Die Flotte von Charis - 4
diesbezüglich widersprechen wird, Sir. Ich auf jeden Fall nicht.«
»Ich wünschte, die hätten wenigstens noch eine weitere Galeere aufgetrieben, die uns dabei hilft, den Kanal zu sichern«, beschwerte sich Mahkneel erneut − wenn er sich nicht verzählt hatte, jetzt zum zwölften Mal.
»Wenn die uns noch ein paar Tage mehr Zeit gelassen hätten, dann wäre das wohl auch möglich gewesen«, merkte Gahrmyn an.
»Ich weiß. Ich weiß!« Mit finsterer Miene blickte Mahkneel erneut in die Richtung, in der die Stadt liegen musste … und zu den immer weiter aufziehenden Wolken hinauf. »Mir gefällt auch nicht, wie der Wind riecht«, klagte er dann weiter. »Diese Wolken bringen Regen, Rahnyld, glauben Sie’s mir.«
Gahrmyn nickte nur. Mahklyns Gespür für Wetterumschwünge war wirklich bemerkenswert.
»Auch wenn ich natürlich niemals den Eindruck erwecken wollte, unsere geschätzten Vorgesetzten zu kritisieren, Sir«, sagte er stattdessen nach einer kurzen Pause, »muss ich doch gestehen, dass ich mir nicht sicher bin, ob dies hier wirklich die klügstmögliche Vorgehensweise ist.«
»Was denn? Sich ganz alleine in der Dunkelheit zu suhlen wie eine blinde, sturzbetrunkene Hure auf einem Ball bei Hofe?« Mahkneel stieß ein raues Lachen aus. »Was soll denn daran unklug sein?«
»Ich hatte mich nicht nur auf den Zeitpunkt dieses Einsatzes bezogen, Sir«, merkte Gahrmyn an.
»Ach, nicht?« Mahkneel drehte sich herum und blickte seinen Ersten Offizier im Schein der Backbord-Positionsleuchte an. »Was meinen Sie denn dann?«
»Es ist nur …« Gahrmyn wandte den Blick von seinem Captain ab und starrte in die Finsternis hinaus. »Ich frage mich einfach nur, ob es angesichts der Lage wirklich die bestmögliche Vorgehensweise ist, unsere Häfen abzuriegeln, Sir.«
»Schön wird das für Ferayd nicht werden, das gebe ich gerne zu«, erwiderte Mahkneel. »Aber für diese verdammten Ketzer wird es noch viel unschöner sein!«
Der Captain konnte Gahrmyns Gesichtsausdruck nicht erkennen, als der Lieutenant weiterhin den Blick von ihm abwandte − und vielleicht war das auch ganz gut so. Einige Sekunden lang schwieg Gahrmyn, wählte seine nächsten Worte mit äußerstem Bedacht, dann drehte er sich wieder zu Mahkneel herum.
»Ich bin mir sicher, dass dieses Vorgehen für Charis schmerzhaft sein wird, Sir. Aber wie Sie gerade selbst sagten, wird es auch für Ferayd schmerzhaft werden. Und das ist nicht der einzige Hafen, für den das zutreffen wird. Ich fürchte, den Befehl zu erteilen, die Häfen abzuriegeln, wird ungleich einfacher sein als sie auch abgeriegelt zu halten, wenn der Handel erst einmal ins Stocken geraten ist.«
»Damit könnten Sie durchaus recht haben«, gestand Mahkneel ein. »Aber wenn das geschieht, dann obliegt es uns und dem Rest der Navy, dafür zu sorgen, dass jedem, der in Versuchung geraten mag, mit diesen gottlosen Abtrünnigen zusammenzuarbeiten, auch unmissverständlich dazu gebracht wird, seinen Fehler einzusehen.«
»Ich hoffe nur, dass wir dafür genügend Schiffe haben werden, Sir.«
»Mutter Kirche baut genug neue Schiffe, um das sicherzustellen.« Mahkneels Erwiderung war fast nur ein Grunzen. Irgendetwas an Gahrmyns letzter Bemerkung beunruhigte ihn. Der Lieutenant hatte bedauerlicherweise durchaus recht, welche Schwierigkeiten sich für die Navy ergeben würden, hier den Korken auch dauerhaft auf der Flasche zu lassen. Es würde immer zumindest einige geben, die kurzsichtig genug waren, nur an das Geld in ihrer Tasche zu denken, und nicht darüber zu sinnieren, wo und wie ihre Seelen die Ewigkeit verbringen würden. Außerdem würde es wirklich viele Galeeren erfordern, um Vikar Zhaspahrs Befehle durchzusetzen; das konnte nur einem ausgewachsenen Idioten entgehen! Doch Mahkneel wurde das sonderbare Gefühl nicht los, dass Gahrmyns Bemerkung in Wirklichkeit überhaupt nicht das war, was der Lieutenant eigentlich hatte sagen wollen.
»Ich hoffe, Sie haben recht, Sir«, sprach Gahrmyn nun ein wenig munterer weiter. »Und wenn Sie gestatten, werde ich noch eine letzte Runde auf dem Schiff drehen, bevor ich mich in die Koje zurückziehe. Gerade angesichts unserer Unterbesetzung glaube ich nicht, dass das sonderlich schaden könnte.«
»Ich auch nicht, Rahnyld«, pflichtete Mahkneel ihm bei und lächelte; zum militärischen Gruß legte der Lieutenant zackig die rechte Faust an die linke Schulter und verschwand dann wieder in der Dunkelheit. »Hatten sie das Gefühl, heute Morgen
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