Die Flotte der Caer
Streben gelten soll. Erst wenn du an diesem Ziel bist, wird dir das nächste genannt.«
Die Stimme erstarb, und in Mythor wuchs die Furcht, dass sie entschwinden könne, bevor sie ihm den entscheidenden Hinweis gegeben hatte. »Schnell, ich bitte dich!« rief er.
»Suche Xanadas Lichtburg.« Gwasamees Stimme war nur noch ein Hauch. »Dort wirst du das Gläserne Schwert Alton finden, das nimm an dich.«
Die letzten Worte verwehten wie im Wind; Mythor konnte sie kaum hören. Und dann erstarb die Stimme endgültig. Doch die Worte hallten wie ein starkes, unauslöschliches Echo in seinem Geist nach.
Xanadas Lichtburg!
Das Gläserne Schwert Alton!
Es war vorbei. Gwasamee begann sich vor seinen Augen aufzulösen. Das Gesicht verflüchtigte sich, aber Mythor glaubte noch ihr Lächeln zu sehen, als die Züge sich längst schon verwischt hatten.
»Wie finde ich Xanadas Lichtburg?« rief er verzweifelt, obwohl er wusste, dass er vergebens auf eine Antwort hoffte.
Gwasamee verging. Nur noch der Mumienkörper in dem prächtigen Steinsarg war von ihr geblieben.
Als Mythor auf die Mumie blickte, entfuhr ihm ein gurgelnder Laut. Mit ungläubigem Entsetzen sah er, wie die Mumie verfiel. Was über unzählige Generationen durch den Geist der Gwasamee zusammengehalten worden war, löste sich nun auf. Das Gesicht wurde weich und zerfloss. Verwesungsgeruch stieg auf und raubte Mythor den Atem.
Mythor wich hustend zurück. Er taumelte zu einer Wand und stützte sich. Seine Hand brannte, und er zog sie zurück. Da sah er, dass seine Hand einen dunklen Abdruck in dem Wandbild hinterlassen hatte. Davon zogen sich Sprünge über die Bilder, die sich immer mehr verästelten und breiter wurden.
Nein! dachte Mythor. Er wollte nicht schuld daran sein, dass die Bilder erloschen. Er wollte sie vor seinem Rückzug noch einmal genau betrachten. Aber die Bilder wurden von den schwarzen Sprüngen zerrissen und verloren ihre Farbe. Die Zeichnungen blätterten ab, zerfielen zu Staub und wurden zu Nichts.
Mythor wandte sich ab. Aus dem steinernen Sarg stieg nun eine dichte Qualmwolke, die ihm die Sicht auf die gegenüberliegende Wand nahm. Giftige Dämpfe breiteten sich in der Gruft aus und hüllten ihn ein, als er nicht rasch genug zurückwich.
Er hielt den Atem an und wirbelte das Schwert vor seinem Gesicht, um sich frische Luft zuzufächeln. Aber es half wenig. Seine Augen brannten bereits wie Feuer. Das Gift drang ihm in die Atemwege und drohte sein Inneres zu zersprengen.
Keuchend und hustend durcheilte er den schmalen Gang und erreichte die Treppe. Aber die giftige Wolke erreichte ihn auch hier, und sie folgte ihm in dichten, wallenden Schwaden, als er die Treppe hinaufhastete.
Wütendes Fauchen schlug ihm von oben entgegen. Er hielt an und blickte die Treppe hinauf. Im dämmrigen Schein der Todeswolke sah er die Schatten der beiden Raubkatzen, die sich ihm in drohender Haltung entgegenstellten.
»Zurück!« schrie er sie an. »Geht aus dem Weg!«
Dabei machte er mit dem Schwert eine drohende Geste. Als Antwort kam ein heiseres Gebrüll aus ihren säbelzahnbewehrten Rachen. Und statt sich eingeschüchtert zurückzuziehen, warfen sie sich in plötzlicher Raserei in seine Richtung. Mitten im Sprung wurden sie von ihren Ketten zurückgerissen. Das schien sie jedoch nur zu noch größerer Wut anzustacheln.
Mythor war sich darüber klar, dass er die Mordbestien diesmal nicht würde zähmen können. Zurück konnte er nicht, das verhinderte die Giftwolke. Er müsste sich den Raubkatzen zum Kampf stellen, denn nur an ihnen vorbei führte der Weg ins Freie.
*
Samor Yorgst fror. Zum kalten Wasser der Straße der Nebel kam nun ein eisiger Wind, der über die Wellen strich.
Endlich konnte er sich wieder bewegen. Er hatte den Schauplatz des Kampfes hinter sich gelassen. Vor Entdeckung war er nun sicher.
Das Schwert in seinem Gürtel behinderte ihn kaum, aber sein linker Arm machte ihm zu schaffen. Bei jeder Schwimmbewegung setzte das schmerzhafte Pochen verstärkt ein, dass es ihm fast die Besinnung raubte. Aber er biss die Zähne zusammen und schwamm weiter, denn er müsste noch vor Einbruch der Dunkelheit die Küste erreichen. Andernfalls war er verloren.
Die Schulterwunde hatte sich entzündet, und er wusste, dass das Gift in seinem Blut ihn umbringen würde. Yorgst fürchtete nicht um sein Leben. Zweimal war er bereits dem Tode entronnen, und er war es müde, gegen sein Schicksal anzukämpfen. Nur noch eines zählte: Der Herzog müsste
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