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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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dem ich geglaubt hatte, dass er nur mir etwas anhaben konnte. Ich war davon ausgegangen, dass sich die Angriffe ausschließlich gegen mich richten würden. Sonst hätte ich ihn doch niemals dazu aufgefordert, mir die Kette abzunehmen!
    »Skyler?« Ich legte meine Finger an seinen Hals und tastete nach seinem Puls, doch meine Hände zitterten so sehr, dass ich nichts spürte. Was, wenn er tot war? Dann hast du dich deines Problems entledigt, kleine Zauberin. Die Worte ließen mich zusammenfahren. Sei nicht so sentimental! Er ist ein Sucher. Er wird uns nur Ärger machen!
    In dieser Hinsicht hatte die Stimme recht. Trotzdem war es mein Herz, das in diesem Moment die Kontrolle übernahm. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn er meinetwegen starb! »Bitte«, flehte ich. »Ich brauche dich.« Dabei wusste ich selbst nicht, ob ich damit seine Hilfe meinte, oder ihn, den Jungen – den Mann –, in den ich mich verliebt hatte.
    Warum konnte ich seinen Puls nicht spüren? Lag es wirklich nur daran, dass ich zu aufgewühlt war, oder war dort nichts mehr, was ich hätte ertasten können? Ich musste herausfinden, ob er noch atmete. Tränen sammelten sich in meinen Augen und nahmen mir die Sicht. Meine Hand lag zitternd auf seiner Brust. Ich wollte mich gerade über ihn beugen, als er einen heftigen Atemzug machte und sich ruckartig aufsetzte. Erschrocken fuhr ich zurück und landete auf dem Hintern.
    Skyler sah sich um. »Heilige Scheiße, was war das?«
    In diesem Moment spürte ich keine Schmerzen und keine Angst, nur grenzenlose Erleichterung darüber, dass er lebte. Ich schloss die Augen und zwang mich zu atmen. Die Tränen quollen über und liefen stumm über mein Gesicht.
    Plötzlich war er neben mir. Er schloss seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich ließ es geschehen. Dankbar um seine Wärme und sein Leben.
    »Hey«, flüsterte er. »Es ist nichts passiert. Alles ist gut.«
    Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu weinen. Es war, als wären alle Dämme gebrochen, nachdem ich erst einmal damit angefangen hatte. Ich klammerte mich an ihn, das Gesicht an seiner Brust vergraben, dort, wo sein Hemd nach Rauch und verkohltem Stoff roch, und wünschte mir, wir wären nicht die, die wir nun einmal waren.
    Er hörte nicht auf, mir übers Haar zu streichen und beruhigend auf mich einzureden, und ich konnte nichts anderes tun, als es geschehen zu lassen und den Trost des einzigen Menschen zu genießen, der es je geschafft hatte, mein Herzzum Rasen zu bringen und ganze Schwärme von Schmetterlingen durch mein Innerstes flattern zu lassen.
    »Warum hast du mir nicht schon viel früher davon erzählt?«, fragte er, ohne mich loszulassen.
    Ich befreite mich aus seinen Armen und richtete mich ein Stück weit auf, wich seinem Blick jedoch aus. »Das wollte ich.«
    »Deshalb bist du letzte Nacht zu mir gekommen.«
    »Nachdem ich gesehen habe, was du bist, hatte ich Angst, dass du …«
    »Dass ich denke, du hättest etwas damit zu tun?«
    In nickte, unsicher, ob ich den Moment verfluchen sollte, in dem ich sein Geheimnis aufgedeckt hatte, oder ob ich dankbar sein musste, dass ich es herausgefunden hatte, bevor ich mich ihm in vollem Umfang anvertrauen konnte.
    Skyler legte mir eine Hand unter das Kinn und zwang mich ihn anzusehen. »Ich habe durchaus die nötigen Mittel, um herauszufinden, ob jemand das Opfer eines Zaubers wurde oder ob er sich aus freien Stücken mit einem magischen Gegenstand schmückt. Himmel, Raine, ich muss dir nur in die Augen sehen, um zu erkennen, welche Angst dir dieses Ding macht. Dazu braucht es nun wirklich keine Sucher-Kunststücke.«
    Andernfalls hätte ich auch ein ernsthaftes Problem, denn ich zweifelte nicht daran, dass er meine Magie bemerken würde, wenn er erst seine Fähigkeiten bei mir anwendete.
    »Das Amulett ist der Gegenstand, wegen dem du hier bist, oder?«
    »Es wäre schon ein ziemlicher Zufall, zwei magische Artefakte an einem Ort zu finden.« Er zuckte die Schultern. »Andererseits scheint sich ein Zauberer auf dem Gelände herumzutreiben. Die Chancen, dass er mehr als ein Artefakt besitzt, stehen vermutlich gar nicht so schlecht.«
    »Aber es war Kims Kette«, gab ich zu bedenken. »Max hat sie ihr geschenkt und ich glaube nicht, dass einer der beiden etwas mit Magie zu tun hat.«
    »Und deshalb wolltest du zu Max, nicht wahr? Du wolltest in seinem Zimmer nach einem Anhaltspunkt suchen. Etwas, das dir helfen könnte, die Kette loszuwerden.«
    »Ja, aber ich glaube wirklich

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