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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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schließlich, als in die überfüllten Sitzbänke wieder Ruhe eingekehrt war, stimmte die Orgel das prächtige Präludium an, das eigens für diese Hochzeitsfeierlichkeiten komponiert worden war. Das Portal der Kathedrale öffnete sich, und dann betraten im Klang der Musik Erzbischof Maikel Staynair und die versammelten Bischöfe der Kirche von Charis das Haus Gottes.
    Falls Staynair auch nur im Mindesten durch die Erinnerungen an das, was ihm in dieser Kathedrale beinahe widerfahren wäre, beunruhigt war, so ließ er sich das weder durch seine Mimik noch seiner Körpersprache anmerken. Seine goldene Krone glitzerte im Licht der Sonne, das durch die Buntglasfenster fiel; die Rubine, die die bischöfliche Kopfbedeckung zierten, glommen wie winzige Sonnen. An den reich verzierten, bestickten Amtsgewändern (die Owl in angemessener Art und Weise ›modifiziert‹ hatte, auch wenn niemand außer Merlin davon wusste) schimmerten die goldenen und silbernen Fäden, mit denen der Stoff durchwirkt war, und Perlen und Edelsteine brachen in geradezu atemberaubender Schönheit das Sonnenlicht. Die Gewänder der anderen Bischöfe waren fast ebenso reich verziert, doch als Bischöfe anderer Gemeinden, die hier nur zu Besuch waren, trugen sie die traditionellen priesterlichen Kopfbedeckungen, keine Kronen. Doch auch diese Kopfbedeckungen unterschieden sich deutlich von denen, die sie üblicherweise anzulegen pflegten. Auch sie waren reich mit Juwelen besetzt und aufwändigst verziert.
    Die herrlichen Stimmen des Chors wurden noch lauter, als die Priesterschaft den Hauptgang der Kathedrale hinabschritt, vor ihnen Szepter- und Kerzenträger und Thuriferare. Trotz des Abscheus, den Merlin aus tiefster Seele für diese ›Religion‹ empfand, die Langhorne und Bedard den Bewohnern von Safehold aufgezwungen hatten, sah selbst er sich gezwungen, sich die Schönheit und Erhabenheit des Prunks und der Liturgie gleichermaßen einzugestehen, während er Staynair dabei zuschaute, im Vorbeigehen immer wieder Kinder zu segnen, in dem er ihnen die Hand auf den Kopf legte.
    Und dass alle diese Leute hier wirklich an das glauben, was man sie gelehrt hat, gehört durchaus dazu, dachte er. Im Glauben liegt Macht, selbst wenn dieser Glaube fehlgeleitet ist und missbraucht wird, und ich kann einfach nicht glauben, dass Gott dieses Volk nicht anhören soll, so sehr man es auch belogen haben mag. Dieser ganze Glaube, dieses ganze Gottvertrauen … da muss Er doch diese Stärke und Leidenschaft erkennen. Wie könnte Er jemanden dafür verdammen, Ihn in der einzigen Art und Weise zu ehren, die hier jemals gelehrt wurde?
    Die Prozession der Bischöfe kam zu einem Ende; die Prälaten nahmen in den ihnen angewiesenen Sesseln Platz, und Staynair, der nun vor der untersten Stufe der Treppe stand, die zum Thron des Erzbischofs hinaufführte, wandte sich der versammelten Gemeinde zu. Dort stand er, wartete ab, bis die Musik schließlich verklungen war. Immer noch schwieg er, lächelte nur, während die Stille im Inneren der Kathedrale in perfekte, reine Ruhe überging. Es war so ruhig, dass es schien, als wage niemand hier auch nur zu atmen. Und erst dann ergriff der Erzbischof von Charis das Wort und brach damit die erwartungsvolle Stille.
    »Meine Kinder«, sagte er, »dies ist ein bedeutender und freudiger Tag. Es ist stets eine Quelle der Freude für das Volk eines wohlregierten Königreiches, wenn sein Monarch den Bund der Ehe eingeht. Nicht nur, dass diese Ehe zugleich eine Verheißung und die Sicherung der Thronfolge des Reiches darstellt. Ein jeder Regent − sei er ein König, sei er eine Königin −, der den Menschen seines Herzens findet, auf dass er ihm zur Seite stehen kann, vereint gegen alles, was die Welt ihnen an Unbill aufbürden mag, ist ein stärkerer und besserer Regent.
    König Haarahld, mögen Gott und die Erzengel ihr Angesicht über ihn leuchten lassen, fand einen solchen Menschen in Königin Zhanayt, und nun darf ich euch berichten, dass auch König Cayleb eine solche Braut gefunden hat − in Königin Sharleyan. Staatshochzeiten sind allzu selten Hochzeiten des Herzens, meine Kinder. Doch zweifelt niemals daran, dass für die heutige Heirat beides gilt.«
    Er lächelte zur königlichen Empore hinauf, auf der Cayleb und Sharleyan Seite an Seite saßen, und in diesem Augenblick griff Cayleb nach Sharleyans Hand − Merlin war sich fast sicher, dass es gänzlich unbewusst geschah.
    »Doch diese Heirat steht für mehr als nur die

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