Die florentinische Prinzessin
Einverstanden?«
Claude nickte und hastete davon, drall wie eine Henne in ihrem weißen Samt.
»Lass uns hineingehen, Maman«, murmelte Elisabeth. »Es ist kalt.«
Nach François’ Krönung – die wegen seiner angegriffenen Gesundheit bescheiden ausfiel – traf die spanische Eskorte ein, um Elisabeth abzuholen.
Ich bestand darauf, den ganzen langen Weg bis zum eingeschneiten Châtelherault mitzureiten. Am vereisten Fluss wandte sie sich zu ihren Damen um, holte ein zappelndes Bündel hervor und reichte es mir sanft herüber. Als ich die eisglitzernde Wolle zurückschlug, blickten mich feuchte dunkle Augen aus einem flauschigen weißen Gesicht an.
»Ich habe ihr noch keinen Namen gegeben«, sagte Elisabeth. »Sie ist noch ein Welpe, aber viel größer wird sie auch nicht. Angeblich ist die Rasse sehr langlebig und anhänglich.«
Das Hündchen jaulte, versuchte, sich freizustrampeln, um mir die Nase zu lecken. Ich starrte Elisabeth in hilflosem Schweigen an.
»Sie ist auch ziemlich laut.« Meine Tochter lachte. »Sie bellt alles an, was sie nicht kennt, und wird Euch ein guter Wachhund sein.«
»Sie ist zauberhaft«, sagte ich. »Ich werde sie Muet nennen, die Stumme, weil sie so laut ist.«
»Ich hab Euch lieb, Maman«, wisperte Elisabeth. »Ich werde Euch jeden Tag schreiben.«
Ich umarmte sie. Muet zappelte zwischen uns. Dann überließ ich sie ihrer Eskorte und blieb am Fluss zurück, während sie den Weg ins Gebirge antrat. Zahllose Menschen hatten die Pyrenäen überquert; Spanien lag gleich jenseits unserer Landesgrenze. Wir konnten uns jedes Jahr besuchen, wenn wir wollten.
Und doch stand ich noch lange dort, nachdem sie verschwunden war, die Nase in das weiche Fell vergraben, dem noch ihr Duft anhaftete.
Der Hof zog nach Blois, als François wieder erkrankt war, zweifellos vor Überanstrengung, war er bei der Krönung doch gezwungen gewesen, stundenlang in der eiskalten Kathedrale zu stehen und zu knien und die Brust für die Ölung zu entblößen. Er war nie kräftig gewesen, doch den furchtbar abgemagerten Jüngling, der da mit eingesunkenen, vom Fieber und Opium glänzenden Augen im Bett lag, erkannte ich kaum wieder.
Ich versuchte, François zu trösten und zu ermutigen. Ich verabreichte ihm einen Sud aus Rhabarber und Kamille; ich las ihm vor, um ihn abzulenken; doch jedes Mal, wenn ich die Guises oder das Edikt gegen die Hugenotten erwähnte, drehte er stöhnend den Kopf weg und murmelte, er habe ohnehin nie König werden wollen.
Auch Mary schien wenig Gefallen an ihrem Dasein als Königin zu finden. Sie war dünn und ruhelos und grämte sich um François, bis ich sie überreden konnte, sich ein wenig abzulenken. Wir gingen zusammen im ummauerten Garten von Blois spazieren, spielten Laute und stickten, fanden zu einem fragilen Einvernehmen, das eines Nachmittags, als wir in meinen Gemächern weilten, schlagartig zerstört wurde.
»Diese Hugenotten sind räudige Hunde«, giftete sie ohne Vorwarnung. »Sie missachten das Edikt Monseigneurs, meines Oheims, reißen die Anschläge überall von den öffentlichen Plätzen, obwohl das verboten ist. Der Scheiterhaufen ist noch zu gut für sie. Sie sollten gevierteilt werden, und ihre Glieder sollte man auf allen Stadttoren verfaulen lassen. Mein Oheim sagt, sie belegen meinen armen François mit Flüchen, um ihn krank zu machen. Er sagt, sie vergiften die Brunnen und verderben die Ernten, damit unser Volk verhungert und verdurstet.«
Ich blickte von meinem Stickrahmen auf. So gehässige Worte hatte ich noch nie von ihr vernommen. »Meine Liebe, dein Oheim übertreibt. Ich versichere dir, es sind keine Ungeheuer. Und so viele, dass sie Katastrophen bewirken, werden es wohl kaum sein.«
Die Augen in dem angespannten Gesicht wurden noch größer. »Ja, was glaubt Ihr denn? Sogar unter diesem Dach hier wimmelt es von Ketzern! Der ganze Hof ist voll davon!«
Muet knurrte auf ihrem Kissen. Lucrezia kam herüber und füllte unsere Becher nach. Ich leerte meinen in einem Zug. »Du solltest nicht auf diese Hetztiraden achten«, sagte ich, barscher als beabsichtigt. »François hat schon immer an Ohrenentzündungen gelitten, und zu viel Regen und Missernten plagen uns nun bereits seit Jahren. Als Königin musst du den Wert der Toleranz schätzen lernen.«
Sie schrak auf. »Ihr … Ihr verteidigt sie …?«
»Ich verteidige die Unschuldigen.« Ich fixierte sie mit strengem Blick. »Ich will Frieden in Frankreich und Wohlstand für alle. Wir sind
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