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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Schicksal Elisabeths verließen sie die dunkle Spelunke. Sowohl der naive Regino als auch der unerfahrene Johann konnten sich bloß ein blasses Bild von dem machen, was dem Mädchen widerfahren war. Allein Marie vermochte es sich in bunten, ja allzu grellen, schmerzhaften Farben auszumalen.
    Am Nachmittag des nächsten Tages fanden sie sich nach einem mühsamen Marsch durch eine fast unberührte, wilde Wald- und Sumpflandschaft ganz in der Nähe des besagten, sehr abgelegenen Dorfes wieder, in dem einst der haarige August zu Hause gewesen war. Von Weitem kam ihnen bereits ein ganzes Rudel an Hunden entgegen, die an Regino, der den Proviant bei sich trug, hochsprangen und ihn winselnd aus treuen Augen anschauten.
    » Was seid ihr bloß für dreiste Racker « , beschwerte er sich und warf Marie einen hilfesuchenden Blick zu. Doch diese und Johann entschieden sich dafür, die Szene einfach bloß zu betrachten und sich darüber zu amüsieren. Erst als Johann nach einer ganzen Weile Stöcke in den Wald warf, ließ die Meute von dem verängstigten Regino ab, um der neuen Beute nachzujagen. Dieser schlug sich sein immer noch klägliches, aber durch verschiedene Lumpenstücke etwas aufgebessertes Gewand ab und schimpfte:
    » Sie hätten gut und gern tollwütig sein können. Das war gar nicht komisch. «
    In diesem Augenblick begann vom Dorf her dumpfes Glockengeläut zu erklingen. Alle drei wurden nun ernst und blickten zu der Siedlung hinüber. Hinter einem das gesamte Areal umgebenden Zaun aus geflochtenen Weidenstöcken konnte man neben einigen wenigen strohgedeckten Dächern auch eine hölzerne Kirche erkennen, aus deren schmalem, etwas windschiefem Turm das traurige, metallene Geräusch zu ihnen an den Waldesrand herüberschallte.
    » Eine Gänsehaut bekommt man von dieser Glocke. Ihr Gießmeister gehört an den Pranger gestellt « , meinte Regino und rieb sich die bloßen Arme, auf denen sich tatsächlich zahllose kleine Erhebungen gebildet hatten.
    » So hört sich die Totenglocke in meinem Dorf an « , meinte Johann und legte sich eine Hand über die Brauen, um ihren Zielort besser in Augenschein nehmen zu können.
    » Ein winziges Nest « , meinte er schließlich. » Nicht mehr als sechs Häuser und das kleine Gotteshaus. Falls Elisabeth tatsächlich dort gewesen ist, wird man sich bestimmt an sie erinnern. «
    » Ja, ich denke auch, dass in dieser verborgenen Einöde nur selten ein Fremder zu Gast ist « , kommentierte Regino. » Dort kennen sich Bruder und Schwester gewiss besser, als sie sollten. Das ist einer von jenen Orten, in denen selbst unter den Viechern nichts als Inzucht herrscht und nur magere Schweinchen mit elendig spitzen Schnauzen herumlaufen. «
    » Du scheinst dich mit so etwas auszukennen, Regino « , sagte Marie.
    » Wohl wahr, wohl wahr « , antwortete dieser knapp und forderte seine beiden Begleiter mit einem Wink auf, ihm zu folgen.
    » Irgendwie gruselt es mich, dieses Nest zu betreten « , gab er ehrlich zu, woraufhin Marie und auch Johann zustimmend nickten. Sie alle schritten äußerst langsam und vorsichtig voran.
    Bald fanden sie sich vor dem Tor zum Dorfe wieder. Auch dieses bestand aus einem Weidengeflecht und stellte kein wirkliches Hindernis dar, man hätte es selber öffnen oder auch über den sich daneben befindlichen, nicht besonders hohen Zaun klettern können, der im Übrigen einige Lücken aufwies, durch welche gewiss die Hunde entwichen waren. Dennoch blieben Regino, Marie und Johann vor diesem Tor stehen. Sie verspürten wenig Drang, es zu passieren, vielmehr lugten sie allesamt durch das Geflecht hindurch, um zu sehen, was dahinter zu erspähen war.
    Nichts.
    Nichts außer einer Handvoll stummer, starrer Häuser und einer kleinen, lauten Kirche.
    Keine Menschenseele.
    Kein Bauer mit einem Karren. Keine spielenden Kinder. Keine Wasser holenden Frauen. Nicht einmal auf den leeren Wegen herumpickende Hühner.
    Und auch von den von Regino prophezeiten Schweinen mit den spitzen Schnauzen fehlte jede Spur. Nicht einmal bunte Ratten, die es hier geben sollte, waren zu sehen.
    Doch.
    Da war eine.
    Marie erblickte sie zuerst. Sie lag unweit des Zaunes im Gras. Ihr Körper war aufgebläht, sie streckte alle viere steif von sich. Weiß war sie und riesengroß.
    » Da ist gar nichts los « , flüsterte Regino. » Halten die alle einen Mittagsschlaf? «
    » Lasst uns das Dorf einfach betreten, mehr als wieder hinausscheuchen können sie uns nicht « , schlug Johann vor, während Marie

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