Die florentinische Prinzessin
meine Kinder zu schützen.
Nach dem Mahl verfasste ich meinen Brief und vertraute ihn Birago an. »Liefert dies hier ab und gebt bekannt, dass ich meine Kinder in Saint-Germain besuchen will, wie es einer liebenden Mutter zukommt.«
Birago nickte mit wissendem Lächeln.
Meine Kinder befanden sich in der Obhut ihrer Erzieher, Madame und Monsieur d’Humeries und meiner Schwägerin Marguerite, die bald nach Savoyen aufbrechen sollte. Sie und ich teilten ein letztes Abendmahl, und dann schenkte ich ihr das verbeulte Kohlebecken, in dem wir immer meine Salben gekocht hatten. »Nehmt es, und wenn Ihr Lavendel verbrennt, denkt an mich«, sagte ich, und wir umarmten einander.
Henris Tod und Dianes Abwesenheit verstörten meine Kinder weniger, als ich befürchtet hatte. Ich fand Hercule und Margot friedlich spielend vor, unberührt von der Tragödie, die ihren älteren Bruder zum König gemacht hatte. Selbst mein achtjähriger Henri schien nicht sonderlich aufgewühlt; er wollte mir nur unbedingt sein neues, handgemaltes Kartenspiel vorführen. Er mache gute Fortschritte, berichtete sein Hauslehrer, und bewähre sich besonders bei allen Freiluftaktivitäten. Wenn ich mir seine schlanke, sehnige Gestalt ansah, so fand ich, dass das Schicksal mir übel mitgespielt hatte, indem es François zu meinem Erstgeborenen machte. Henri hatte am wenigsten unter Dianes ungutem Einfluss gelitten und wäre sicher ein besserer König geworden, trotz seiner Jugend.
Nur mein neunjähriger Charles beunruhigte mich. Er wirkte sehr mitgenommen vom Verlust seines Vaters und weinte so bitterlich, dass auch ich selbst die Tränen kaum zurückhalten konnte, als ich ihm versicherte, sein Papa sei jetzt im Himmel und wache über uns. Charles schien mir viel zu blass und schmächtig, und ich verordnete ihm eine neue Diät, reich an rotem Fleisch und Gemüse.
Auch Elisabeth war dünn und blass, aber sie hatte sich nicht von ihrem Schmerz überwältigen lassen; sie sagte, sie habe die spanischen Gesandten davon in Kenntnis gesetzt, dass sie im Dezember nach Spanien abreisen würde. Sie hatte viel Zeit mit Claude verbracht, die nun mit dem Herzog von Lothringen verheiratet war, und sie hatten sich gegenseitig getröstet. Der Gedanke fiel mir schwer, mich in wenigen Monaten von Elisabeth trennen zu müssen, aber sie bestand darauf, dass ihr Vater es so bestimmt habe.
Vor dem schmerzlichen Verlust flüchtete ich mich in meine eigenen Pläne. Ein paar Tage nach meiner Ankunft in Saint-Germain erhielt ich Antwort auf mein Schreiben. Drei Zeilen: In zwei Tagen, bei Einbruch der Dunkelheit im Park. Sollte ich nicht rechtzeitig kommen, gebe ich Bescheid.
»Also gut«, sagte ich zu Birago, »lasst ihn wissen, dass ich da sein werde.«
Ich stand im Schatten des Palasts, während die sinkende Sonne den Himmel blutrot färbte. Der Wind pfiff um die Türme und wehte den Rauch weg, der über Paris hing. Mein Ratschlag an Monseigneur war nicht befolgt worden. Sein Edikt gegen die Hugenotten war in Kraft getreten, und in kaum zwei Wochen hatten über hundert Ketzer in Paris den Feuertod erlitten.
Der Terror hatte begonnen. Birago informierte mich, dass Hunderte von Hugenotten in den Süden des Landes geflohen waren, in der Hoffnung, den Häschern des Kardinals zu entkommen, die sie wie Vieh zusammentrieben. Die Zeit lief ab. Wenn ich ihnen nicht Einhalt gebot, würden Monseigneur und le Balafré Frankreich zu ihrem privaten Schreckensreich machen, unsere Untertanen ermorden und jeden Adeligen zum Schweigen bringen, der es wagte, sich ihnen zu widersetzen.
In gespannter Erwartung starrte ich auf die Ulmen in der Ferne, als er plötzlich auf dem Weg erschien.
Er schritt zuversichtlich dahin, ein Mann von mittlerer Größe in schwarzem Wams, den Mund von einem rotblonden Bart umrahmt. Er war vierzig, etwa in meinem Alter, doch seine ernste Miene ließ ihn älter aussehen, als er sich vor mir verneigte. »Hoheit, darf ich Euch mein tiefstes Beileid aussprechen? «
»Ich danke Euch, Seigneur. Ich bin froh, dass Ihr kommen konntet.«
Auf einmal wurde ich mir meiner Fülligkeit bewusst und der angegrauten Strähnen, die mir ums Gesicht peitschten. Ich hatte mich noch nie von meinem Spiegelbild irritieren lassen; wie viele Ehefrauen war ich vor der Zeit meinem Aussehen gegenüber gleichgültig geworden, doch jetzt hatte ich das überraschende Bedürfnis, als Frau gesehen zu werden, und schämte mich dessen. Mein Gemahl war knapp über einen Monat tot. Wie konnte
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