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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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stehe auf, springe ins Wasser und klatsche der Länge nach hin, aber ich bekomme den Bug des Boots noch mit den Händen zu fassen. »Bitte, bitte, bitte!« Ich stehe auf und ziehe das Boot weit genug ans Ufer, lasse es los, renne und stolpere und renne zu Viola, Viola, Viola ...
    »Bitte!«, stoße ich beim Rennen hervor. »Bitte!«
    Endlich bin ich bei ihr. Sie hat die Augen geschlossen, der Mund ist leicht geöffnet. Ich lege ihr die Hand auf die Brust und achte nicht darauf, wie mein Lärm dröhnt, höre nicht, wie der Wind pfeift, wie jemand meinen Namen bellt und ein anderer ihn in den Wald hinausschreit.
    »Bitte«, flüstere ich.
    Bumm, bumm!
    Sie lebt.
    »Viola«, flüstere ich aufgeregt. Vor meinen Augen tanzen kleine, blitzende Pünktchen, aber ich achte nicht auf sie. »Viola!«
    Ich rüttle sie an den Schultern, nehme ihr Gesicht in meine Hände und schüttle es auch.
    »Wach auf!«, sage ich leise. »Wach auf, wach auf, wach auf!«
    Ich kann sie nicht tragen. Ich zittere zu sehr, ich schwanke zu sehr, ich bin zu schwach.
    Aber, verdammt noch mal, wenn’s sein muss, werde ich sie eben doch tragen.
    »Todd! Todd! Todd!«, höre ich Manchee im Wald bellen.
    »Todd Hewitt!«, höre ich Aaron brüllen.
    Und dann höre ich von unten ein schwaches: »Todd?« »Viola?« Meine Kehle ist ganz verknotet und vor meinen Augen verschwimmt alles.
    Sie schaut mich an.
    »Du siehst nicht gut aus«, sagt sie mit schwerer Zunge. Ihre Augen blicken müde.
    Aber sie schaut mich an. Viola hat blaue Flecken unter den Augen, bei deren Anblick sich mein Magen vor Wut verkrampft.
    »Du musst aufstehen«, sage ich leise.
    »Er hat mir ein Betäubungsmittel ... «, fängt sie an und schließt dann erschöpft die Augen.
    »Viola?« Ich schüttle sie noch einmal. »Er wird bald zurückkommen. Wir müssen weg von hier.«
    Ich höre kein Bellen mehr.
    »Wir müssen weg«, beschwöre ich sie. »Sofort!«
    »Ich bin zu schwer«, murmelt sie undeutlich.
    »Bitte, Viola«, flehe ich. Eigentlich weine ich die Worte eher hervor, als dass ich sie spreche. »Bitte . «
    Sie blinzelt. Schaut mir in die Augen.
    »Du bist gekommen, um mich zu holen.«
    »Ja«, krächze ich.
    »Du bist meinetwegen gekommen«, sagt sie und verzieht das Gesicht ein wenig.
    Und jetzt stürzt Manchee aus dem Gebüsch und bellt meinen Namen, als ginge es um sein Leben.
    »Todd! Todd! Todd!«, jault er und rast an uns vorbei. »Aaron! Er kommt! Aaron!«
    Viola schreit kurz auf, und mit einem Ruck, der mich beinaheumwirft, springt sie auf die Füße. Sie hält mich gerade noch fest, als ich falle, wir halten uns aneinander fest, und ich schaffe es mit Mühe, auf das Boot zu deuten.
    »Dorthin!«, keuche ich.
    Wir rennen darauf zu ...
    ... quer über den Lagerplatz ...
    ... auf das Boot und auf den Fluss zu.
    Manchee rennt voraus und springt mit einem Satz in den Bug des Boots.
    Viola stolpert vor mir her.
    Es sind noch fünf, vier, drei Schritte bis zum Boot.
    Aaron springt zwischen den Bäumen hervor auf uns zu. Sein Lärm dröhnt so sehr, dass ich mich nicht einmal umblicken muss.
    »Todd Hewitt!«
    Viola ist beim Boot angelangt und lässt sich hineinfallen. Noch zwei Schritte.
    Noch einer.
    Ich bin am Boot und schiebe es mit aller Kraft zurück in den Fluss.
    Er brüllt: »Todd Hewitt!«
    Und er kommt näher.
    Das Boot bewegt sich nicht von der Stelle.
    »Ich werde die Niederträchtigen strafen!«
    Er kommt näher.
    Und das Boot bewegt sich nicht.
    Sein Lärm trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Und das Boot bewegt sich ...
    Schritt für Schritt, ich stehe im Wasser und das Boot bewegt sich ...
    Ich falle.
    Ich habe nicht mehr die Kraft, mich ins Boot zu ziehen. Ich falle ins Wasser, während das Boot davonzutreiben beginnt.
    Viola packt mich am Hemd und zieht mich hoch, zerrt an mir bis mein Kopf und meine Schultern über die Bordwand hängen.
    »Nein, lass das!«, brüllt Aaron.
    Viola schreit auf, packt mich fester, mein Oberkörper ist im Boot.
    Aaron ist schon im Wasser.
    Er zerrt an meinen Füßen.
    »Nein!«, schreit Viola. Sie zieht mich fester, zieht mit aller Kraft.
    Dann werde ich in die Luft geschleudert.
    Und das Boot hält an.
    Violas Gesicht ist vor Anstrengung verzerrt. Dieses Tauziehen kann nur Aaron gewinnen.
    Und dann höre ich, wie jemand so schrecklich »Todd!« schreit, dass ich einen Augenblick lang fürchte, ein Krokodil wäre aus dem Wasser gekommen.
    Aber es ist Manchee.
    Es ist Manchee.
    Es ist mein Hund, mein Hund, mein Hund, er

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