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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sonst gehen sollen, Euer Majestät?« Es entging Sharleyan nicht, dass in Madame Dynnys’ Stimme der Zorn der Verzweiflung mitschwang. Und wer sollte ihr das verübeln?
    »Eine berechtigte Frage, Meine Lady«, gestand Cayleb, doch er hielt ihrem Blick ruhig stand. »Es war niemals unsere Absicht, Unschuldige leiden zu lassen, aber wir können nicht … nein, wir werden nicht vorspiegeln, nicht gewusst zu haben, dass genau das geschehen könnte. Andererseits hatten mein Vater und ich − und Erzbischof Maikel − keine andere Wahl, so fürchte ich, angesichts des Schicksals, das die ›Vierer-Gruppe‹ für all unsere Untertanen vorgesehen hatte.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Euer Majestät. Und ich verstehe sowohl, was Euch zu Eurem Handeln getrieben hat, als auch, was Ihr zu erreichen erhofft. Oder zumindest glaube ich das zu verstehen, vor allem, nachdem ich mit Erzbischof Maikel gesprochen habe.« Es entging Sharleyan nicht, dass Madame Dynnys Staynairs Titel ohne Zögern oder Vorbehalte verwendet hatte. »Tatsächlich ist genau dieses Verstehen auch einer der Gründe, weswegen ich hierhergekommen bin, statt zu versuchen, mich auf Dauer irgendwo in den Tempel-Landen zu verbergen. Ein weiterer Grund war, dass ich glaube, Euer Königreich schulde meinen Söhnen Zuflucht vor den zahllosen Leuten in Zion und dem Tempel, die sie einfach dafür töten wollten, wen sie zum Vater hatten.«
    »Meine Lady, wir schulden diese Zuflucht nicht nur Ihren Söhnen und auch nicht nur Ihnen, sondern jedem, dem Gefahr von den korrupten Männern droht, die den Rat der Vikare leiten. Eines Tages, so hoffe und glaube ich, wird Charis ein allgemein anerkannter Zufluchtsort für alle Kinder Gottes werden, denen die Korruption und Verderbtheit von Männern wie der ›Vierer-Gruppe‹ bewusst geworden ist.«
    »Ich danke Euch«, wiederholte sie.
    »Sie sind hier höchst willkommen, in jeglicher Hinsicht«, gab Cayleb schlicht zurück. Dann schien er sich innerlich zu wappnen. »Aber nun, Meine Lady«, sprach er dann sanft weiter, »dürfen wir nun hören, was Sie uns zu berichten haben?« Mehrere Stunden später standen Cayleb und Sharleyan auf einer Galerie hoch oben im Turm von Erzbischof Maikel und blickten zu den spärlichen Lichtern der Stadt Tellesberg und dem deutlich heller erleuchteten, stets geschäftigen Hafenbezirk hinab.
    »Diese arme Frau«, murmelte Sharleyan.
    »Ja«, stimmte Cayleb leise zu und ergriff die Hand der Königin von Chisholm. Sie blickte zu ihm hinüber und begriff in diesem Augenblick, dass er völlig unbewusst gehandelt hatte. Sein Blick ruhte immer noch auf den dunklen Teilen seiner ruhig schlafenden Hauptstadt, während er vorsichtig ihre Hand auf seinen Unterarm legte und sie dann mit der eigenen bedeckte.
    »Ich bezweifle, dass ich diese Nacht gut schlafen werde«, fuhr er fort. »Ich habe festgestellt, dass es doch etwas anderes ist, zu wissen, wie sein Urteil gelautet hat, und tatsächlich mit anhören zu müssen, wie es vollstreckt wurde − vor allem aus dem Mund seiner eigenen Gemahlin.« Er schüttelte den Kopf, seine Kiefer mahlten. »Die Inquisition muss sich für viele Dinge verantworten.« Er wandte sich um und blickte seine zukünftige Ehefrau ernst an. »Wenn eines Tages die Wahrheit bekannt wird, so geht das über die ›Vierer-Gruppe‹ hinaus, was auch immer wir sagen mögen.«
    »Das war mir bewusst, noch bevor mir Graf Gray Harbor Eure Nachrichten übermittelt hat«, sagte sie mit fester Stimme und drückte zärtlich, aber doch fest Caylebs Unterarm. »Dieses Schwein Clyntahn ist derjenige, der für all dies unmittelbar verantwortlich ist. Daran habe ich keinen Augenblick gezweifelt, und jedes Wort Madame Dynnys’ hat es nur bestätigt. Doch wenn nicht die gesamte Kirche korrupt und verderbt geworden wäre, hätte ein Mann wie Clyntahn niemals derart viel Macht anhäufen können, wie es ihm nun einmal gelungen ist. Es ist sehr verführerisch, nur den Mann und nicht die ganze Institution zu beschuldigen, aber das ist auch nur die einfache Antwort − die Antwort, die es uns erspart, der Wahrheit tatsächlich ins Gesicht zu blicken. Und …« − sie hielt Caylebs Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken − »eine der ersten Lektionen, die mir Mahrak … Baron Green Mountain erteilt hat, nachdem Hektor meinen Vater durch gedungene Mörder beseitigen ließ, lautete eben, dass die erste und oberste Pflicht eines jeden Monarchen darin besteht, sich der Wahrheit zu stellen, wie unschön

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