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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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« Dann war der Kopf verschwunden.
    Wieder zuckte Johann mit den Schultern und begab sich zurück zu seinem Ruheplatz. Er versuchte sich erneut hinzulegen und in seine Traumwelt zu entschwinden, doch irgendwie wollte es ihm nicht mehr gelingen.
    Was wollte die Gottesfrau von ihm?
    Jung war sie gewesen, das hatte er an ihrer Stimme erkannt.
    Vielleicht war sie ja sogar hübsch.
    Nein, nein. Johann verbot sich derartige Gedanken genauso, wie er sich Gedanken an die verheiratete Marie verbot. Doch leider kamen sie ihm immer wieder. Er konnte sich nicht helfen.
    Was wollte sie?
    Wann kam sie zurück?
    Wiederholt blinzelte er auf dem Rücken liegend nach oben, in der Hoffnung, erneut eine Handvoll Kiesel ins Gesicht zu bekommen.
    Nichts.
    Er wartete und wartete.
    Es begann bereits zu dämmern. Ein alter Mann mit einem Esel stapfte kopfschüttelnd an ihm vorüber, eine Frau mit einem Tragekorb voller Reisig lachte ihn zahnlos an.
    Johann wartete.
    Dann– er war gerade fröstelnd eingeschlafen– fiel ihm tatsächlich wieder etwas auf die Stirn. Dieses Mal waren es keine Kiesel. Es war eine Rolle. Eine Schriftrolle. Johann brach nervös das Siegel und rollte das Pergament auf. Es war eine sinnlose Tat, denn er konnte, abgesehen davon, dass es ohnehin mittlerweile finster wurde, kein Wort lesen.
    » Nun gut « , brummte er, steckte sich das Schreiben in den Gürtel und warf noch einen Blick nach oben.
    » Hab’s « , rief er möglichst leise.
    » Gut « , kam es von oben zurück. Ein leises Kichern war zudem zu vernehmen.
    » Wer seid Ihr? « , rief Johann klopfenden Herzens.
    » Bis bald « , hörte er nur, dann wieder ein Kichern, das sich entfernte. Sie war verschwunden.
    Johann war selig. Heiß drückte ihm das Pergament bei jedem Schritt, den er den Berg nach unten ging, gegen die Lenden. Er beeilte sich, rutschte teilweise auf dem Hosenboden über den im Wald bei dem vielen Regen der letzten Zeit niemals trocknenden Boden, sprang über Zäune, nahm Abkürzungen durch Gärten und Hinterhöfe, verlief sich in seiner Eile mehrmals in der ihm fremden Stadt. Aber dennoch blieb er frohen Mutes, sein Herz raste vor erwartungsvoller Neugierde.
    Er musste so schnell wie möglich zu Regino.
    Da Reginos Augen von dem kühlen Wind, der ihnen auf ihrer Wanderung durch den Harz stets ins Gesicht geweht war, tränten, musste er Johanns Brief– äußerlich bedauernd, innerlich erleichtert– an die alte Maja weiterreichen, welche ihn gern an sich nahm. Die gesamte Gruppe, die für wenig Geld einen lediglich mit einer Plane überzogenen Verschlag unmittelbar an der Stadtmauer gemietet hatte, versammelte sich nun um den stolzen Johann und die betagte Einsiedlerin, die sogleich einen der Burschen heranwinkte, er solle den erloschenen Kienspan neu entzünden und ihr im rechten Abstand über das Pergament halten, damit sie die Zeilen entziffern könne.
    Maja las zunächst angestrengt und schweigend. Niemand wagte es, sie zu unterbrechen. Johann wippte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. Regino rieb sich die kunstvoll herbeigerufenen Tränen aus dem Gesicht und nickte dabei beständig. Marie versuchte von den sich leicht bewegenden Lippen ihrer Freundin abzulesen, und auch die jungen Leute brannten darauf zu erfahren, wie es dem glücklichen Johann hatte gelingen können, ein keusches und bestens behütetes Fräulein dazu zu bewegen, ihm eine Liebesbotschaft zu senden.
    Ein breites Grinsen breitete sich plötzlich auf Majas Gesicht aus. Noch immer hatte sie keinen Ton von sich gegeben.
    » Was? « , fragte Johann bloß. Seine Stimme bebte.
    Mit ihrer knochigen Hand klopfte sie dem Burschen nur auf dessen starke Schultern.
    » Du schaffst das schon. Zwar weiß ich nicht wie, mein guter Junge, aber du schaffst das schon « , meinte Maja.
    » Was? « , wiederholte er, diesmal jedoch ungeduldiger.
    » Erretten sollst du sie « , kicherte Maja.
    Johann erglühte, sein Gesicht schien Feuer fangen zu wollen, so rot lief es an.
    » Was? « , fragte er erneut. Diesmal klang es jedoch weniger fordernd als vielmehr ungläubig.
    » Komm hinaus, ich lese es dir unter Ausschluss dieser lästigen Krähen vor. Es geht ja nur dich und dein Mädchen etwas an. «
    » Mein Mädchen? « Johann war vollkommen durcheinander und hörte nicht einmal den Scherz des stotternden Wilhelm, der ihm nachrief:
    » H-h-h-hoffentlich ist sie k-k-keine hässliche K-k-kröte. «
    Und auch die Antwort des frechen Gustav, der zu Wilhelm nichts weiter als » So wie deine

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