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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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der Panik trieben. Sie waren nicht länger blau, sondern von einem so dunklen Braun, dass sie eher an ein Paar Kohlen erinnerten.
    Ich stand da wie gelähmt. Ich war nicht in der Lage, meinen Blick von ihren Augen zu wenden, und rechnete halb damit, dass sie jeden Moment zu glühen begannen.
    Kim sprang vor. Obwohl sie kleiner war als ich, riss sie mich mühelos zu Boden. Ich fiel auf den Rücken und einen Wimpernschlag später war sie über mir. Ihre Hände schlossen sich um meinen Hals.
    »Deinetwegen werde ich sterben«, schnappte sie und drückte zu. »Aber dich nehme ich mit.«
    Ich griff nach ihren Handgelenken und versuchte ihre Hände von meinem Hals zu ziehen, doch sie war stark. Viel stärker, als ein Mädchen ihrer Statur sein sollte. Wie ein Schraubstock schlossen sich die Finger um meine Kehle und schnürten mir die Luft mit einer Kraft ab, die unmöglich von Kim stammen konnte.
    Ich strampelte und versuchte sie abzuwerfen, doch sie saßrittlings auf meinem Brustkorb, den Oberkörper nach vorne gelehnt, sodass es mir nicht gelingen wollte, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Meine Kehle schmerzte und meine Lungen begannen zu brennen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, einen Menschen zu erwürgen, und wenn es nach mir ging, wollte ich es auch nicht herausfinden. Als sie ihr Gewicht verlagerte, witterte ich meine Chance. Doch sie bot mir keine Gelegenheit. Stattdessen beugte sie sich noch weiter nach vorne und drückte fester zu. Ich rang um Atem, aber durch meine Kehle wollte sich kein Quäntchen Luft pressen lassen.
    Ein Fluch!
    Ich musste sie mit einem Fluch belegen.
    Etwas, das sie ausknockte.
    Fieberhaft suchte ich nach einem Weg, wie ich sie mit meiner Magie abschütteln konnte, doch sobald sich eine Idee abzuzeichnen begann, war sie sofort wieder verschwunden. Ich konnte mich nicht konzentrieren.
    Verzweifelt trat ich mit den Beinen um mich, versuchte Kim abzuschütteln.
    Ohne Erfolg.
    Ich klammerte meine Finger fester um ihre Handgelenke. Wenn es mir gelänge, auf ihre Stimmung einzuwirken, könnte ich sie womöglich davon abbringen, mich umzubringen. Meine Fingerspitzen prickelten, als ich die Kraft meinen Arm entlangfließen ließ. Friedlich , dachte ich. Du wirst friedlich sein! Ausgeglichen und ruhig.
    Ein krächzendes Lachen kroch über Kims Lippen und traf mein Gesicht zusammen mit einem Speichelfaden. »Spar dir deine Kunststückchen. Das funktioniert nur, wenn der andere nicht merkt, was du treibst.«
    Meine Lungen schmerzten, meine Kehle brannte von der atemlosen Leere darin und mein Hals schmerzte dort,wo ihre Finger unerbittlich zudrückten. Ich versuchte ihre Arme zu fassen zu bekommen, doch meine Hände rutschten immer wieder ab.
    Das Blut rauschte in meinen Ohren und löschte nach und nach jedes andere Geräusch. Schwärze breitete sich vor meinen Augen aus. Meine Hände fielen kraftlos zur Seite. Ich krallte die Finger in die Erde in der Hoffnung, noch einmal Kraft zu sammeln.
    Dann verschwand der Klammergriff plötzlich von meinem Hals. Durch den Schleier, der sich über meine Augen ausgebreitet hatte, sah ich, wie Kim von mir fortgerissen wurde. Ich rollte mich auf die Seite und schnappte japsend nach Luft, ohne Kim dabei aus den Augen zu lassen. Skyler hielt sie am Genick gepackt. Einen Moment lang starrte er ihr ins Gesicht. Blinzelnd beobachtete ich, wie sich ihre Haltung unter seinem Griff veränderte. Sie wirkte verwirrt, regelrecht verstört. Ihr Blick zuckte zu mir. Blau. Ihre Augen waren blau. Wer auch immer die Kontrolle über Kim übernommen hatte, war fort.
    Hinter den beiden kam Max um die Ecke gerannt. »Was ist los?«
    Skyler stieß Kim in seine Arme. »Bring sie hier weg.«
    »Was …?«
    »Schaff sie fort!«, herrschte Skyler ihn an. »Ich erkläre es dir später.«
    Max zog eine Augenbraue in die Höhe, dann legte er seinen Arm um Kims Schultern und führte sie weg. Ich bekam nicht mehr mit, wie die beiden verschwanden. Ich sah nur Skyler, der neben mir niederkniete und mir half mich aufzusetzen. Gierig sog ich die Luft in meine Lungen und versuchte das Zittern zu unterdrücken, das meinen Schrecken begleitete. Skylers Wärme umfing mich, als er den Arm um mich legte. Ein Teil von mir wollte sich aus seinem Griffbefreien, aus Angst, darin zu wenig Luft zu bekommen, während sich ein anderer Teil meines Ichs dem Trost seiner Nähe hingab. Ich schmiegte mich in seine Arme, schloss die Augen und zwang mich zu regelmäßigen, tiefen Atemzügen.
    »Bist du

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