Die florentinische Prinzessin
schicken, denn dort, umgeben von ihren Leibwächtern und Erziehern, würden wenigstens sie in Sicherheit sein.
»Mein Spion hat es gesehen«, bestätigte Birago. »Die Hugenotten marschieren gegen das Triumvirat auf.«
Ich hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. » Dio mio , Cosimo hat mir gesagt, dass es einen Krieg geben wird!« Ich verstummte, zwang mich dazu, Ruhe zu bewahren. »Wie viele Hugenotten?«
»Wenn die Berichte zutreffen, waren es bei der letzten Zählung fünftausend.«
»Unmöglich! Wie könnten sie in so kurzer Zeit das Geld auftreiben, um eine derartige Streitmacht aufzustellen?«
»Wie wahr. Laut meinen Berichten bekamen sie Hilfe von calvinistischen Bankiers aus Genf. Das lässt sich natürlich nicht überprüfen, aber irgendjemand muss das schon seit Monaten planen. Solche Geschäfte werden nicht über Nacht vollzogen.«
Um mich herum wurde die Welt finster. »Und Coligny …?«
Birago senkte die Augen. »Nichts. Nach Vassy haben meine Spione jede Spur von ihm verloren.«
Ich musste handeln. Ich konnte nicht einfach herumsitzen und darauf warten, dass alles, wofür ich gekämpft hatte, in Flammen aufging. »Es muss doch irgendetwas geben, das wir tun können.« Ich überlegte. »Können wir ihnen eine Nachricht zukommen lassen?«
Er nickte.
»Dann tut das. Und ich werde mit le Balafré sprechen. Ich werde ihm sagen, dass ich zunächst mit ihnen verhandeln werde. Und ihn daran erinnern, dass er auf unsere königliche Genehmigung angewiesen ist, um Schlachten gegen die Hugenotten zu schlagen.«
Als der Herzog sich bei mir einfand, lachte er mir ins Gesicht. »Und Ihr glaubt wirklich, dass Ihr einen heiligen Krieg verhindern könnt, Madame? Bitte, dann versucht es nur. Sie marschieren auf St. Denis zu, wo ich ihnen einen feurigen Empfang bereiten werde. Und Ihr werdet in Begleitung meiner Eskorte reisen, denn ich weiß, dass diese Ketzer in keinem Fall verhandeln oder die Waffen niederlegen werden, weder in Eurem noch des Königs oder Gottes Namen.«
Wie sich herausstellte, bestand seine Eskorte aus fünf Soldaten und dem Konnetabel, in der Tat eine dürftige Schutzmacht, mit der hinreichend zur Schau gestellt wurde, wie gering le Balafré meine Sicherheit schätzte. An einem brütend heißen Morgen brach ich mit Lucrezia an meiner Seite zu Pferde zur Ebene vor den Mauern von Paris auf, wo die Hugenotten mich empfangen wollten.
Dort angekommen, zügelte ich mein Pferd. Auf den trockenen Feldern vor mir lagerten Tausende von Männern. Die Sonne brannte auf eine ganze Stadt von Zelten nieder – und auf ein riesiges Waffenarsenal: Kanonen und Arkebusen, Lanzen, Belagerungsmaschinen und Schilde, genug, um die Stadtmauer von Paris niederzureißen.
Dieses Bild raubte mir die Fassung. Ich hatte die Hugenotten als verfolgte Minderheit erlebt, als Untertanen, die auf meinen Schutz angewiesen waren. Doch hier stand ein Feind, der meiner königlichen Wache weit überlegen war.
»Die Calvinisten haben ganz gewiss etwas für ihr Geld bekommen«, murmelte ich Lucrezia zu. Auf meiner anderen Seite spuckte der Konnetabel auf den Boden. »Schaut Euch nur dieses Häretiker-Geschmeiß an!«
Ich musterte ihn voller Abscheu. Insgeheim fragte ich mich, warum er, in diese protzige Rüstung gepfercht, nicht längst tot umgefallen war. In seinen und Colignys Adern konnte doch unmöglich das gleiche Blut fließen! »Auch sie sind Menschen und Untertanen des Königs«, blaffte ich.
Er starrte mich an. »Menschen? Seit dem Tag, an dem sie sich Calvin verschrieben haben, sind sie nichts anderes als Ausgeburten des Teufels!«
Statt einer Antwort trieb ich meine Stute weiter, mitten auf einen weißen Pavillon zu, auf dem ein rotes Kreuz prangte, das Emblem der Kreuzzüge, das die Hugenotten übernommen hatten. Hinter mir durchbrachen das Klirren von Rüstungen und das Klappern von Hufen die Stille – meine Eskorte folgte mir. Nun stieg in der Ferne vor uns eine Staubwolke auf. Eine Gruppe von Reitern kam auf uns zugesprengt. Erneut brachte ich mein Pferd zum Stehen. »Das könnte ein Hinterhalt sein«, flüsterte Lucrezia. »Was, wenn sie uns gefangen nehmen?«
»Unsinn.« Ich schlug meinen Schleier zurück. »Wenn mich schon le Balafré für vollkommen wertlos hält, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich von diesen Männern mehr zu befürchten habe.«
Ein kecker Jüngling ritt an der Spitze der Hugenotten. Er trug ein Kettenhemd und hatte sich seinen weißen Waffenrock um die Hüften gebunden.
Weitere Kostenlose Bücher