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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht, dass Max etwas damit zu tun hat.«
    »Ich auch nicht. Was auch immer für ein Zauber auf diesem Schmuckstück liegt, ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihn wissentlich hier eingeschleppt hat. Ich glaube auch nicht, dass Max derjenige war, der mich letzte Nacht angegriffen hat. Vermutlich wollte er nichts weiter als Kim eine Freude machen, da ist er irgendwo über dieses Artefakt gestolpert und hat es für sie gekauft, ohne zu wissen, worum es sich dabei in Wahrheit handelt.« Er dachte einen Moment nach, dann sagte er: »Max muss ins Sekretariat gekommen sein, als Mrs Finch gerade bei Jenkins war. Er hat die Post auf ihrem Schreibtisch gesehen und sich den Umschlag geschnappt, der an ihn adressiert war, ohne zu ahnen, dass seine Sendung einen Alarm ausgelöst hat.«
    Das klang plausibel. Welche Form von Magie auch immer in dem Amulett steckte, es schien eine Weile gedauert zu haben, sie freizusetzen. Vielleicht hatte ich sie auch mit meinem Fluch blockiert, sodass Kim nicht schon viel früher von diesem fremden Wesen übernommen worden war. Vielleicht hatte mein Fluch aber auch alles nur schlimmer gemacht oder dieses Ding erst auf den Plan gerufen. Am Ende wäre ohne mein Eingreifen gar nichts passiert und die Magie weiterhin unter Verschluss geblieben.
    »Weißt du, warum ich mich entschlossen habe, Sucher zu werden?«, fragte Skyler plötzlich und fuhr fort, ohne mir Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. Mir fiel ohnehinkeine Antwort ein. »Damit genau so etwas nicht passiert. Ich will verhindern, dass Dinge wie dieses Amulett den Menschen Schaden zufügen können. Deshalb muss ich sie aus dem Verkehr ziehen.«
    Sie? Ich war mir sicher, dass er damit nicht nur die Artefakte meinte, sondern auch die Zauberer, die sie besaßen.
    »Früher habe ich mir nie Gedanken über Magie gemacht. Ich habe mir nie die Frage gestellt, ob sie gefährlich ist oder nicht. Ihre Existenz, egal wie selten sie auch geworden sein mag, war einfach eine Tatsache.«
    »Was hat sich verändert?« Was war der Auslöser, der dich zu meinem Feind gemacht hat?
    Eine Weile schwieg er und ich glaubte förmlich zu spüren, wie er nach den passenden Worten suchte, jenen Worten, die mir seine Entscheidung verständlich machen sollten. Ich bezweifelte jedoch, dass ich es verstehen würde. Ich wollte es gar nicht verstehen.
    »Ich bin am Stadtrand von London aufgewachsen«, sagte er dann. »Meine Zwillingsschwester und ich, wir hatten wohl das, was man die perfekte Kindheit nennt. Keine Geldsorgen, eine intakte Familie und auch sonst keine Probleme.« Bei der Erinnerung daran, stahl sich ein leises Lächeln in seine Züge, das jedoch schlagartig verschwand, als er fortfuhr: »An unserem sechzehnten Geburtstag waren wir mit unseren Eltern in einem voll besetzten Restaurant beim Essen, als ein Mann hereinkam und sich in der Mitte des Raumes aufbaute und sich mit einer gewaltigen magischen Explosion in die Luft jagte.« Skyler fuhr sich über die Augen, doch die Geste vermochte es nicht, den Schatten der Erinnerung daraus zu vertreiben. »Ich erinnere mich noch an seine letzten Worte, die einzigen Worte, die er gesagt hat. Sie haben sich in meinem Verstand festgesetzt und sind über die Jahre niemals verstummt.«
    »Freiheit für alle Zaubernden«, sagte ich leise. Der Anschlag des Selbstmordattentäters war damals monatelang durch alle Medien gegangen. Es war der erste von einer ganzen Welle von Angriffen gewesen, mit denen eine Gruppe von Zauberern versucht hatte, für ihre Rechte zu kämpfen. Ein Weg, der den normalen Menschen, allen voran der Magiepolizei nur noch deutlicher gemacht hat, warum Magie gefährlich war und verfolgt werden musste. Vielleicht hätte die Hoffnung bestanden, dass die Zauberei eines Tages geduldet, wenn schon nicht akzeptiert werden konnte – diese Anschläge hatten sie ein für alle Mal zerstört.
    »Freiheit für alle Zaubernden«, wiederholte Skyler meine Worte. »Das Motto der Magier. Bei diesem Anschlag gab es siebzehn Tote. Meine Mom war eine davon. Ich selbst hatte Glück, die Druckwelle hat mich hinter einen umgestürzten Tisch katapultiert, der mich vor dem Schlimmsten bewahrt hat.«
    Unwillkürlich hob ich die Hand und zeichnete mit meinem Finger die Narbe an seiner Wange nach. »Stammt sie daher? Von diesem Tag?«
    »Ich bin an etwas hängen geblieben, vielleicht hat mich auch ein umherfliegender Gegenstand getroffen.«
    Ich wollte meine Finger zurückziehen, doch Skyler legte seine Hand über meine

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