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Die Flucht: Roman (German Edition)

Die Flucht: Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesus Carrasco
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Säcke hinter ihm fiel. Er spuckte die Serviette aus und hielt sich schluchzend die Hand vors Gesicht, um sie zu untersuchen, doch durch die geschlossenen Fensterläden drang kaum Licht in den Raum. Er entriegelte die Haustür und trat auf die Straße hinaus. Der orange verfärbte Himmel im Westen kündete bereits vom heraufziehenden Abend. Der Daumen war blutverschmiert, sodass er die Ausmaße seiner Verletzung nicht abschätzen konnte. Also ging er wieder ins Haus und näherte sich dem Fass. Dort entkorkte er das Zapfloch und ließ das hervorsprudelnde Wasser ausgiebig über seine Wunde laufen. Dann trank er einen Schluck und setzte den Korken wieder drauf. Ein zerknitterter Hautlappen baumelte lose an seinem Daumen. Der Eisenreif hatte ihm die Haut bis auf den Knochen abgescheuert. Er presste die verletzte Hand an seine Brust und hielt sie schluchzend vor Schmerzen und Wut mit der anderen umklammert.
    Etwas später breitete er den losen Hautfetzen wieder über den Knochen und zog ihn, so gut er konnte, glatt, um die Wunde zu schließen. Er umwickelte sich die Hand mit der Serviette und verknotete sie mit Hilfe der Zähne. Der Stoff war in kürzester Zeit blutdurchtränkt.
    In seinem Proviantsack verstaute er zwei Dauerwürste, ein Messer, eine Flasche Wasser, eine weitere mit Weinsowie eine Packung Streichhölzer und trat auf die Straße hinaus. Er sah zum Himmel hinauf und schätzte, dass ihm noch zwei, drei Stunden bei Tageslicht blieben. Eine Hufspur und enge Radrillen wiesen in die Richtung, aus der er ins Dorf gekommen war. Er rückte sich den Riemen des Proviantsacks zurecht, drückte die Hand an die Brust und rannte los.
    Es war schon fast dunkel, als er die Silhouette des Esels entdeckte, der langsam einen schnurgeraden Weg in Richtung Süden entlangtrottete. Die Naht an der Stiefelspitze war inzwischen so weit aufgerissen, dass er schon seit geraumer Zeit schlurfend mit schlappender, wie eine Zunge herabhängender Sohle vorwärtstrabte. Ab und zu drang Kies ein, doch solange er keinen stechenden Schmerz empfand, blieb er nicht stehen, um den Stiefel auszukippen. Je näher er seinem Ziel kam, desto langsamer wurde er und hielt sich schließlich seitlich des Weges, um sich, falls der Krüppel Verdacht schöpfen und sich umschauen sollte, in einen der beiden parallel zum Weg verlaufenden Gräben zu werfen. Als er den Mann bis auf einige hundert Meter eingeholt hatte, bekam er ein klareres Bild von dem hölzernen Gefährt, das dieser sich zusammengebastelt hatte. Von einem Strick ausgehend, der als plumper Geschirrersatz diente, führte eine Leine wie die Zügel eines Gespanns hinten um den Esel herum. An der Leine war das Brett befestigt. Der Krüppel peitschte das Tier mit einer halb abgeschälten Gerte auf die Hinterbeine. Ein klappriger Einspänner, der holpernd über den Boden schleifte. Der Esel war mit vier Strohkörben beladen, undin zweien davon machte der Junge die gefüllten Wasserflaschen aus. Er versuchte, sich den Krüppel ohne sein Brett vorzustellen, nur auf seine Beinstümpfe gestützt, um zu begreifen, wie er den Esel entladen, ihn wieder satteln und die Flaschen in die Tragetaschen hatte wuchten können. Von weitem dachte der Junge, der Krüppel müsse sehr habsüchtig sein, wenn er eine so beschwerliche Reise für eine Belohnung auf sich nahm.
    Als der Junge nur noch wenige Meter hinter ihm war und glaubte, er könne ihn nicht mehr verfehlen, bückte er sich, hob einen kantigen Stein von der Größe einer dicken Kartoffel auf und schleuderte ihn gezielt auf den Kopf des Krüppels. Doch das Geschoss flog über den Mann hinweg und traf den Esel an den Hinterbeinen. Zum ersten Mal, seit er das Tier kannte, bäumte es sich auf und schrie aus vollem Halse. Mit dem Maul tastete es nach seiner Kruppe und trat nach allen Seiten aus, wobei ein Huftritt den Krüppel so heftig an der Stirn traf, dass er das Bewusstsein verlor. Der Esel preschte wie wild davon, als zöge er einen Pflug voller Viehglocken hinter sich her. Im Zickzack galoppierte er von einer Seite des Weges zur anderen, den reglosen, mit den Beinstümpfen am Brett befestigten Körper des Krüppels im Schlepptau. Der schlaff herabbaumelnde Kopf prallte auf die Steine. Nach einer Weile beruhigte sich der Esel, drehte sich um die eigene Achse und trabte bockend auf den Jungen zu. Je näher er kam, desto mehr drosselte er sein Tempo, bis er kurz vor dem Jungen stehenblieb. Wie gelähmt von der Grausamkeit der Szene, die er soeben

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