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Die Flüchtende

Die Flüchtende

Titel: Die Flüchtende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Alvtegen
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ig die Sprache verschlagen. · v Ihr war seitdem besser zumute. Nun hatte sie wieder das Heft in der Hand.
    Sie fuhren an einem leeren Bootsanleger und dann an einem Lagerplatz vorbei, auf dem, in Plastikplänen und Persenninge eingeschlagen, Boote auf den Frühling warteten. Wieder im Wald, öffnete sich nach ungefähr einem Kilometer links die Landschaft zum Wasser hin. Im Westen verschwand gerade die Sonne und färbte den Himmel rosa.
    «Wollen Sie auf den Hof oder wohin geht's?»
    Der Taxifahrer nickte in Richtung einer Ansammlung von Gebäuden vor ihnen an der Straße. Sibylla sah Patrik an, der dasaß und aus dem Fenster starrte. Er hatte ernstlich nicht vor, ihr zu helfen, das war deutlich. Sie lehnte sich zu dem Mann auf dem Vordersitz vor.
    «Ich weiß nicht genau. Wir suchen Gunvor Strömberg. Sie soll hier irgendwo ein Häuschen haben.»
    «Ja, das weiß ich auch nicht», gab er mürrisch zurück. «Haben Sie keine genaue Adresse?»
    Er fuhr langsam weiter, a . den Torpfosten des Hofes und einem roten Häuschen in einer scharfen Rechtskurve vorbei. Das Taxameter zeigte zweihundertsechzig Kronen.
    Sibylla schluckte und zog einen weiteren Schein aus ihrem
    Brustbeutel. Patrik sah sie verstohlen an, aber sie erwiderte seinen Blick nicht.
    «Wir steigen hier aus.»
    Der Fahrer fuhr, so gut es auf der schmalen Straße möglich war, an die Seite und sie stiegen aus. Ihren Rucksack musste sie sich selbst aus dem Kofferraum holen. Sie hatte kein Trinkgeld gegeben.
    Das Taxi fuhr noch ein Stück auf dem Weg weiter und wendete an einer Ausweichstelle. Als es bei dem roten Häuschen in der Kurve verschwand, fiel ihr ein, dass sie nicht an die Rückfahrt gedacht hatten. Sie seufzte, schulterte den Rucksack und drehte sich um. Vor ihnen war eine offene Gartenpforte, groß genug, um auch ein Auto durchzulassen, und an einem der Torpfosten hing ein grüner Briefkasten aus Blech.
    Strömberg.
    Sie drehte sich um und sah Patrik an.
    «Hier ist es. Hier unten am Wasser.»
    «Aha», gab er desinteressiert zurück.
    «Willst du noch lange bocken?»
    Er antwortete nicht, kam aber zu ihr.
    Hinter der Pforte führte der Weg abwärts, und schon nach wenigen Metern konnten sie das Dach und die Rückseite eines Hauses sehen. Zwischen ihnen und dem Haus war ein großes Gebüsch. Sie gingen den Weg weiter. Sibylla vorweg und Patrik gleich hinter ihr. Hinter dem Gebüsch war das Wasser. Direkt vor ihnen ragte ein Steg hinaus.
    Die Aussicht war atemberaubend. Wie konnte an solch einem Ort ein Mensch ermordet werden?
    «Kann ich Ihnen behilflich sein?*
    Sibylla drehte sich schnell um. Direkt über ihnen unter dem Balkon des Hauses, dessen Rückseite sie gerade gesehen hatten, stand eine Frau.
    Sibylla kramte in ihrem Wortschatz nach etwas, das sie sagenkönnte. Patrik hatte nicht die Absicht, ihr zu helfen, das sah sie ihm an. Diesmal musste sie allein klarkommen.
    Die Frau stellte den Rechen ab, den sie in der Hand hielt, und kam auf sie zu. Patrick ging auf den Steg hinaus. Sibylla schluckte und ging ihr ein paar Schritte entgegen. Die Frau war um die fünfundsechzig und hinkte leicht. Bei Sibylla angekommen, blieb sie ein Weilchen schweigend stehen. Sibylla spürte ihren Puls im ganzen Körper.
    «Sind Sie Kaufinteressenten für das Haus?»
    Ja. In der Tat.
    «Ja, genau.»
    Sibylla lächelte dankbar. Kaufinteressenten für das Haus. Und ob sie das waren. '
    «Ah ja», erwiderte die Frau lächelnd. «Verzeihen Sie, wenn ich mürrisch war, aber ... hier rennen so viele Neugierige herum.»
    Die Frau räusperte sich und dann war es wieder ein Weilchen still.
    «Sie haben Glück, dass ich hier bin. Der Makler hat nichts davon gesagt, dass jemand kommen würde.»
    «Nein, wir sind nur gerade in der Gegend.»
    Die Frau zog ihre Gartenhandschuhe aus und reichte ihr die Hand.
    «Gunvor. Gunvor Strömberg.»
    Sibylla zögerte einen Augenblick zu lange, bevor sie antwortete.
    «Margareta. Lupdgren.»
    Sibylla ergriff die Hand. Sie fühlte sich feucht und warm an, nachdem sie in dem Handschuh gesteckt hatte.
    «Und das ist der Herr Sohn, nehme ich an?»
    Sibylla folgte ihrem Blick zu Patriks Rücken.
    «Ja», sagte sie und lachte ein wenig nervös. «Genau.»
    Patrik warf ein paar Steine ins Wasser. Sibylla hatte Herzklopfen bekommen. Es war ganz offenkundig, dass er ihr nicht helfenwollte. Die Frage war nur, wie sauer er war. Würde er etwa versuchen sie zu bestrafen?
    «Ja, dieser Steg gehört nicht uns, wir haben aber das Nutzungsrecht, das

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