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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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rühmliches Kapitel meiner Heldenlaufbahn.«
    »Ich höre mir auch die Geschichten an, in denen der Held eine Schlappe erleidet.«
    »Nur dass der Held nicht so gerne darüber sprechen möchte.«
    »Wenn er mein Vertrauen haben möchte, sollte er das aber lieber tun.«
    Meine Worte beendeten unser Geplänkel mit einem Schlag. Ein Schatten zog über sein Gesicht und einen Wimpernschlag später war jeder Anflug von Schalk aus seinem Blick verschwunden. Als würde ihm erst jetzt die Tragweite dessen, was letzte Nacht geschehen war, wirklich bewusst. »Vielleicht sollte ich lieber damit anfangen, dir zu versichern, dass ich dich in keiner Weise verurteile«, sagte er ernst. »Ich verabscheue Magie und ich weiß, dass deine Mutter eine Zauberin war. Aber das bedeutet nicht … Dir gebe ich daran keine Schuld.«
    »Vielen Dank auch.«
    »Nein, das klang falsch«, korrigierte er sich. »Eigentlich wollte ich sagen, dass … Ganz egal was deine Mutter war, du bist anders. Du bist keine Zauberin und ich werde dich nicht für das Werk deiner Mutter verantwortlich machen.«
    Ich sagte nichts.
    Skyler fuhr sich mit der Hand durchs Haar, bis es ihm wirr vom Kopf abstand, was ihn unglaublich verwegen aussehen ließ – und verdammt süß. Als mir bewusst wurde, welche Richtung meine Gedanken einschlugen, biss ich mirauf die Zunge. Die Zeiten, in denen ich ihn für süß befunden hatte, waren vorbei. Sie mussten vorbei sein. Ich konnte es mir nicht länger erlauben, Gefühle für ihn zu hegen. Dafür hing ich zu sehr an meinem Leben. Zu dumm, dass es keinen Schalter gab, mit dem ich meine Empfindungen einfach abschalten konnte.
    »Als ich hierherkam, wollte ich nur meinen Job machen.« Ganz langsam, als hätte er Angst, mich zu verschrecken, kam er auf mich zu. »Ich hatte das nicht geplant, ich wollte dir nicht so nahe kommen. Dir nicht und auch sonst niemandem.« Er machte einen weiteren Schritt nach vorn, bis er so dicht vor mir stand, dass er nur die Hand auszustrecken brauchte, um mich zu berühren. »Ganz bestimmt wollte ich mich nicht in dich verlieben. Aber es ist nun einmal passiert.«
    Er verzog die Lippen zu einem fast schüchternen Lächeln. Seine Finger spielten mit meinem Haar, würden sich jeden Moment darin vergraben. Ich wollte zurückweichen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Auch nicht, als er seine Hand in meinen Nacken legte und mich mit sanftem Druck näher heranzog. Unsere Gesichter waren nicht einmal mehr eine Handbreit voneinander entfernt. Gleich würden sich unsere Lippen berühren. Ich würde es zulassen, denn ich sehnte mich danach, ihn zu küssen, sehnte mich danach, seine Wärme zu spüren und noch einmal die Geborgenheit zu fühlen, die seine Nähe bis gestern Nacht noch auf mich ausgestrahlt hatte.
    Er ist ein Sucher , schrie alles in mir. Lass ihn nicht näher kommen!
    Sucher. Das Wort reichte aus, mich zur Vernunft zu bringen. Obwohl Skylers Hand noch immer in meinem Nacken lag, zog ich meinen Kopf ein Stück zurück und richtete meinen Blick auf die Platzwunde an seiner Stirn. »Und wie ist das nun passiert?«, fragte ich noch einmal.
    Mit einem frustrierten Seufzer gab Skyler mich frei. Er dirigierte mich zur Couch und ließ sich neben mir in die Polster fallen. Ich zog meinen Rock zurecht und einen Herzschlag später lag Skylers Hand oberhalb meines Knies, als wolle er sichergehen, dass ich ihm nicht davonlief. Ich war versucht sie abzustreifen, wollte aber das letzte bisschen Nähe nicht verlieren, das mich noch mit ihm verband. Eine Hand auf meinem Bein war immerhin deutlich weniger gefährlich als seine Lippen auf meinen.
    »Wie in jeder Nacht seit meiner Ankunft auf Holbrook Hill bin ich nach Anbruch der Nachtruhe noch einmal nach draußen gegangen«, sagte er. »Ich wollte sehen, ob ich weitere Hinweise auf Rituale finde.«
    »Und?«
    Er schüttelte den Kopf. »Um das Wohnheim herum war nichts und auch im Park fand ich keinerlei Anzeichen für Magie.«
    Wie auch? Es war dunkel gewesen und die Überreste waren nicht gerade mit Leuchtpfeilen versehen gewesen, die auf sie aufmerksam machten. Dann jedoch wurde mir bewusst, dass ein Sucher vermutlich über Mittel und Wege verfügte, eine magische Spur aufzunehmen. Wer konnte schon wissen, welche Kunststückchen er beherrschte.
    »Du hast also nichts gefunden?«
    »Nein, aber etwas hat mich gefunden. Oder wohl eher jemand. Ein Blitz hat mich von hinten niedergestreckt. Glücklicherweise bin ich gegen derartige Angriffe geschützt, trotzdem

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