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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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einlenken und seinen böhmischen Untertanen versprechen, keine weiteren Siedler ins Land zu lassen. Sein Sohn Karl nun, Luxemburger von Geblüt, soll sich voll und ganz als Böhme fühlen und nicht die geringste Lust verspüren, sein Königreich im Osten mit fremdem Volk zu überfrachten. Ungelerntes, mittelloses Volk dazu. Denn nichts anderes sind die Burschen, die du da mit dir führst, Herr Regino. Gutmütig, treuherzig, handfest zwar. Das steht außer Frage. Aber sie können nichts, außer mit beiden Beinen fest auf dem Boden ihrer Heimaterde stehen. Was sollen sie dort in der Fremde tun? Zu was taugen sie? Erkläre es uns. Ausführlich. «
    Stolz über seine eigenen Worte, lehnte Ulrich sich im Sattel zurück– zu weit, beinahe wäre er nach hinten gekippt, hätte Marie ihn nicht im letzten Moment gehalten und ihm geholfen, sich wieder sicher zu platzieren.
    Regino nutzte diese Pause, um zu überlegen, wie er nun reagieren solle. Ein derartiger Quertreiber hatte ihm noch gefehlt.
    Nicht nur, dass dieser Mann aufgrund seines Alters vollkommen unbrauchbar für das Vorhaben war.
    Nein, er war zudem auch noch der Gemahl der Frau, die Regino dem verfluchten Fips zuführen sollte, und zudem ein Querulant und Leuteaufhetzer, wie er seinesgleichen suchte.
    Alles in allem ein nicht nur überflüssiger, sondern sogar schädlicher Geselle, den es ganz schnell wieder loszuwerden galt, bevor er die ganze Gruppe aufscheuchte und monatelange Arbeit mit seinem neunmalklugen Geschwätz zunichtemachte.
    In diesem Moment wünschte sich Regino– so sehr er ihn auch verabscheute– Vitus Fips herbei. Der wüsste kurzen Prozess mit dem unliebsamen Neuankömmling zu machen. Nicht so Regino. Ihm blieb nur die eine Waffe: seine Hoffnung auf glückliche Fügung und der zwischenzeitliche Verlass auf die Wirksamkeit von fröhlichem Gleichmut.
    Ja, er würde einfach freundlich bleiben– oder es vielmehr wieder werden, denn er spürte selber, dass es dem Bauern seit dessen Auffinden gelungen war, Reginos gute Laune zu beeinträchtigen. Er würde also freundlich und verständnisvoll sein und dem sturen Hund damit den Wind aus den Segeln nehmen. Das war das beste Rezept, um mit solchen Menschen umzugehen. Regino kannte die Sorte nur zu gut aus seiner eigenen Kindheit und Jugend in einem abgeschiedenen Bauerndorf: ewig besserwisserisch, ewig schwarzseherisch, allem Neuen feindlich gesonnen und hinter allem Fremden Böses erblickend. Ja, er hatte schon oft mit Leuten vom Schlage eines Ulrich Filzhut zu tun gehabt, doch eigentlich erinnerte er sich nicht gern daran zurück.
    Rasch schüttelte er die eine oder andere unschöne Erinnerung aus seinen früheren Jahren in der Heimat ab, um sich ganz und gar aufs Hier und Jetzt und auf seinen aktuellen Widersacher Filzhut zu besinnen.
    » Über welch enormes Wissen Ihr doch verfügt, guter Bauer. Wo habt Ihr derlei Kunde über das Böhmerland aufgetan? « , fragte Regino nun, sonnig lachend, während auch er sich mit einem Griff an Ulrichs Arm noch einmal hilfsbereit versicherte, ob dieser jetzt auch wieder fest auf dem Rücken des Esels saß.
    » In Goslar habe ich mich umgehört « , antwortete Ulrich. » Dort wusste man in einer Schenke viel über die Länder östlich von Donau und Elbe zu erzählen. «
    » Ah « , meinte Regino laut, lachte dann und schlug Ulrich kameradschaftlich auf die Schulter, sodass dieser wieder arg ins Schwanken geriet. » Freunde! « , rief er nun, an alle Übrigen gewandt. » Habt ihr es vernommen? Wir haben wieder einen Glücksgriff getan. Wir haben einen Landeskundigen unter uns. Einen Mann, der sich fast so gut in dem Land unserer Träume auskennt wie ich. Guter Filzhut: Ihr sprachet über Böhmen und Mähren, das ist ein weites Feld. Was genau hat man Euch denn über das Altvatergebirge, zu dem es uns im Besonderen zieht, zu erzählen gewusst, in besagter Goslaer Schenke? « Wieder ein effektheischender Blick in Richtung der Gefolgsleute.
    » Nichts. Danach habe ich nicht gefragt. Aber das ändert nichts an der Lage als solcher. Wo auch immer ihr hinzieht: Niemand im Osten wird euch mit offenen Armen empfangen « , knurrte Ulrich. » Wer genau will denn in entbehrungsreichen Jahren wie diesen sein weniges fruchtbares Land ausgerechnet an diese da verschenken? « , und damit wies er erneut zurück auf die hinter ihnen marschierenden Burschen und Mädchen.
    » Der König « , erwiderte Regino selbstsicher grinsend. » Habt Ihr etwa nicht zugehört, als ich die

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