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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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schlafen. Aber ein Hotel war zu riskant, und zum Asyl im Klaragärden traute sie sich nicht zu gehen. Die Schlafplätze waren knapp, und jemand, der keinen abbekam, hatte bei den Bullen, die eine Gegenleistung verlangten, womöglich noch eine Rechnung zu begleichen.
    Sie legte die Hand auf ihren Brustbeutel. Zum ersten Mal, seitsie sich entschlossen hatte zu kämpfen, überkam sie die Lust, etwas von ihrem Schatz abzuzwacken. Ein ordentliches Besäufnis, um für ein Weilchen zu entkommen.
    Verfluchte Scheiße!
    Sie schlug den Fußweg zur Skänegatan ein. Nach nur etwa zehn Metern kam sie an einer grünen Tür in einem falunroten Bretterzaun vorbei. Ein Stück Kulturgeschichte. Rechts von der Tür war ein brauner Giebel, der zu einem kleinen, verwohnten Holzhaus gehörte. Sie blieb stehen. In dem braunen Giebel befand sich in Bodenhöhe eine vernagelte Klappe, aber einen Meter darüber war noch eine, die lediglich mit einem Holzpflock verriegelt war.
    Sie sah sich um.
    Der Park war leer.
    Sie nahm geschwind ihren Rucksack ab, öffnete die Klappe und kletterte hinein.
    Die Donnerstage gehörten uns. Da kam er zu mir. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn vor mir, wie er unten an der Straße die Gartenpforte öjfnet und den Kiesweg heraufkommt. Die Wärme in der Brust. Er trat sich sorgfaltig die Schuhe am Türvorleger ab. Dann war er da. Seine starken Arme. Das war keine Sünde, Herr, das war Liebe, eine solche Liebe, wie Du sie uns empfinden gelehrt hast. Ich danke Dir, dass ich das erleben durfte.
    Ich habe es uns hier zu Hause immer so schön gemacht. Ich wollte, dass er spürte, wie sehr ich mich nach ihm gesehnt hatte. Jedes Mal hoffte ich, er würde für immer bleiben, aber spätestens um vier Uhr musste er gehen. Dann wusste ich, es dauerte sieben lange Tage und sieben lange Nächte voller Sehnsucht, bis ich ihn wiedersähe. Und jetzt ein ganzes Leben lang.
    Dennoch danke ich Dir, Herr, danke, dass Du mich leitest. Dass Du mir gezeigt hast, wie ich ihm helfen kann, in Dein Reich zu kommen. Sodass ich weiß, er wartet auf mich, wenn ich komme. Danke, Herr, dass Du mich Deinen Bundesgenossen sein lässt, dass Du mich Dir helfen lässt, die frevelhaften Fehler der Menschen zu korrigieren.
    Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.
    Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit
    und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird er- füllt werden das Wort, das geschrieben steht: «Der Tod ist verschlungen in den Sieg.» Tod, wo ist dein Stachel?
    Aber der Stachel des Todes ist die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!
    Ich will Dir auch danken, Herr, dass Du mich beschützt. Dass Du mich nicht allein lässt mit meinem Werk, sondern mir eine Frau als Beistand gesandt hast. Dass Du sie, zu heiligen Zwecken, ihre Sünden sühnen lässt.
    Dafür danke ich Dir, Herr. Amen.
    Als sie aufwachte , hatte sie keine Ahnung, wo sie sich befand. Das war an sich nicht ungewöhnlich, aber an diesem Morgen brauchte sie besonders lange sich zu orientieren. Das Licht sickerte durch die Ritzen in der Wand und fiel auf das Gerümpel rings um sie, aber wo sie war, daran erinnerte sie sich erst, als es von der Sofienkirche her siebenmal schlug.
    Sie setzte sich auf und holte die letzte Banane aus dem Rucksack hervor.
    Der Fußboden ringsum bestand aus Sägespänen, und sie hatte am Abend vorher ein paar Bretter quer über die Bodenbalken gelegt, um ihre Isomatte ausrollen zu können. Die Halsschmerzen waren jetzt völlig verschwunden. Während sie aß, beobachtete sie den Staub, der im Licht, das durch die Ritzen fiel, umherwirbelte. Nach dieser Nacht müsste sie eigentlich unbedingt duschen. Sie wagte es aber nicht, zum Hauptbahnhof zu gehen. Und auch nicht zum Klaragärden.
    Seit sie ihren Kalender im Grand Hotel vergessen hatte, fehlte ihr die rechte Kontrolle über die Tage, aber wenn sie sich nicht verzählt hatte, war heute das Gnadengeschenk eingetroffen. Als Allererstes jedoch musste sie etwas mit ihrem Haar unternehmen. Wenn sie sich aus

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