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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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seinem Versteck im pechschwarzen Windschatten eines Kistenstapels auf das nur matt beleuchtete Pier hinab. Er selbst war ja der Ansicht, dieser Einsatz war so dumm, dass es dümmer kaum noch ging. Aber da war natürlich ein Gedanke, den er niemandem gegenüber auch nur in Worte zu fassen beabsichtigte. Vor allem nicht an einem Ort, an dem irgendeine übereifrige Nervensäge jederzeit zur Inquisition laufen konnte.
    Allayn Dekyn war ein ebenso treuer Sohn von Mutter Kirche wie jeder andere. Das bedeutete aber nicht, dass er taub, blind oder dumm war. Er war durchaus bereit zuzugeben, dass die Charisianer den Bogen überspannt hatten, als sie sich offiziell der Autorität des Rates der Vikare widersetzten, ja sogar der Autorität des Großvikars selbst. Natürlich waren sie damit zu weit gegangen! Aber trotzdem …
    Die Falten auf der Stirn des Sergeants wurden noch tiefer. Ob die Charisianer nun zu weit gegangen waren oder nicht, er konnte sich nicht einreden, nicht doch einiges von dem zu begreifen, was sie zu diesem Handeln getrieben hatte. Für ihre Klagen hatte er vollstes, mitfühlendes Verständnis, und sogar für ihre ausdrückliche Anschuldigung, innerhalb der kirchlichen Hierarchie gebe es Korruption. Aber so sehr er auch Mitgefühl für Charis empfand, der Inquisition erging es offensichtlich nicht so, und er war sich recht sicher, der Hauptgrund für diesen heutigen Einsatz sei doch eher in dem Bedürfnis der Inquisition zu finden, diesen Ketzern eine Lektion zu erteilen, als in irgendwelchen auch nur ansatzweise logischen Überlegungen. Und der Zeitpunkt, zu dem er nun erfolgte, hatte wahrscheinlich eher mit der Ungeduld der Inquisition zu tun als mit irgendwelchen Planungen. ›Mitten in einer rabenschwarzen Nacht‹ war Dekyns Ansicht nach nicht gerade der ideale Zeitpunkt, um bewaffnete Männer, von denen viele nicht die geringste Erfahrung mit dem Hafengelände hatten, innerhalb einer Frist von weniger als einem Tag an Bord ihnen völlig unvertrauter Schiffe zu schicken.
    Na ja, das ist vielleicht etwas unangemessen, sagte er sich selbst. Wenn wir die Schiffe in unsere Gewalt bringen sollen, die im Hafenbecken vor Anker gegangen sind, dann brauchen wir wohl den Schutz der Dunkelheit. Und zumindest haben sie uns Armbrüste ausgeteilt, keine Luntenschlossmusketen, also werden wir in der Dunkelheit nicht auffallen wie ein gottverdammter Schwarm Funkelechsen! Aber Langhorne weiß, es kann Shan-wei viel schiefgehen, wenn man das alles mitten in der Nacht durchziehen will! Und auch wenn ich nun kein Seemann bin, kommt sogar mir der Gedanke, es ist vielleicht nicht gerade übermäßig intelligent, das einzuleiten, wenn gerade Ebbe anbricht.
    Er schüttelte den Kopf, dann warf er den Soldaten seines Zuges noch einen finsteren Blick zu − mehr aus Gewohnheit, nicht weil er einen konkreten Grund dafür gehabt hätte − und wartete so geduldig wie möglich auf Captain Kairmyns Signal. Es war bedauerlich für Sergeant Dekyn, nicht zu wissen, ob er der einzige Delferahkaner war, der gewisse Vorbehalte bezüglich des Zeitpunkts für den Beginn dieses Einsatzes hegte, und auch an der Rolle, die ihm selbst dabei zugedacht war. Zumindest was das betraf, war Captain Hauwyrd Mahkneel von der Galeere Arrowhead ganz seiner Meinung.
    Mahkneels Schiff war dafür abgestellt worden, die Hauptfahrrinne zu sichern, die aus dem Ferayd-Sund hinausführte. Es wäre nett gewesen, wenn es noch ein weiteres Schiff gegeben hätte, das der Arrowhead Unterstützung bieten könnte − vor allem, wenn sie das hier wirklich in einer mondlosen Nacht und bei anbrechender Ebbe durchführen wollten. Der Kanal, der zwischen der ›Untiefe der Fliegenden Fische‹ und der ›Spinnenkrebs-Untiefe‹ hindurchführte, begann fast einhundert Meilen vor dem eigentlichen Hafengebiet und war mehr als zwölf Meilen breit. Von einer einzelnen Galeere zu erwarten, bei einer derartigen Wasserfläche die Flucht sämtlicher charisianischen Handelsschiffe zu verhindern, die sich im Augenblick noch im Hafen befanden, ging so weit über das Lächerliche hinaus, dass es nur noch ›dämlich‹ war − das war zumindest Mahkneels Meinung zu diesem Thema.
    Nicht, dass irgendjemand sonderliches Interesse an seiner Meinung gezeigt hatte. Natürlich nicht.
    Er stand auf dem Achterkastell der Galeere und blickte zum Himmel auf. Wenigstens bedeutete der gewählte Zeitpunkt, dass die flüchtenden Galeonen seine eigene Position hier nicht vor Tagesanbruch erreichen

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