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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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noch nie außerhalb der Grenzen Schwedens gewesen ; als sie noch klein war, waren ihre Eltern ein paar Mal nach Mallorca gereist, aber sie hatte keinen Pass.
    Als sie bestimmt eine Viertelstunde lang schweigend da gesessen hatten, drehte er sich um und sah sie an.
    «Ich werde zum Arbeitsplatz meiner Mutter gehen und in ihrem Computer nachgucken.»
    Einfach so.
    «Das darfst du nicht.»
    «Das weiß ich, ich werde es aber trotzdem tun.»
    «Ich lasse das nicht zu. Ich möchte nicht, dass du in diese Sache hineingezogen wirst.»
    Er schnaubte leicht.
    «Das bin ich doch schon.»
    Ja. Das war wohl wahr. Hätte sie allerdings vorher geahnt, dass er nur halb so unternehmungslustig wäre, dann hätte sie es sein lassen. In seinem Alter hatte sie stumm wie ein Fisch da gesessen und artig den Weisheiten der Erwachsenen gelauscht.
    Und man sah ja, was aus ihr geworden war.
    «Könntest du das wirklich machen, ohne erwischt zu werden? »
    «Ich gehe einfach hin und frage nach meiner Mutter, und dann bitte ich, in ihrem Zimmer warten zu dürfen.»
    «Aber sie ist doch zu einem Kurs.»
    «Das wissen die an der Pforte doch nicht.»
    « Und wenn doch?»
    Jetzt hatte er allmählich genug von ihrem mangelnden Enthusiasmus.
    «Na, dann werde ich mir wohl was einfallen lassen müssen.»
    Ganz schön großspurig. Das war gar nicht gut.
    «Und wenn dich jemand erwischt?»
    «Mich erwischt schon niemand.»«Ich sagte: wenn?»
    Darauf wollte er offensichtlich nicht antworten. Er schlug sich auf die Schenkel und stand auf.
    « Gehen wir?»
    «Wohin?»
    Er schien sich zu fragen, warum er alles zweimal erklären müsse.
    «Zum Arbeitsplatz meiner Mutter!»
    Sie sah ihn schweigend an. Entweder war er ihr rettender Engel oder der endgültige Absturz. Aber so etwas wusste man immer erst hinterher.
    «Hast du etwas dagegen, wenn ich nicht mitkomme, wenn du im Polizeipräsidium einbrichst?»
    Er grinste ein bisschen.
    «Wo treffen wir uns?»
    Sie hatte ihn nicht kommen hören. Sie saß hinterm Stadshuset unten am Kai und wartete. Als der Minutenzeiger der Riddarholmskyrkan einmal rundherum gewandert war, hatte sie zum ersten Mal ernsthaft überlegt, ob sie gehen sollte. Sie war jedoch sitzen geblieben.
    Eine halbe Stunde später tauchte vor ihrer Nase ein Blatt Papier auf.
    Er hatte sich hinterrücks angeschlichen, und als sie sich umdrehte und ihn sah, blitzte hinter der Stahlbrille der Stolz.
    Sie nahm das Blatt und las. Jörgen Gundberg war der erste Name, danach kamen noch drei. Ein Mann und zwei Frauen. Vier unbekannte Menschen, von denen die Polizei annahm, dass sie sie ermordet habe.
    «Alle Opfer. Mit Adresse und Personennummer.» Er beugte sich über ihre Schulter.
    « Das Opfer von heute Nacht wohnte offenbar in Stocksund. Ist das nicht hier in Stockholm?»
    Sie nickte. So viel zu seinem Alibi. Sie hätte gut und gern nach Stocksund und wieder zurück fahren können, während Patrik friedlich auf dem Dachboden der Sofienschule schlief. Sie sah ihn an. Dieser Gedanke war ihm offensichtlich nicht gekommen. Noch nicht. Im Moment war er ganz von seiner Großtat erfüllt.
    Sie ließ das Blatt sinken und schaute über den Riddarfjärden. Das Wasser glitzerte von den Sonnenstrahlen. Nicht weit von ihrem Platz schaukelten ein paar Enten vorüber.
    «Aha. Und was, meinst du, sollen wir jetzt machen?»
    Er steckte die Hand in die Tasche und zog ein Bündel mit weiteren Papieren hervor.
    «Ich habe ausgedruckt, was ich gefunden habe.»
    «Hat dich jemand gesehen?»
    «Nein. In den PC meiner Mutter kam ich nicht rein, aber Kenta im Nebenzimmer war eingeloggt, und als er aufs Klo ging, habe ich die Gelegenheit genutzt.»
    Sibylla schüttelte den Kopf.
    «Du bist ja verrückt.»
    «Er war ziemlich lange weg.» Er grinste. «Ich glaube, dass weder er noch meine Mutter mit diesem Fall befasst sind. Ich habe bei ihm nur ganz allgemeine Informationen gefunden.»
    Er faltete die Blätter auseinander und zeigte ihr das oberste.
    «Schau her. Das hier hat der Mörder am Tatort zurückgelassen.»
    Das Schwarz-Weiß-Bild zeigte ein Kruzifix. Das Kreuz war aus dunklem Holz, und die Christusfigur schien aus Silber oder einem anderen hellen Metall zu sein. Daneben waren millimetergenau die Maße angegeben.
    Sie streckte die Hand nach dem zweiten Blatt aus.
    Noch eine Schwarz-Weiß-Aufnahme. Das Bild einer Wand mit geblümter Tapete. Am unteren Rand ein ungemachtes Bett mitgroßen schwarzen Flecken. Und auf der Wand darüber deutlich sichtbar der Text:
    Wehe

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