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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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etwas sagen?«
    Er fuhr sich mit der Hand über die Schläfe und zog sierasch zurück, als er dabei versehentlich die Wunde berührte. »Ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll.«
    Oh Gott, er glaubte mir nicht! »Du hast meinen Rücken gesehen. Glaubst du, ich würde mir das selbst antun?«
    »Nein. Aber ich habe das Gefühl, dass du mir nicht alles erzählt hast.«
    »Vielleicht habe ich irgendwo ein paar Details vergessen«, räumte ich ein. »Das ändert aber nichts daran, was passiert ist.« Ich spürte förmlich, wie die Stimmung kippte – und das nicht zu meinen Gunsten. Verbissen suchte ich nach einem Weg, Skyler davon zu überzeugen, dass ich ihm nichts Essenzielles verschwiegen hatte, und ihn davon abzuhalten, auch nur darüber nachzudenken, ob ich womöglich selbst mit Magie in Verbindung stand. Was, wenn nur jemand mit Magie im Blut in der Lage war, den Schatten und das Gewicht der Kette überhaupt wahrzunehmen?
    Nein, nein, nein. Das konnte unmöglich sein!
    Es gab nur noch einen Weg, ihn davon zu überzeugen, dass ich die Wahrheit sagte. Ich öffnete die obersten Knöpfe meiner Bluse, zog den Stoff auseinander und offenbarte ihm meinen Hals. »Sieh hin«, verlangte ich.
    »Da ist nichts.«
    Ich streckte meinen Arm aus. »Gib mir deine Hand.«
    Seine Finger schlossen sich warm um meine. Ich musste nicht nach unten sehen, um zu wissen, dass die Kette jetzt zu sehen war, ich wusste es in dem Augenblick, in dem ich Skyler scharf Luft holen hörte.
    »Was zum Teufel …?«
    Ich schluckte. »Nimm sie mir ab.« Es war eine gewagte Bitte. Eine, bei der ich riskierte, erneut eins übergebraten zu bekommen. Doch wenn ich ihn davon überzeugen wollte, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte, musste er mit eigenen Augen sehen, wie gefährlich dieses Ding war.
    »Hast du nicht gesagt, dass das nicht geht?«
    »Tu es einfach.«
    Ohne meine Finger loszulassen, streckte er die freie Hand nach meinem Hals aus. Ich wappnete mich innerlich gegen den Angriff, machte mich auf den Schmerz gefasst. Überrascht beobachtete ich, wie sich seine Hand um die Kette legte und er die Rückseite nach vorne drehte, ohne dass etwas geschah. Die kühlen Glieder streiften über meinen Hals, doch das war alles, was ich spürte. Keine Hitze, kein Schmerz, kein Angriff. Er nestelte daran herum.
    »Der Verschluss lässt sich nicht öffnen«, sagte er schließlich so leise, als fürchtete er, das Wesen darin auf uns aufmerksam zu machen. »Ich werde sie dir über den Kopf ziehen müssen.«
    Ich würgte ein »Okay« hervor.
    Er versuchte es mit einer Hand, blieb jedoch mit der Kette an meinem Ohr hängen. »Ich brauche beide Hände.«
    »Wenn du mich loslässt, wird sie wieder unsichtbar. Es muss etwas mit deinen …«
    »Die Tattoos.« Er nickte und krempelte seinen Ärmel hoch. »Leg deine Hand auf meinen Arm, dann habe ich beide Hände frei.«
    Ich folgte seiner Aufforderung und spürte die Bewegung seiner Muskeln unter meinen Fingern, als er die Arme bewegte. Ein Knistern erfüllte die Luft, sobald er die Kette mit beiden Händen berührte, als hätte das Ding darin gespürt, dass es ihm jetzt an den Kragen ging. Die Luft lud sich elektrisch auf, die feinen Härchen an meinen Armen und in meinem Nacken richteten sich auf.
    »Bereit?«
    Als ich nickte, hob er die Kette an. In dem Augenblick, an dem sie meinen Hals nicht mehr berührte, schoss ein Blitz daraus hervor. Die Druckwelle erfasste mich und warfmich zu Boden. Keuchend blieb ich liegen. Mein Rücken schmerzte so sehr, dass ich kaum noch Luft bekam. Ein paar Sekunden, vielleicht waren es auch Minuten, lag ich einfach nur da, die Augen geschlossen, auf meine Atmung konzentriert. Ich musste die Kette nicht sehen, um zu wissen, dass sie noch immer um meinen Hals lag.
    Das war gründlich schiefgegangen.
    Als der Schmerz so weit abgeflaut war, dass ich mich wieder bewegen konnte, ohne Sterne zu sehen, kämpfte ich mich auf die Beine. Jede Bewegung jagte eine neue Schmerz­welle durch meinen Körper und ich verfluchte Skyler dafür, dass er mir nicht half.
    Wo zum Teufel steckte er?
    Mit zitternden Beinen kam ich zum Stehen. Wütend sah ich mich nach Skyler um – und erstarrte. Er lag drei Meter entfernt vor der Mauer im Gras und bewegte sich nicht.
    »Skyler!«
    Mit drei Schritten war ich bei ihm und ließ mich neben ihm auf die Knie fallen. »Skyler! Oh Gott, bitte …« Sein Hemd war über der Brust verkohlt, dort, wo ihn der Blitz getroffen haben musste. Der Blitz, von

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