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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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an meinen Lippen, und als ich eine kurze Pause machte, um einen Schluck Cola zu trinken, forderte er mich mit einer Handbewegung auf, weiterzuerzählen, kaum dass ich das Glas abgestellt hatte. »Ich glaube, das hatte etwas mit Magie zu tun«, beendete ich meinen Bericht bewusst arglos.
    Skyler nickte. »Ein Ritual.« Ein wenig zu schnell fügte er hinzu: »Zumindest vermute ich das. Ich kenne mich damit ja auch nicht wirklich aus.«
    Er klang zu überrascht, als dass es tatsächlich sein Ritual gewesen sein konnte. Es sei denn, er war ein wirklich guter Schauspieler.
    »Wie hat es ausgesehen?«, hakte er nach. »Kannst du dich an die Zeichen erinnern? An eine bestimmte Anordnung?«
    Das konnte ich, aber ich machte mir Sorgen, dass er versuchen könnte, das Ritual nachzustellen, und das wollte ich verhindern. Wenn ich eines gelernt hatte, dann, dass man mit Magie nicht spielt. Schon gar nicht mit Magie, von deren Zweck man nicht das Geringste wusste. Ich schüttelte den Kopf. »Für mich war das nur Gekritzel. Die Hälfte davon bereits verwischt. Ich glaube, er ist reingetreten, als er sich aus dem Staub gemacht hat.«
    Eine Weile starrte er auf seinen Teller. Als er den Kopf wieder hob, blitzten seine Augen voller Leben. »Was glaubst du, wer das war?«
    Ich hatte gehofft, du. »Keine Ahnung.« Mich interessierte viel mehr, was derjenige mit diesem Ritual bezwecken wollte. Die Vorstellung, dass vielleicht jemand mit Magie herumexperimentierte, ohne zu wissen, um welche Art von Magie es sich dabei handelte und welchen Zweck sie verfolgte, war mir nicht geheuer. Was, wenn es an der Schule jemandengab, der mit Kräften spielte, die er nicht beherrschte? Jemanden wie Skyler, der sich für Zauberei interessierte, ohne selbst ein Zauberer zu sein. Magie war kein Spielzeug, das man beliebig benutzen konnte. Sie war eine lebendige Kraft, die sehr schnell außer Kontrolle geriet, wenn man sie nicht einzusetzen wusste.
    Ganz zu schweigen davon, dass dieser sorglose Einsatz von Magie auch mich in Gefahr brachte. Was, wenn nächstes Mal ein anderer die Überreste des Zaubers fand? Jemand, der Meldung erstattete? Die Magiepolizei würde anrücken und alles und jeden unter die Lupe nehmen. Auch mich.
    Ich musste herausfinden, wer der Zauberer war, und ihn davon abbringen, weiterzumachen. Bevor er uns noch alle ins Unglück stürzte.
    Neben mir landete ein Tablett auf dem Tisch. Das Klirren von Besteck, Tellern und Gläsern riss mich aus meinen Gedanken. Ty zog den Stuhl zurück und ließ sich fallen. »Na, ihr Hübschen, was habt ihr den ganzen Tag getrieben?«
    »So dies und das.« Ich hätte ihm von dem Film erzählen können, den wir uns angesehen hatten, doch sobald ich daran dachte, hatte ich nicht nur die Erinnerung an meinen Ausflug in Kims Geist wieder vor Augen, sondern auch die an Skylers Lippen auf meinen. Sofort wurden meine Wangen wieder heiß.
    »Muss wichtig gewesen sein«, meinte Lily, als sie sich neben Skyler setzte. »Sonst hättest du das Training sicher nicht verpasst.«
    »Oh Mist!« Wir Volleyballer waren nach den Ferien alle ein wenig eingerostet, weshalb wir uns letzte Woche darauf geeinigt hatten, ein Extratraining einzuschieben. Bis gerade eben war der Termin völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden gewesen. »Tut mir leid, Lily, ich habe es total vergessen.«
    Lily warf einen kurzen Seitenblick zu Skyler, dann grinste sie. »Ich verstehe.«
    Du hast keine Ahnung! Na ja, fast keine.
    Ich nutzte die Tatsache, dass Skyler und ich nicht allein waren, um mich gleich nach dem Essen zu verabschieden. Ich musste noch etwas erledigen. Den anderen gegenüber behauptete ich, dass es sich dabei um Hausaufgaben handelte, die ich genauso vergessen hatte wie das Training.
    Sobald ich allein in meinem Zimmer war, holte mich die Erinnerung an meinen letzten Ausflug in Kims Geist wieder ein. Während der letzten Stunden war ich, nicht zuletzt durch Skyler, so abgelenkt gewesen, dass ich keine Gelegenheit gehabt hatte, genauer darüber nachzudenken. Eines jedoch war mir die ganze Zeit über klar gewesen: Ich musste etwas tun!
    Mitzuerleben, wie Max und Kim sich küssten, war schon unangenehm gewesen. Die bloße Vorstellung, ich könnte das nächste Mal in einem noch unpassenderen Augenblick in Kims Geist gesogen oder nicht rechtzeitig wieder hinauskatapultiert werden, war wenig erbaulich. Sex aus zweiter Hand war nicht unbedingt das, wie ich mir mein erstes Mal vorstellte. Und Kim hatte dabei in meiner Fantasie ebenso

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