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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sehr ruhiger Stimme, und mit zwei großen Schritten kam er auf sie zu. Mit seinen kräftigen, schwertschwieligen Händen umfasste er ihre zarten Finger, führte sie behutsam an die Lippen und küsste ihre Handrücken.
    »So sollte das eigentlich nicht sein«, sagte sie zu ihm, löste eine Hand aus seinem Griff und legte sie ihm zärtlich an die Wange.
    »Ich weiß.« Wieder dieses Lächeln, von dem sie mittlerweile bemerkt hatte, dass es ihr Herz sofort zum Schmelzen brachte. »Das sollte eigentlich nur eine Staatsheirat sein, bei der du insgeheim nur darauf wartest, dass ich endlich verschwinde, trotz all der erforderlichen Plattitüden für die Öffentlichkeit.« Er schüttelte den Kopf, und seine Augen glitzerten im Halbdunkel der Kabine. »Wie in aller Welt soll ich denn Hektor in dem Maße in den Hintern treten, wenn ich nicht einmal das hier richtig hinbekommen habe?«
    »Ach«, sagte sie so leichthin, wie es ihr nur möglich war, »ich bin mir sicher, Ihr werdet Mittel und Wege finden, letztendlich doch noch in einen Sieg zu stolpern, Euer Majestät.«
    »Na, da danke ich Euch aber, Eure Majestät.«
    Erneut küsste er die Hand, die er immer noch festhielt, dann zog er seine Frau an sich und legte zärtlich einen Arm um sie.
    Sie genoss die Kraft, die in dieser Umarmung lag, während sie gleichzeitig zutiefst verwundert darüber war, wie leichtherzig er beschrieben hatte, was ihre Ehe auch hätte werden können. Womit sie sogar mehr oder weniger fest gerechnet hatte.
    Es erschien ihr schlichtweg unmöglich. Sie waren kaum mehr als einen Monat verheiratet. Sie kannte ihren Mann nicht einmal drei Monate. Und doch erschien ihr dieser Abschied, als würde ihr das Herz herausgerissen.
    »Ich möchte nicht, dass du gehst«, gestand sie ihm leise.
    »Und ich möchte dich nicht hier zurücklassen müssen«, erwiderte er. »Damit ergeht es uns genau so wie trauernden anderen Männern und Frauen, nicht wahr?« Er schaute ihr tief in die Augen, und sein Blick war sehr ernst. »Wenn wir genau das von ihnen verlangen können, dann ist es doch wohl nur gerecht, wenn wir den gleichen Preis dafür zahlen müssen.«
    »Aber wir hatten nur so wenig Zeit zusammen!«, protestierte sie.
    »Wenn es Gottes Wille ist, werden wir Jahre haben, das wiedergutzumachen.« Nun wandte er sich ihr ganz zu, und sie schmiegte den Kopf an seine Brust. »Und ich versichere dir, dass ich mich auf jedes einzelne dieser Jahre freue«, flüsterte er ihr mit einem verschmitzten Lächeln ins Ohr, während seine Hand sanft ihren Rücken hinabstrich und dann ihr Hinterteil tätschelte.
    Das ist ein echter Vorteil der charisianischen Mode, dachte sie. Gewänder aus Chisholm wurden meist durch schwere Unterkleider gestützt, die Schutz vor dem viel kühleren Klima im Norden boten. Die leichteren und dünneren Kleider aus Charis stellten einen deutlich dünneren Panzer dar.
    »Es ist gut, dass hier keine Zeugen miterleben können, welch grober, vulgärer Bursche Ihr in Wahrheit seid, Euer Majestät«, sagte sie zu ihm, hob den Kopf und blickte ihn an.
    »Ja, vielleicht. Aber es ist sehr, sehr schlimm, dass mir nicht mehr die Zeit bleibt, zu beweisen, welch grober, vulgärer Bursche ich in Wahrheit bin«, gab er zurück, beugte sich zu ihr hinab und küsste sie.
    Sie genoss den Augenblick, drückte sich fest an ihn, und dann − wie auf ein Stichwort − atmeten beide tief ein und traten einen Schritt voneinander zurück.
    »Es gefällt mir wirklich überhaupt nicht, dich hier zurücklassen zu müssen, und das aus mehrerlei Gründen«, erklärte er. »Und es tut mir aufrichtig leid, dass ich dich mit dieser ganzen Verantwortung belasten muss, nachdem du doch nur so wenig Zeit hattest, dich in Tellesberg einzuleben.«
    »Aber ich kann nicht so tun, als hätte ich nicht gewusst, dass ein solcher Moment kommen würde, oder?«, gab sie zurück. »Und wenigstens werden Graf Gray Harbor und der Erzbischof mir mit Rat und Tat beiseitestehen.«
    »Es bleibt einfach nie genug Zeit.« Frustriert verzog er das Gesicht. »Dir hätte einfach mehr Zeit bleiben sollen. Es gibt so viele Dinge, die ich dir noch erzählen muss, die ich dir noch erklären muss.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sollte wirklich nicht einfach so fortlaufen, wenn noch so viel unerledigt ist.«
    Sie wollte gerade schon etwas erwidern, dann beschränkte sie sich darauf, ebenfalls nur den Kopf zu schütteln; doch dabei lächelte sie. Theoretisch bräuchte er eigentlich gar nicht ›davonzulaufen‹.

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