Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)
Zisterzienserinnenklosters in der Nähe der Stadt Grimma an der Mulde war. Dorthin zog der Freund nun also ohne Ross und Rüstung.
Und Crispin würde ihm folgen. Er musste ihn finden, um Konrad zu warnen.
Von Quedlinburg aus waren Crispin und Walter, der verbliebene Graumäntler, bis ins Deutschordenshaus in Dahnsdorf geritten. Sie hatten es gewagt, in dem Haus zu logieren, da ihnen die Pest offenbar nicht mehr auf den Fersen war, sie waren beide gesund geblieben, und so stand nicht zu befürchten, dass sie die Mitbrüder mit dem Hauch verseuchen könnten. Dahnsdorf war eines der nördlichsten Häuser auf dem Weg zurück zum Hauptsitz des Ordens. Und so wunderte es nicht, dass die dortigen Brüder bestens über die jüngsten Vorgänge auf der Marienburg informiert schienen.
Crispin erinnerte sich nur zu gut an den Bericht des Priesterbruders Adalbert von Dahnsdorf, und er erinnerte sich ebenso gut an die Gänsehaut, die seinen Körper überzog, und das flaue Gefühl, das seinen Magen einschnürte, als er den Worten des Bruders gelauscht hatte:
» Konrad von Tiefenbrunn war also einer deiner Begleiter, Bruder Crispin? « , hatte Adalbert seine Erzählung mit einer Frage begonnen. » Nun, über die Folgen seines Zusammenstoßes mit dem jungen Roderich von Topfen und dessen hochadeligem Freund sind in der letzten Zeit böse Neuigkeiten ans Licht gekommen. Das Schicksal des verschollenen Roderich lag lange im Dunkeln. Zahllose Mannen waren aus dem gesamten Reich zur Marienburg gekommen, um nach dem Erben des Hauses Topfen zu suchen. Und dann erfuhr man, was ihm widerfahren ist. Bruder Konrad, aber das wisst Ihr sicher besser als ich, hatte die beiden jungen Edelmänner damals auf dem Schlachtfeld aus unerfindlichem Grunde geprügelt und ohnmächtig liegen lassen. Während der Freund erwachte und blutig den Weg zurück zum Heerlager fand, so blieb Roderich liegen. Statt der zu erwartenden Hilfe unserer Ordensritter kamen alsbald die Heiden aus ihren Löchern geschlüpft und brachten den jungen Ritter unter lautem Gebrüll und Gejohle in ihr verkommenes Dorf. Man fackelte nicht lang, halb benommen war er noch, als man ihn in voller Rüstung an einen Pfahl band, reichlich Stroh um ihn herumlegte, seinen Körper mit Pech bestrich und ihn dann bei lebendigem Leibe und eingeengt in die sich wie ein Kessel aufheizende Rüstung verbrannte. Getanzt haben sie, ihre garstigen Trinkhörner gehoben und einen teuflischen Reigen um den vor Schmerz brüllenden Christenmenschen gebildet. So ist er gestorben, der junge Hoffnungsträger der Familie derer von Topfen. Und die Schuld an diesem abstoßenden Ende, welches ihn jedoch in die Reihe der heiligen Märtyrer gebracht hat, trägt niemand Geringeres als Konrad von Tiefenbrunn. Man sucht bereits nach ihm. «
Crispin hatte nach Beendigung dieser Nachricht fast den Wein ausgespien, der ihm von seinem Gastgeber gereicht worden war. Dann hatte er sich besonnen, seinem Begleiter Walter einen scharfen Blick zugeworfen und an Adalbert gewandt gesagt:
» Nun, die gerechte Strafe hat meinen schuldigen Bruder Konrad bereits ereilt. Er ist der Pest erlegen, welche uns schon in Messina und dann auf dem gesamten Wege durch Italien immer wieder begegnete. Es war ein grausamer Tod, der nicht nur Konrad, sondern auch unsere Brüder, den jungen Friedrich von Steinberg und den Graumäntler Bertold Rodenbach, ereilte. «
Adalbert hatte dieser Lüge offensichtlich Glauben geschenkt und sich am nächsten Tage sehr höflich von seinen beiden Gästen verabschiedet. Nicht weit von Dahnsdorf hatte Crispin schließlich den treuen und verschwiegenen Walter allein zur Marienburg weiterziehen lassen. Er selbst hatte es als seine Pflicht empfunden, Konrad zu finden und zu warnen. Und deshalb war er zurückgekehrt, deshalb suchte er nun schon seit Tagen vergeblich die Saale ab, und deshalb freute er sich nun so sehr darüber, zwar nicht Konrad, aber immerhin den Kerl gefunden zu haben, der diesen erst kürzlich beraubt hatte und sogar wusste, wo er nun zu finden sei.
» Grimma « , murmelte Crispin vor sich hin. » Ich denke nicht, dass es weit ist. «
Regino starrte den schon lange in Gedanken versunkenen Ritter bereits die ganze Zeit über erwartungsvoll an, dann fragte er plötzlich vollkommen unverblümt: » Ob ich Euch begleiten dürfte, edelster Herr? Denn auch ich hoffe in der Gesellschaft des werten Ritters ohne Rüstung etwas zu finden, was ich dringend benötige. «
Crispin äugte ein wenig
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