Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
heran, bis ihre Stirn die seine berührte. Ohlyvya hatte ihre Gefühle für ihn nicht sonderlich häufig derart offen ausgesprochen, und er schloss die Augen und genoss den Moment.
    »Das ist noch nicht das Ende, weißt du?«, sagte er dann leise zu ihr. »Cayleb hatte recht, als er Trahvys gesagt hat, das sei erst der Anfang. Indem ich für Cayleb Partei ergreife, stelle ich mich gegen den Tempel, und Clyntahn ist ein ungleich rachsüchtigerer Gegner, als Cayleb jemals sein könnte. Ganz zu schweigen davon, dass die Kirche über ein Vielfaches an Ressourcen, Reichtum und schlichtweg Leuten verfügt, als Cayleb das jemals gelingen könnte, selbst jetzt, da Chisholm Teil seines neuen ›Kaiserreiches‹ ist.«
    »Clyntahn ist ein bigottes, herumhurendes, selbstsüchtiges, scheinheiliges Schwein, das zu viel frisst und zu viel säuft und sich in selbstgerechtem Fanatismus für Gott persönlich hält«, merkte Ohlyvya an, und noch nie hatte Nahrmahn in ihrer Stimme derart viel Gift gehört.
    Erstaunt blinzelte er, dann nahm er den Kopf gerade weit genug zurück, um seiner Frau erneut in die Augen schauen zu können. Sie erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, und in dem Moment erkannte Nahrmahn, dass auch in ihren Augen ein Feuer loderte. Ein Feuer, das er dort niemals gewähnt hatte … und dass ihm das entgangen war, würde er sich selbst so rasch nicht vergeben können.
    »Ich bin ja auch nicht gerade blind, weißt du?«, erklärte sie dann in scharfem Ton. »Aber im Augenblick geht es mir darum, dass jemand wie Clyntahn es schon schwer genug hätte, sich nur Cayleb und Sharleyan alleine zu stellen. Jetzt, wo du auch noch dabei mitmischst, ist das Schwein in Zion genau so chancenlos wie ich, wenn ich mit diesem Captain Athrawes aus Caylebs Leibgarde Armdrücken spielen wollte!«
    Unwillkürlich musste Nahrmahn lächeln. Kurz bedachte seine Gemahlin ihn mit einem finsteren Blick, dann musste auch sie leise lachen; sie beugte sich zu Nahrmahn hinüber und legte ihre Wange an seine Brust.
    »Ich weiß ja, dass du dich selbst nie für ein Abbild des kühnen Helden gehalten hast, Liebster«, sagte sie. »Na ja, ich natürlich auch nicht. Aber ich habe in dir schon immer jemanden gesehen, der ungleich bedeutender ist − jemanden, der ohne mit der Wimper zu zucken und ohne sich selbst irgendwelchen Täuschungen hinzugeben, in die Zukunft blickt und seine eigenen Verpflichtungen achtet. Und auch wenn ich natürlich nicht möchte, dass du dir darauf irgendetwas einbildest, bist du doch zugleich auch einer der schlauesten Männer, die ich kenne.«
    »Wenn ich so schlau bin, wie kommt es dann, dass ich jetzt gerade Cayleb die Treue geschworen habe, und nicht umgekehrt?«, fragte er, und es war seinem Tonfall anzumerken, dass er nur halb im Scherz gesprochen hatte.
    »Ich habe doch nicht gesagt, du seiest ›unfehlbar‹, Liebster − nur ›schlau‹. Abgesehen davon, um hier eine dieser herrlichen Ausdrücke zu verwenden, die dein Sohn aus diesen grässlichen Büchern aufgeschnappt hat: Man kann nur die Karten ausspielen, die man auch auf der Hand hat. Aber ich glaube, dass dir gerade jemand völlig neue Karten gegeben hat. Und nach allem, was ich dieses Mal darüber mitbekommen habe, scheint es mir nicht, als seiest du auch nur versucht, hier in irgendeiner Art und Weise falsch zu spielen.«
    »Nicht mehr«, gestand er, dann schüttelte er den Kopf; halb wirkte die Geste belustigt, halb verriet sie nachdenklichen Unglauben. »Und selbst wenn ich versucht wäre − was, wie ich zu meinem eigenen beträchtlichen Erstaunen zugeben muss, tatsächlich nicht der Fall ist −, wäre das doch unglaublich dumm von mir. Es gibt jetzt keinen Weg mehr zurück nach Zion, Liebste, und es besteht nicht der Hauch einer Chance für mich, diesen Kern des Widerstandes gegen den Tempel, den Cayleb tatsächlich zu begründen gelungen ist, irgendwie in meine Gewalt zu bringen. Jetzt zu versuchen, ihn zu hintergehen oder zu verraten, das wäre so, als würde man mitten in einem Wirbelsturm dem besten Steuermann die Kehle durchschneiden. Und ich fürchte sehr …« − sein Lächeln wirkte jetzt finster genug, um Milch sauer werden zu lassen − »… dass diese Seefahrt lange genug dauern wird, um mich völlig aus der Übung kommen zu lassen; die Lage wird sich nicht rasch genug beruhigen, als dass ich jemals wieder irgendeine Form des Verrats auch nur in Erwägung ziehen würde.«
    »Gut.« Sie drückte sich noch enger an ihn.

Weitere Kostenlose Bücher