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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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sie ihre beiden Tischnachbarn. Regino und Johann konnten sogar von Glück reden, nicht vom Wirt verscheucht zu werden. Allein die Tatsache, dass sie trotz ihres heruntergekommenen Erscheinungsbildes fürstlich getafelt hatten, schützte sie davor, sich nun in eine der hinteren Ecken ins mit Unrat durchtränkte Stroh verziehen zu müssen, wo sich die anderen, weniger betuchten Gäste der Poststation aufhielten.
    Schweigend, aber äußerst wachsam tranken und schmausten die beiden weiter, während sich die Reiter von dem emsigen, fast unterwürfigen Wirt auftafeln ließen.
    » Wie weit ist es zum Altvatergebirge? « , richtete nun einer der Neuankömmlinge mit fast donnernder Stimme das Wort an den Wirt, welcher diesem soeben eine randvoll mit Fleisch gefüllte Schüssel vorsetzte.
    Regino und Johann schauten sich verwundert an. Da waren sie wohl nicht die Einzigen, die mit diesem Ziel unterwegs waren.
    » Nun, einige Tagesreisen gen Südost habt Ihr noch vor Euch, werter Herr « , antwortete der Wirt. Er schien Schlesier zu sein und sprach Deutsch mit einem solch starken Akzent, dass Johann und Regino ihn kaum verstehen konnten. » Die Wege dorthin sind recht verschlungen und schwer zu finden. Aber mit den Rössern, die Ihr bei Euch habt, werdet Ihr gewiss sehr schnell sein. «
    Trotz des Kompliments schnaufte der Reiter missmutig und tauchte sein Messer schmatzend ins Fleisch. Ein heißer Fettspritzer traf Regino auf der Nase.
    Dieser räusperte sich leise und meinte dann: » Wenn ich etwas anmerken dürfte: Wir haben den gleichen Weg, mein ehrenwerter Tischnachbar. «
    Alle fünf Reiter schauten nun zu dem schlecht gekleideten, schmutzigen, dünnen Mann herüber, der es gewagt hatte, sie beim Essen zu stören.
    » Na und? « , raunte einer und gab dem Gaukler mit einem verächtlichen Blick zu verstehen, dass er fortan seinen Mund zu halten habe.
    Regino fühlte sich gekränkt. Er wünschte sich in diesem Moment das gestohlene Kreuzrittergewand zurück. Auch wenn es ihm ein wenig weit um Hüften und Schultern war, so hätte es dennoch einen weitaus ehrfurchtgebietenderen Eindruck auf diese speisenden Edelmänner gemacht als sein Lumpengewand. Johann neben ihm ging es nicht anders. Auch ihn ärgerte das Verhalten seiner Tischnachbarn. Sollten diese hochnäsigen Kerle ruhig wissen, dass sie es nicht mit dahergelaufenen Obdachlosen zu tun hatten.
    » Wir haben die Ehre, in Begleitung eines Deutschordensritters den Weg durch diese fremden Gefilde zu nehmen « , sagte er im Tonfall eines trotzigen Kindes, das sich vor seinen Spielfreunden mit der Stärke seines großen Bruders brüsten will. Gewiss hätten die Reiter unter anderen Umständen bloß über diese Aussage des tumben Bauernlümmels gelacht. Was scherte es sie schon, in wessen Begleitung ein solcher Knecht unterwegs war? Aber in diesem Fall war es anders.
    » Ach « , meinte der Erste wieder, ein äußerst hochgewachsener, starker Bursche mit zusammengewachsenen Brauen, unter denen stechend blaue Augen hervorblitzten. » Mit einem Schwarzkreuzler? «
    Sein Blick wanderte zu seinen Gefährten, die allesamt mit dem Essen, ja sogar mit dem Kauen innegehalten hatten.
    » Wie ist der Name eures Herrn, Knechte? « , wollte nun der Älteste der fünf, ein drahtiger Rauschebartträger, wissen.
    Regino wollte Johann soeben seinen spitzen Ellbogen in die Rippen hauen, um ihm deutlich zu machen, dass nun vorsichtshalber eine kleine Lüge angebracht wäre– man konnte ja nicht wissen, mit wem man es zu tun hatte–, doch da antwortete der Junge schon. Johann war nun einmal eine ehrliche Haut, ein Bursche, der in seinen jungen Jahren nur wenig Anlass zu Misstrauen und Vorsicht erfahren hatte.
    » Ritter Konrad von Tiefenbrunn heißt der Mann, dem wir folgen dürfen « , sagte er stolz und freute sich, dass dieser Name auf die fünf Herren offensichtlich Eindruck zu machen schien. Sie freuten sich regelrecht, ihn zu hören.
    » Sieh an! « , lachte der Drahtige und warf dem Blauäugigen einen fast glücklichen Blick zu.
    » Wir kennen ihn gut, euren Herrn « , meinte nun der andere. » Wo ist er? Wir würden gern einen Humpen Bier mit ihm heben. «
    Johann war zufrieden, dass es ihm gelungen war, die Aufmerksamkeit dieser edlen Männer zu erregen, und auch Regino schien nun nicht mehr argwöhnisch zu sein.
    » Er befindet sich noch oben in einer der Gästekammern. Wir erwarten ihn aber jeden Moment zurück. Er ist ein Freund von Euch? Ein Kampfgefährte, nehme ich an. «
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