Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
ersten Tag an mit dieser Date-Sache in den Ohren liegen sollen.«
    »Da war es auch nur Spaß gewesen.« Als ich sein schiefes Lächeln sah, wurde mir klar, dass er tatsächlich keine Eroberung geplant hatte. »Du warst ja nicht einmal nett zu mir. Ja, es ist mir nicht entgangen, dass du mich so schnell wie möglich loswerden wolltest. Aber Skyler Matthews ist noch nie einer Herausforderung aus dem Weg gegangen.«
    »Das bin ich für dich? Eine Herausforderung? Eine Nuss, die du knacken willst, bevor du dich anderen Dingen zuwendest?«
    Seine Hand schoss über den Tisch und legte sich auf meine. Er sah mir fest in die Augen. »Du weißt genau, dass es nicht so ist.«
    Ja, das wusste ich. Trotzdem fiel es mir schwer, seinem Blick standzuhalten oder etwas zu erwidern, mit dem ich ihm und mir selbst meine Gefühle eingestanden hätte. Ich zog meine Hand zurück. Eine winzige Bewegung, die sofort Distanz zwischen uns schaffte. »Ich brauche Zeit.«
    Einen Moment lang musterte er mich so eindringlich, als versuche er meine Gedanken zu ergründen. Schließlich nickte er. »Wenn es etwas gibt, worüber du sprechen möchtest …«
    Auf keinen Fall! Zumindest noch nicht. Erst musste ich mir ganz sicher sein, was ihn anging. Allerdings wusste ich, dass Skyler nicht meine Magie gemeint hatte. »Danke.«
    Eine Weile aßen wir schweigend, wobei ich mehr in meinem Kartoffelbrei herumstocherte, als wirklich davon zu essen. Der Speisesaal begann sich zu füllen und es dauerte nicht lange, bis Lily und Ty an der Essensausgabe auftauchten. Bevor sie zu uns stießen, musste ich zumindest versuchen, ein wenig mehr herauszufinden.
    »Sag mal«, begann ich und gab mir alle Mühe, möglichst beiläufig zu klingen, »du hast mich doch neulich nach Leuten gefragt, die hier mit verbotenen Dingen experimentieren.«
    »Zauberer.«
    Obwohl er das Wort leise aussprach, jagte es mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich sah mich unauffällig um, ob jemand etwas von unserem Gespräch mitbekommen hatte. Glücklicherweise saßen wir zu weit abseits, sodass wir nahezu ungestört waren.
    Ich nickte. »Interessierst du dich wirklich dafür oder wolltest du nur abchecken, was hier los ist?«
    Er sah mich lange an und ich wusste genau, was gerade in ihm vorging. Wie ich auch, versuchte er zu ergründen, wie weit er mir vertrauen konnte. Schließlich beugte er sich ein Stück vor, um noch leiser sprechen zu können. »Ich bin kein Zauberer, falls du das meinst. Ich bin nur neugierig.«
    Allein diese Neugier einzugestehen war ein gewagter Schritt, der ihn in ernsthafte Schwierigkeiten bringen konnte. Selbst wenn er kein Zauberer, sondern nur ein Sympathisant war, konnte ihn das für sehr lange Zeit hinter Gitter bringen.
    Dass er mir das anvertraute, ließ mein Herz schneller schlagen. Er war es. Er musste einfach derjenige gewesen sein, der das Ritual ausgeübt hatte. Vielleicht war er nicht wie ich, womöglich war er auch einfach noch nicht zu diesem letzten Eingeständnis bereit, aber immerhin interessierte er sich für meine Gabe. Auch wenn er noch nicht ahnte, dass ich sie besaß.
    »Ist dir doch jemand eingefallen?«, riss er mich aus meinen Gedanken.
    »Was?«
    »Jemand, der … du weißt schon …«
    Ich schüttelte den Kopf. Es war noch zu früh für die Wahrheit. »Nein, mich hat nur interessiert, warum du das wissen wolltest.«
    »Du wirst das doch niemandem erzählen?«
    »Natürlich nicht.«
    Er nickte. »Schwieriges Thema, was?«
    »Kann man wohl sagen.« Wenn er es schon schwierig fand, darüber zu reden, sollte er einmal versuchen, damit zu leben. Obwohl ich mich davor fürchtete, das Thema zu vertiefen, wollte ich die Gelegenheit auch nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sorgfältig legte ich meine nächsten Worte zurecht. »Irgendjemanden muss es hier allerdings geben, der damit herumspielt.«
    »Hat jemand darüber gesprochen?«
    »Nicht direkt.« Ich erzählte ihm davon, wie ich eines Morgens früh wach gewesen war und aus dem Fenster gesehen hatte. »Da war jemand hinter dem Haus«, sagte ich. »Allerdings verschwand er, als er mich bemerkte.«
    »Hast du mehr gesehen?«
    »Von ihm? Nein. Aber ich wollte wissen, was der Kerl da unten gemacht hat, also habe ich mir die Stelle auf dem Weg zum Frühstück einmal angesehen.« Ich beschrieb ihm, wasich im Schatten des Baums gefunden hatte, ohne durchblicken zu lassen, dass ich wusste, dass es sich dabei um die Hinterlassenschaften eines Rituals gehandelt hatte. Skyler hing wie gebannt

Weitere Kostenlose Bücher