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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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nicht, wie seine Stimme bebte. » Hast du gehört: Ich kann nicht. «
    Sie verstand nicht.
    Dann küsste er sie. Und erst durch diesen warmen, innigen, belebenden Kuss schien sie wieder zu erwachen.
    Was hatte er da gesagt?
    Er würde sie gern verlassen, aber er konnte es nicht?
    Marie wand sich los aus seiner Umarmung und verkroch sich in die hinterste Ecke ihres Bettkastens.
    » Ich brauche dich nicht « , erwiderte sie fast trotzig mit fester Stimme und festem Blick, während ihre Arme sich schützend um ihren Bauch schlangen. » Wenn du gehen willst, dann geh. «
    » Du hast mich nicht verstanden « , sagte er sanft und wollte ihr Gesicht streicheln, doch sie wich nur noch mehr zurück, wobei sie fast in die Wand hineinkroch.
    » Ich will dein Mitleid nicht « , fauchte sie.
    Konrad zog die Brauen hoch, er war ratlos. In einem war das Weibsvolk, egal welchen Standes, immer gleich, und zwar in dem absichtlichen Missverstehen männlicher Worte und Absichten.
    » Im Grunde wollte ich dir bloß sagen, dass ich dich liebe und mir wünsche, bei dir zu bleiben. Aber für den Moment ziehe ich es vor, mit Regino und Johann ein Bier zu trinken « , brummte er schließlich erbost, stand auf und verließ den Raum.
    Marie blieb zurück. Kalt war ihr nicht mehr, stattdessen durchschoss eine fast unerträglich kribbelnde Hitze ihren Körper und führte dazu, dass sich ihre versteinerte, wütende Miene entspannte.
    Hatte sie richtig gehört?
    » Ein Hoch auf das Leben! « Regino war bereits ordentlich angetrunken, und auch Johann stand ihm in nichts nach. Sie saßen an einem großen, grobgehauenen Tisch, hinter welchem sie fast wie Zwerge erschienen, und tranken sich mit dem mittlerweile vierten Krug Bier zu. Dabei ließen sie die Humpen so stark auf die Tischplatte krachen, dass das herrlich kühle Getränk verschwenderisch über die Ränder schwappte.
    Seit Wochen waren sie nicht mehr so ausgelassen gewesen. Und im Grunde waren sie es auch jetzt nicht. Sie taten bloß so, ertränkten den Kummer, der beide gleichermaßen plagte, in Bier, um wenigstens diese raren Stunden des Verdrängens und vorübergehenden Vergessens zu genießen. Dazu hatten sie bei dem pausbäckigen Wirt nicht nur reichlich Bier bestellt, nein, mit den restlichen Silberlingen aus dem Geldbeutel Konrads ließen sie sich auch den Tisch reich decken. Endlich gab es wieder Fleisch, Kraut und frisches Brot.
    Was verlangte das Herz eines darbenden Reisenden mehr?
    » Du verprasst unser letztes Geld! « , lallte Johann fröhlich, als Regino zum Nachtisch gleich eine ganze Platte voller süßer Apfelküchlein orderte, griff aber dann selber gern und gierig zu.
    » Nimm, Johann, nimm. Nicht mehr lang, und wir können unser Gold mit Handkarren in die Wirtshäuser bringen « , ermutigte Regino den Jungen.
    » Also, ist es wirklich wahr? Wir gehen nicht des Landes, sondern des Goldes wegen in den Osten? « , fragte Johann kauend. Er hatte für diesen Abend all seine berechtigten Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Lokators abgelegt und wollte dessen verheißungsvollen Geschichten nun gern glauben. Seitdem sie dem sterbenden Vitus Fips die Karte abgenommen hatten, hielt Regino mit den wahren Absichten, die ihn ins Altvatergebirge trieben, nicht mehr hinter dem Berg. Wie sollte er auch? Dem Ritter Konrad konnte man ohnehin nichts vormachen, Marie wusste längst Bescheid, und da durfte der Bursche Johann auch nicht außen vor bleiben.
    » Natürlich gehen wir des Goldes wegen. Ein Geheimnis war es bisher. Nicht jeder sollte es wissen. Zu viele Neider hätte das auf den Plan rufen können. Aber nun, da wir so wenige sind und das Ziel so nah, kann ich es offen sagen, Johann: Eine große Höhle mit Wänden aus Gold wartet auf uns. Niemand kennt sie. Wir werden nach ihrem verstorbenen Entdecker die Ersten sein, die sie betreten. «
    » Das glaube ich nicht. « Johanns Augen strahlten, dennoch schüttelte er den Kopf. » Du flunkerst wieder einmal, Regino. Wieder einmal willst du mich zum Narren halten. Du musst mir keine Lockspeise anbieten. Ich gehe auch ohne Gold mit dir. Wohin sonst sollte ich ziehen? Außerdem… « , jetzt wurde er ein wenig traurig und kratzte nachdenklich mit seinen schmutzigen Nägeln an einer harten Essenskruste, die an seinem Bierkrug haftete. » Außerdem hoffe ich doch, dass sie auch den Weg ins Altvater findet. «
    Regino hob die Brauen und verdrehte die Augen in Richtung der verrußten, niedrigen Decke.
    » Johann, Johann, soll ich ehrlich zu

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