchte ich meine Frau lieben«, raunte er.
    In jener Nacht entdeckte ich die Leidenschaft, so wie sie sein soll. Von keiner Verpflichtung belastet, keiner Mätresse beäugt, keine Unvertrautheit mehr, keine Fremdheit in diesem intimsten aller Momente. Nur wir beide; und dieses eine Mal traf sich unser Verlangen und wurde eins. Eine rauschhafte Stunde lang genoss ich die Liebe genau wie Janet Fleming – eine Frau im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Nacht blieb er bei mir, die Arme um mich geschlungen, während ich mit dem Kopf auf seiner Brust schlummerte, von dem starken Schlag seines Herzens in den Schlaf gewiegt.
    Es war Mitte Dezember. Zusammen zeugten wir das Kind, das ich von allen am meisten liebte.

14
    Nach ein paar kurzen Stunden der Wehen in unserem Lieblingsschloss Fontainebleau hielt ich zum ersten Mal meinen dritten Sohn im Arm, meinen Henri-Alexandre, betitelt Duc d’Anjou, der Herzog von Anjou.
    Ich betete ihn an, sobald er mir an die Brust gelegt wurde. Nicht nur, weil er wie ein Medici aussah, mit seinen langen schwarzen Wimpern und dem olivenfarbenen Teint. Da war noch etwas, eine spürbare Verbindung, die nicht abgerissen

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