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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Sie wandte sich um und sah ihn mit fragenden Augen an. Alt war er bereits, gewiss nicht jünger als Ulrich, aber in einer sehr viel besseren körperlichen Verfassung. Er wirkte äußerst kräftig, trug einen gepflegten, grauen, äußerst spitzen Bart und verfügte noch über einen strammen, sehr streng und gerade gestutzten Schopf. Unter seinen schweren Lidern verbargen sich große, gütig blickende braune Augen.
    » Ihn suchen? « , stammelte Marie.
    » Ja. Ich muss Konrad finden. Wohin könnte er gegangen sein? «
    Wie kam er nur auf die Idee, ausgerechnet Marie danach zu fragen? Sie schämte sich ein wenig. Was wusste dieser Mann? Was hatte Ulrich ihm gestern auf der Mauer erzählt? Wusste er, dass sie und Konrad…
    Marie entschied sich, die Wahrheit zu sagen.
    » Ich weiß es nicht genau. Er sagte mir nur, dass er fortmüsse. « Etwas nervös streichelte sie mit einer Hand den Hals des Eselchens und wagte nicht, den Mann, der ihr in den letzten Stunden weniger wie ein Kämpfer, als vielmehr wie ein Pfarrer erschienen war, anzuschauen. Dennoch sprach sie langsam weiter: » Er glaubt, sich irgendwo allein verbergen zu müssen, bis das Sterben ein Ende gefunden hat. «
    Nun lachte sie ein wenig verlegen auf, und dieses Lachen verriet, dass sie die Worte Konrads für Unfug oder für eine dumme Ausrede hielt. » Er meint, ein Fluch verfolge ihn. Recht eilig hatte er es, davonzukommen. « Jetzt wandte sie doch den Kopf zu Crispin und schaute ihm direkt in die Augen.
    Crispin konnte gut verstehen, dass Konrad wegen einer solchen Frau wieder einmal eines seiner Gelübde gebrochen hatte.
    » Er verbirgt sich also allein. Irgendwo. Sprach er womöglich davon, zur Marienburg zu reiten? «
    Marie schüttelte den Kopf: » Er hat gar kein Pferd und trägt auch nicht mehr dieses Gewand. « Damit deutete sie auf Crispins weißen Umhang. » Nein, in den Wald wollte er gehen. Er sagte etwas von einem heiligen Rochus, lachte dabei und meinte, dass er hoffe, auch ihm würde ein schwarzer Hund ab und an Brot vorbeibringen… «
    » Ja, so war das bei dem heiligen Rochus. An der Pest ist er erkrankt und hat sich daraufhin in den Wald zurückgezogen, wo er von einem treuen Hund mit Essen versorgt wurde, bis er– welch Wunder– wieder genas. Die Geschichte hat er dir also erzählt… «
    Marie blickte etwas betreten zu Boden.
    » Ich fühle mich geehrt, dass er immerhin nach einer Ausrede gesucht hat, um so schnell wie möglich verschwinden zu dürfen, nachdem er bekommen hatte, was er wollte « , gab sie dann verblüffend ehrlich zu. Ihr selbst erschien diese Situation wie eine Beichte und dieser neue Ritter wie ein äußerst vertrauenswürdiger Beichtvater.
    Crispin schmunzelte, dann sagte er: » Ich denke, er hatte wirklich Grund zu gehen. Und diese Flucht hat nichts mit dir zu tun, schöne Frau. Ich frage mich nur, wie ich ihn finden kann. «
    » Die Templer « , rief nun eine bekannte, krächzende Stimme zu ihnen herüber. Maja konnte sie unmöglich belauscht haben. Sie war viel zu weit fort und soeben noch damit beschäftigt gewesen, alle Töpfe und irdenen Waren in einem großen Sack zu verstauen. Doch offenbar hatte sie sehr gute Ohren, denn nun kam sie zu Marie und Crispin herüber:
    » Er ist zu den Templern gegangen « , wiederholte sie nun leise. » Er hat im Traum davon gesprochen. «
    » Zu den Templern? « , Crispin musterte das eigentümliche Weiblein kritisch. » Die gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. «
    Maja machte eine gleichmütige Miene: » Dennoch wollte er zu ihnen. «
    Sagte es und verschwand wieder.
    » Aber natürlich… « , meinte Crispin plötzlich verblüfft und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Jetzt war ihm ein Licht aufgegangen, er wusste, was das Weiblein meinte. Er lachte auf: » Diese Alte ist erstaunlich. «
    » Wohl wahr « , antwortete Marie leise, obwohl sie rein gar nichts von dieser merkwürdigen Szene verstanden hatte.
    Crispin hatte es nun eilig, sich zu verabschieden. Er verneigte sich höflich vor Marie und hastete dann zu der alten Maja. Lange sprachen sie leise miteinander, der Ordensritter und die Waldfrau, danach bestieg Crispin sein Pferd, gab der Gruppe seinen Segen und sprengte davon.
    Regino blickte ihm nach und atmete dann erleichtert auf: Jetzt war wieder alles beim Alten. Sie waren weniger geworden, aber immerhin wieder vereint, und nun konnte es hoffentlich ungestört weitergehen.
    Allein, sie benötigten noch diese verdammte Karte.

XXV III
    N icht mehr als

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