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Die Fluchweberin

Die Fluchweberin

Titel: Die Fluchweberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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den Satz für ihn. Die Magiepolizei war eine weltweit operierende Truppe, sodass es ihm nicht schwerfallen dürfte, in kürzester Zeit jemanden vor Ort zu haben, der dort die nötigen Türen eintrat.
    Skyler nickte und wir verfielen in erneutes Schweigen. Seit seinem Anruf waren lediglich ein paar Minuten vergangen, mir jedoch erschienen sie bereits wie eine Ewigkeit. Nicht auszudenken, wie es sich anfühlen würde, die ganze Nacht hier zu warten. Oder länger.
    »Darf ich dich etwas fragen, Raine?«
    Ich nickte, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob mir die Frage gefallen würde.
    »Wenn mein Auftrag hier erledigt ist und ich Holbrook Hill verlassen muss, werden wir uns dann wiedersehen?«
    Ja! »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    Er drehte sich zu mir herum und sah mich an. »Warum nicht?«
    Weil du mein größter Feind bist. »Du hast mich belogen, Skyler. Das ist keine Kleinigkeit für mich. Ich denke nicht, dass ich dir das verzeihen oder dir jemals wieder völlig vertrauen kann.«
    »Können wir es nicht versuchen? Du empfindest doch etwas für mich, Raine. Das spüre ich. Nimm uns nicht die Chance, herauszufinden, was aus uns werden könnte.«
    Diese Chance hatte er uns bereits vor Jahren genommen, als er sich für eine Laufbahn bei der Magiepolizei entschieden hatte. »Ich fürchte, Vertrauen hat für mich einen größeren Stellenwert als meine Gefühle.« Und noch wichtiger ist mir mein Leben.
    »Vertrauen lässt sich wieder aufbauen.«
    Warum konnte er nicht einfach aufhören? Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, ihn angefleht, nicht länger auf mich einzureden und mich einfach in Ruhe zu lassen, doch meine Angst, etwas Falsches zu sagen, etwas, das mich verraten oder weitere Fragen provozieren konnte, war einfach zu groß.
    »Mein Beruf ist das Einzige, worüber ich dir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt habe. Alles andere stimmt. Himmel, ich habe dir sogar von meiner Familie erzählt. Von meiner Schwester. Davon wissen nicht einmal meine engsten Freunde und Kollegen etwas.«
    Wenn ich mich mit ihm einließ, bedeutete das, dass sich ständig ein Haufen Magiepolizei in unserem Umfeld herumtreiben würde. Engste Freunde und Kollegen. Sogar in Skylers Freizeit wären sie ständig präsent. Selbst wenn ich ihm vertrauen könnte, wäre das allein schon ein Grund, mich von ihm fernzuhalten. Trotzdem zog ich meine Hand nicht weg, als er danach griff. Ich weiß nicht, ob ich noch immer so sehr in meine Gedanken vertieft war oder einfach nicht die nötige Kraft aufbrachte. Vielleicht sehnte ich mich auch – trotz allem – nach seiner Nähe.
    Sein Daumen strich über meinen Handrücken. Schlagartig spürte ich die Kette an meinem Hals, doch ich weigerte mich, ihr Beachtung zu schenken, und richtete meine Aufmerksamkeit stattdessen auf die Wärme seiner Berührung. Ein Seufzer kam über meine Lippen, ehe ich es verhindern konnte.
    Skyler lächelte, so zaghaft, fast schon schüchtern, wie ich es bei ihm noch nie gesehen hatte. Hoffnungsvoll. »Wir können es schaffen, Raine.«
    Als er mich in seine Arme zog, wehrte ich mich auch dagegen nicht. Er versuchte nicht, mich zu küssen, hielt micheinfach nur fest und zeigte mir dadurch seine Entschlossenheit, um mich zu kämpfen. Einen aussichtslosen Kampf, den er bereits lange vor seinem Beginn verloren hatte. Trotzdem klammerte auch ich mich für eine Weile an das Gefühl, dass alles gut werden könnte, und ließ zu, dass er mich hielt.
    Ich weiß nicht, wie lange wir so dasaßen, als mir allmählich die Augen zufielen. Anfangs kämpfte ich noch dagegen an, doch schon bald driftete ich immer mehr in den Schlaf ab und schreckte erschrocken auf, sobald ich merkte, dass ich eingenickt war.
    »Leg dich hin«, sagte Skyler neben meinem Ohr. »Schlaf ein bisschen. Ich wecke dich, wenn es etwas Neues gibt.«
    Ein wenig widerwillig folgte ich seiner Aufforderung, wobei ich mir nicht sicher war, was mich zögern ließ – die Tatsache, dass ich im Bett eines Jungen (der eigentlich gar kein Junge mehr war) schlafen sollte, oder die Angst davor, dass ich mich im Schlaf verraten könnte. Mir war jedoch bewusst, dass ich so oder so jeden Moment einschlafen würde, da konnte ich es mir ebenso gut bequem machen.
    Ich rollte mich an der Bettkante zusammen und schloss die Augen. Das Letzte, was ich spürte, bevor ich in den Schlaf hinüberglitt, war, wie Skyler eine Decke über mir ausbreitete.
    Ich versank in wirren Träumen. Ein Schatten verfolgte mich auf

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