Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
nicht ungestraft morden und plündern können. Sie lassen uns keine Wahl.«
    Ich senkte den Blick auf seine kräftigen, bronzefarbenen Hände, die die meinen umschlossen hielten. »Ich glaube an Gott«, sagte ich. »Ich glaube, dass viele Wege zu seinem Licht führen können, nicht nur derjenige, den Rom vorgibt. Aber Krieg habe ich schon einmal erlebt, in meiner Jugend. Und ich glaube nicht, dass er eine Lösung ist. Egal, wofür. Ich glaube nicht, dass es Gott gefällt, wenn wir viele Menschen umbringen, um irgendetwas zu beweisen.«
    Er blieb stumm.
    Durch sein Schweigen fühlte ich mich dazu ermuntert, weiterzureden. »Wir können immer noch eine friedliche Lösung finden. Mein Edikt bleibt in Kraft; die Hugenotten stehen weiter unter königlichem Schutz. Wenn du mit mir an den Hof zurückkehrst, werde ich dich in den Kronrat aufnehmen und …«
    »Nein.« Er löste sich von mir und stand auf. Seine Miene verhärtete sich und zerstörte so meine letzte Hoffnung. »Meine nächste Begegnung mit dem Herzog von Guise wird in der Schlacht stattfinden. Die Zeit zu reden ist vorbei.«
    Ich war mit meinem Angebot gescheitert. Schlagartig sah ich eine grauenvolle Zukunft voraus, beherrscht von einem Religionskrieg, der dieses Reich, meine Wahlheimat, ins Verderben stürzen würde – ein Land voller verkohlter Weiler und verwüsteter Felder, voller Witwen und Waisen, ein Land der Verzweiflung.
    Ich sah ihm fest in die Augen. Was ich als Nächstes sagte, brach jäh aus mir hervor und wurde zu einer verzweifelten Bitte: »Aber ich kann dich nicht schützen, wenn du diesen Krieg wählst. Frankreich ist ein katholisches Königreich, und bis auf Weiteres muss es das auch bleiben. Eure Sache wird nicht vom König gebilligt; ihr begeht Hochverrat und zwingt mich, auf der Seite des Triumvirats gegen euch zu kämpfen.«
    »Ich weiß«, antwortete er mit einer Schicksalsergebenheit, die mir schier das Herz zerriss. »Ich erwarte nichts anderes. Du bist gekommen, wir haben miteinander gesprochen; das muss genügen. Jetzt musst du deinen Sohn, den König, schützen. «
    Mit brechender Stimme flehte ich: »Dann zieht euch wenigstens zurück! Wählt einen anderen Ort, um euren Krieg zu führen! Le Balafré hat ganz Paris in seiner Gewalt und kann jederzeit Verstärkung rekrutieren. Er wird euch abschlachten. Ihr werdet alle sterben!«
    Er trat dicht an mich heran. Als er mich umarmen wollte, hob ich abwehrend die Hand. »Nein. Das ertrage ich nicht. Nicht jetzt …«
    Er nickte. »Das kann ich verstehen. Ich werde über deine Warnung nachdenken. Bis dahin, meine Cathérine, bete für Frankreich.«
    Bevor ich darauf etwas erwidern konnte, wandte er sich ab und ging hinaus.

    Le Balafré wartete im Hof des Louvre auf mich. Er musterte abschätzig mein Pferd, und seine Lippen kräuselten sich. »Eure Satteltaschen scheinen mir zu flach, um die Köpfe von Hugenotten zu enthalten.«
    Ich erwiderte seinen erbarmungslosen Blick. »Ihr werdet den König und mich auf der Stelle freilassen. Nur dann bekommt Ihr die Genehmigung, diesen Krieg zu führen. Er wird unter Eurem Oberbefehl geführt werden, und zwar ohne Plündern oder Töten. Außerdem darf Admiral Coligny kein Leid zugefügt werden. Ist das klar? Im Falle seiner Gefangennahme führt Ihr ihn uns vor, damit hier der Gerechtigkeit Genüge getan werden kann.«
    »Sehr schön«, sagte er, doch als ich an ihm vorbei hinausrauschte, stieß er ein hämisches Lachen aus, das mich nicht daran zweifeln ließ, dass das Leben meines Geliebten verwirkt war, sollte er ihm in die Hände fallen.

24
    Ich zog mich mit Charles und meinen anderen Kindern nach St. Germain zurück. Während der Herbst den Sommer mit Wind und Regen vertrieb, verfolgte ich aus der Ferne, wie unsere Armee unter der Führung von le Balafré und dem Konnetabel Coligny jagte. Dieser hatte meinen Rat beherzigt und war zurückgewichen. Statt ständig die Schlacht zu suchen, hatte er jede Festung auf seinem Weg eingenommen, wo Hugenotten in der Überzahl und bereit waren, ihm zu helfen.
    Bis September nannten die Hugenotten dreißig Zitadellen ihr eigen und hatten in einer Schlacht bei Orléans den Konnetabel gefangen genommen. Le Balafré schäumte vor Wut. Zusammen mit unserem neuen Regenten, Antoine de Bourbon, belagerte er die Stadt, ließ Steine über die Mauern schleudern, verwüstete das Umland und kippte Salz in jeden Brunnen. Die in der Stadt eingeschlossenen Hugenotten hungerten, was sie aber nicht daran hinderte, immer

Weitere Kostenlose Bücher