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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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wäre es sein eigenes. «
    » Was redet ihr da für ein dummes Zeug! « Einer der Reiter, ein bärtiger, dünner, aber dennoch durch und durch muskulöser Mann ritt nun an Ulrich heran und drängte ihn unsanft mit einem Stoß seines Unterschenkels beiseite. Dann trieb er mit einem Armwink die anderen Männer zusammen.
    » Weiter! « , schrie er, bevor er voraussprengte. Auch die Übrigen wendeten ihre Tiere und stoben ihm nach.
    Ulrich, der noch immer geistesabwesend und mit offenem Mund dastand, bemerkte es nicht, aber Maja sah sogleich, dass Konrad im Davonreiten etwas hatte fallen lassen. Sie eilte flink zu dem ausgefransten Stück Pergament, das dort im breiigen Schlamm einer flachen Pfütze lag.
    Eine Karte war es. Eine Karte mit dem Titel: » Besagte Höhle im Altvater. «
    Maja grinste von einem Ohr zum anderen. Triumphierend hielt sie dem noch immer erstarrten Ulrich das Duplikat der Fipsschen Karte unter die Nase.
    » Der Schwarzkreuzler und Todesbringer– er ist doch ein Heiliger. Man möchte glauben, in ihm einen der gnadenlosen Engel der Apokalypse vor sich zu haben. Denn nicht nur Schrecken führt er mit sich, sondern auch Heil. «
    Jetzt erst erwachte Ulrich aus seiner Gedankenstarre und nahm seiner Begleiterin die Karte aus der Hand.
    » Die Karte zum Ziel? « , fragte er.
    » So ist es « , bestätigte die Alte.
    » Die Karte zu Marie, Johann und Regino. «
    » Wir wollen es hoffen. «
    » Wenn ich seine Worte recht verstanden habe, Maja, dann ist es so: Die drei sind auf dem Weg dorthin. Wir werden sie wiedersehen. «
    Maja, bisher nur fröhlich, schien nun wie erlöst.
    » Dank sei Gott dem Herrn. Alles wird gut. Jetzt können wir ihm endlich den Garaus machen, diesem elenden Höllengewächs! Stellen wir uns dem Schicksal, Ulrich. Der Zeitpunkt ist gekommen. «
    » Wie du meinst. « Ulrich war wieder nachdenklich geworden. » Sie erwartet ein Kind « , murmelte er schließlich leise. Er konnte sich selber nicht erklären, warum er diesem alten Waldweib gegenüber so vertraulich geworden war. Immerhin gestand er ihr soeben die Schmach, dass seine Gattin sich von einem anderen Manne hatte schwängern lassen.
    Doch Maja schien unbeeindruckt von dieser neuen Information. Fast liebevoll griff sie nach Ulrichs rauer, abgearbeiteter Pranke: » Ich wollte schon immer die gute Großmutter im dunklen Walde spielen. Und du, mein bester Filzhut, eignest dich ebenfalls sehr gut zum Stiefvater. Oder wollen wir besser Großvater sagen? «
    Sie zwinkerte ihm von der Seite zu. Ulrich brummte unmutig. Er wäre so gern wütend, ja rasend gewesen, hätte so gern mit riesigen Steinbrocken um sich geworfen und ganze Büsche ausgerissen. Doch leider wollte sich diese in seiner Situation angebrachte Gemütsregung nicht einstellen. Vielmehr spürte er in seinem Herzen Erleichterung und auch Wärme. Zum ersten Male seit langer Zeit, seit dem Tage, an dem Marie des Nachts vor der Türe seiner Kate gestanden hatte, hatte er erneut das Gefühl, dass sich das Leben wieder zum Guten wenden könnte.
    Unwillkürlich drückte er Majas kleine, runzlige Hand.
    » Was der hochwohlgeborene Herr Konrad wohl angestellt hat? Kannst du es nicht sehen vor deinem inneren Auge? « , fragte er ungewohnt schelmisch.
    » Das ist nicht Teil unserer Geschichte « , gab Maja bloß von sich, löste dann ihre Finger aus der Hand Ulrichs und wühlte geschäftig in dessen Tragekorb herum, den er auf den Rücken geschnallt hatte.
    » Dein Bogen? Er ist doch gut genug, oder? « , fragte sie und holte die selbstgefertigte Waffe und drei Pfeile hervor. Eingehend prüfte sie die Spitzen der Geschosse.
    » Bärenklau. Daraus wüsste ich eine herrlich brennende Zutat zu mischen. Zwei Tropfen auf die Pfeilspitze, und Fips findet sich sogleich in den Flammen der Hölle wieder. «
    » Wir wollen doch nicht unmenschlich sein, Maja « , erwiderte Ulrich, prüfte aber seinerseits sorgsam die Pfeile. Im Grunde gefiel ihm die Idee seiner Gefährtin sehr gut. Er würde sich auf dem weiteren Weg umschauen, ob ihnen dort irgendwo diese seltene, hochgiftige Pflanze begegnete.

XXXV
    H eute war der erste Tag, an dem sie wieder etwas essen konnte. Johann und Regino hatten sich schon große Sorgen um Marie gemacht und wirklich alles dafür getan, dass die schwangere Frau wieder zu Kräften kam. Denn anstatt an Rundungen zuzunehmen, war sie in den letzten Wochen nur noch dünner geworden und jetzt nicht mehr als ein Strich in der Landschaft. Lediglich der sich mittlerweile

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