Die florentinische Prinzessin
nicht rühren können. Diane sah mich ebenso starr an wie ich sie. Ein Rubin bebte auf ihrer Brust, die Schließe ihres schwarzen Umhangs. In den Händen hielt sie eine silberne Schatulle.
»Ich habe Euch diese hier gebracht.« Sie legte die Schatulle auf meinem Frisiertisch ab und klappte feierlich den Deckel auf. Drinnen lagen auf purpurnen Samt gebettet Diamantanhänger und Ringe, Perlenohrringe, Rubinbroschen und Smaragdketten. »Ich gebe sie zurück, damit Ihr sie der Königin von Frankreich zukommen lasst.«
» Puttana! « Ich schlug sie mit aller Kraft ins Gesicht. Sie taumelte zurück, mein Handabdruck feuerrot auf ihrer Wange.
Sie hob das Kinn. »Davon träumt Ihr wohl schon seit Jahren. Ich fühle mich geehrt, Euch diesen letzten Dienst erweisen zu können.«
Mein Atem ging stoßweise, meine Hände ballten sich zu Fäusten, und ich war drauf und dran, das zu tun, wovon ich immer geträumt hatte – diese dämonische Maske zu zerfetzen und zu sehen, ob sie blutete wie jeder andere auch.
»Ihr könntet mich verhaften lassen«, sagte sie. »Doch ich glaube nicht, dass Seine Majestät das gutheißen würde.«
»Ihr habt kein Recht, seinen Namen auszusprechen!«
»Ich spreche nicht von Henri. Ich spreche von dem neuen König, François dem Zweiten. Ich war eine Mutter für ihn. Wenn es sein muss, wird er mich beschützen.«
Henris Leichnam wurde just in diesem Moment von den Einbalsamierern entweiht, und sie stand hier und verkündete ihre Unantastbarkeit, als sei es eine Tugend. Da wusste ich, dass sie ihn nie geliebt hatte. Sie war unfähig dazu. Sie war so leblos wie ihr Pantheon in Anet.
»Madame«, sagte ich leise, »ich könnte Euch auf dem höchsten Schlossturm aufspießen lassen, und niemand, nicht einmal mein Sohn, wäre fähig, mich davon abzuhalten.«
Ihre Augen weiteten sich. Endlich sah ich, was ich mir ersehnte: Angst. Vor mir. Da fielen aller Zorn und Hass, alle Mordlust von mir ab. Sie bedeutete mir nichts mehr.
Ich trat einen Schritt zurück. »Aber ich werde es nicht tun. Stattdessen befehle ich Euch, den Hof zu verlassen.«
»Ich hatte nicht die Absicht zu bleiben.« Sie rauschte an mir vorbei, königlich sogar noch in der Niederlage. Doch das Schandmal meiner Finger auf ihrer Haut würde sie bis zu ihrem Todestag an sich tragen. Mochte der Abdruck auch verblassen, die Schmach würde bleiben – als Erinnerung daran, dass ich es ihr schließlich heimgezahlt hatte.
An der Tür wandte sie sich um. »Ich kann Euch noch einen Dienst erweisen, den Ihr vielleicht zu schätzen wisst. Die Intrigen und Kabalen, die Bestechungen, Begünstigungen, Komplotte, die ständige Sorge um Sicherheit – all das überlasse ich Euch; niemand verdient es mehr als Ihr; niemand weiß besser damit umzugehen.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem eisigen Lächeln. »Aber es ist nicht so leicht, wie Ihr denkt. Als Frau allein in dieser Welt zu bestehen, verlangt den Einsatz aller Waffen, die Ihr besitzt, aller Härte und Widerstandskraft. Ihr schneidet Euch ins eigene Fleisch, ohne es zu merken, so lange, bis Ihr zugleich alles und nichts habt. Es ist jetzt alles Eures, um damit nach Gutdünken zu verfahren.«
Sie wandte sich zum Gehen. »Madame«, sagte ich, »Ihr seid noch nicht entlassen.«
Ihre Hand erstarrte auf dem Türriegel.
»Ihr habt mir etwas genommen, das nicht Eures war. Jetzt will ich es zurück.«
»Er ist dahin«, fauchte sie. »Ich kann den Toten kein Leben einhauchen.«
»Ihr seid anmaßend. Er war immer der Meine. Er wird in unserer Gruft bestattet, wo ich eines Tages neben ihm ruhen werde, als seine Frau und Königin. Ihr dagegen werdet gar nichts sein. Also versucht nicht, mich zu reizen. Ich bin die Mutter des Königs. Ein Wort von mir, und Ihr endet weit schlimmer als jede Eurer Rivalinnen.«
Sie funkelte mich an. »Was wollt Ihr denn? Sagt es, damit ich gehen kann. Ich bin dieser Spielchen müde.«
»Chenonceau. Ihr werdet mir die Besitzrechte abtreten, bevor Ihr diesen Raum verlasst.«
Sie brach in schrilles Gelächter aus. »Ist das alles? Nehmt es, macht es zu einer Zuflucht für Eure Witwenschaft. Ich habe immer noch Anet. Es war mein Eigentum durch meine erste Ehe, und Henri hat es mir noch einmal überschrieben, für den Fall, dass ein Tag wie dieser kommen würde. Er kannte Euch gut, Madame. Er wusste, was Ihr für eine Krämerstochter seid.«
Sie hob den Riegel, im Glauben, wie immer das letzte Wort zu haben.
In einer plötzlichen Eingebung riss ich die Schublade
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