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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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beruhigte.
    Eine Tiefmaulwyvern segelte an ihnen vorbei, kaum zwanzig Fuß vom Schiff entfernt, und als sie das Maul aufsperrte, hinterließ der untere Teil des Schnabels eine weiß schäumende Linie auf der Wasseroberfläche. Dass der Schnabel wie ein Kescher durch das Wasser gezogen wurde, verlangsamte den Flug der Wyvern ein wenig, doch dann schwang sie sich wieder empor, schlug kräftig mit allen vier Flügeln; in ihrem Kehlsack zuckte der frisch erbeutete Fisch. Ein Pessimist, ging es Pine Hollow durch den Kopf, hätte darin jetzt ein schlechtes Omen gesehen, das viel über das mutmaßliche Schicksal von Emerald verhieße, und erneut blickte er zu den drei Galeeren der Royal Charisian Navy hinüber, die sich wachsam dicht in ihrer Nähe hielten, während seine unbewaffnete Galeone sich in langsamer Fahrt der Kaimauer näherte. Er konnte es ihnen nicht verübeln, dass sie ihn so aufmerksam im Auge behielten, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was eine einzelne Galeone, die nicht einmal eine Luntenschlossmuskete an Bord hatte, gegen die Garnison und die Bevölkerung einer Stadt der Größe von Tellesberg hätte ausrichten können. Daher beschloss er, die Anwesenheit dieser Soldaten als ein Zeichen des Respekts zu deuten.
    Unwillkürlich verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln, und er verkniff sich ein Lachen. Und das, so bemerkte er, löste tatsächlich die Verkrampfung seines Magens … ein wenig. Zweifellos würde es nicht lange anhalten, doch er beschloss, daraus das Beste zu machen, solange es ihm eben möglich war. König Cayleb II. saß auf seinem Thron, als sein ›Gast‹ von zwei besonders wachsamen Angehörigen der Königlichen Garde in seinen Thronsaal geführt wurde. Laut klackten die Stiefel der Gardisten auf dem hochglanzpolierten Boden aus charisianischem Marmor mit dem blauen, lapislazuliartigen Wirbelmuster; das leichtere Schuhwerk des Grafen Pine Hollow hingegen erzeugte fast kein Geräusch.
    Es war das erste Mal, dass Cayleb Pine Hollow tatsächlich zu Gesicht bekam. Er sah vor sich einen typischen Emeraldianer, dessen Körperbau sich in nichts von dem eines typischen Charisianers unterschied, doch dazu trug er ein jackenartiges Oberteil mit Schulterpolstern und entschieden uncharisianischem Schnitt. Diese Polster ließen seine Schultern breiter erscheinen, doch an sich war der Graf von Natur aus breitschultrig genug, sodass es einer derartigen Betonung nicht bedurft hätte. Um den Hals trug Pine Hollow eine schwere, goldene Kette: das Statussymbol des Ersten Ratgebers von Emerald. Seine Augen waren ebenso braun wie Caylebs, und trotz seines hohen Amtes war sein Haar noch bemerkenswert dunkel. Tatsächlich wirkte der Graf deutlich jünger, als Cayleb es erwartet hatte. Pine Hollow war gewiss mehr als fünfzehn Jahre älter als er selbst, doch dabei wirkte er nicht älter als Pater Paityr Wylsynn. Nun ja, vielleicht ein wenig älter, aber doch noch längst nicht ergraut genug, um tatsächlich der Erste Ratgeber eines Prinzregenten zu sein.
    Der vielleicht nicht mehr lange Prinzregent sein wird, rief sich Cayleb grimmig ins Gedächtnis zurück.
    Pine Hollow näherte sich dem Thron und blieb dann, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, in genau dem richtigen, angemessenen Abstand stehen. Es gelang ihm, bemerkenswert ruhig zu wirken, während er sich respektvoll tief verneigte. Doch wie auch immer der Graf wirken mochte, Cayleb wusste genau, dass dieser Mann unmöglich so unbesorgt sein konnte, wie er das hier vorzuspiegeln versuchte − und das gehörte zu den Dingen, die sich Cayleb als ›positiv‹ über seinen Besucher einprägen wollte.
    Cayleb hatte es nicht sonderlich eilig, sich dem geschäftlichen Teil dieses Zusammentreffens zuzuwenden, und das aus mehreren Gründen. Zum einen würde es, wenn er Pine Hollow hier erst einmal zum Abwarten zwang, eher dafür sorgen, dass jegliches sich später entwickelnde Gespräch mehr in die Richtung bewegte, die Cayleb selbst vorzog. Der andere, deutlich weniger noble Grund war: Cayleb genoss es zutiefst, eindeutig das Kräfteverhältnis zwischen Charis und dem Prinzen, der ein Attentat auf Cayleb hatte vorbereiten lassen, deutlich zu betonen. Ein dritter Grund hatte mit einem weiteren Besucher zu tun, dessen Eintreffen Cayleb innerhalb der nächsten Tage erwartete.
    Der Thronsaal selbst war ein gewaltiger, luftiger Raum mit hoher Decke. Langsam drehten sich dort Ventilatoren, angetrieben von einem kleinen Wasserrad im Untergeschoss; sie sorgten

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