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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ein Schwarm von riesenhaften Meteoriten gewesen sein, vielleicht eine Kollision mit einem explodierten Mond … dem Asteroidengürtel dort draußen …“ Aber Dane unterbrach sie.
    „Nein“, sagte er. „Das war keine Naturkatastrophe, Rianna. Das haben sie selber verursacht.“
    Sie hob den Kopf und starrte ihn an. Im Sonnenlicht konnte Dane erkennen, wie die Strahlen die rötlichen Haarwurzeln freigaben. Für Rianna, deren Volk seit Tausenden von Jahren friedlich lebte, war es nur logisch, für eine solche Zerstörung einen natürlichen Grund anzunehmen. Aber Dane war unter den Auspizien eines atomaren Holocaust aufgewachsen, war nachts erwacht und hatte Flugzeuge am Himmel gehört und mit grauenhafter Sicherheit gewußt, daß es soweit war …
    „Atomkrieg“, sagte Dane. Er stand auf und ging zu der dunklen Ecke, in der die Statue eines Sauriers stand. Sie war fast einen Meter hoch und bestand aus einem durchsichtigen, unbekannten violetten Gestein. Mit ruhiger Beherrschung stand sie auf dem Podest und war mit einer dünnen Schicht des atomischen Glases bedeckt. Jetzt wurde Dane alles klar.
    „Vielleicht ist das der Grund für ihr Tabu gegenüber geworfenen Waffen; irgendeine Erinnerung machte ihnen klar, wohin das führen kann. Sie haben es den Simianern beigebracht, als diese sich entwickelten. Vielleicht stammt die Angst vor den Sternen aus irgendeiner verwirrten Erinnerung und aus Legenden von fallenden Raketen, an Bomben und Blitze …“
    „Ich wette, wenn man hier weitergräbt, findet man die Spuren von Schutzbunkern, riesigen unterirdischen Höhlen …“ Er brach ab. Die Teile eines riesigen Puzzles fügten sich zusammen. Die Statue, die stumpfe Schnauze wie bei der Statue vom Heiligen A’assioo auf dem Marktplatz von Rahnalor. Unterirdische Höhlen und die Erinnerung an den weißen Höhlenfisch, bei dem die nutzlose Farbe durch Äonen der Dunkelheit verblichen war. Die Heiligen kommen und leiden mit uns in der Sonne …
    „… wenn die Gesegneten Lande auch ruhig und kühl sind “ endete er laut. „Guter Gott. Es springt einem doch geradezu in die Augen! Rianna, was fällt dir von diesen Tonbändern über die Eingeborenenreligion her noch ein?“
    Sie setzte sich auf den Schenkeln zurück. Ihre Hand fuhr sanft an den Linien der Edelsteine der grünen Echse entlang. „Es gab da nicht viel“, meinte sie. „Und was es gab, war vage und verwirrend. Die guten Kräfte lebten alle unterirdisch, und die Bösen kamen aus dem Nachthimmel. Und alle Heiligen und Götter waren Protosaurier, außer ein paar säugetierartigen Fruchtbarkeitsgöttinnen, die über reizt protosimianische Funktionen wachten.“
    „Und die Farbe der Reinheit?“ half ihr Dane weiter, und sie hielt inne und starrte ihn an.
    „Weiß natürlich. Und die Gesegneten Heiligen …“
    Joda stand zögernd am Eingang, wand sich dann hindurch, trat auf das Mosaik und wich davor zurück. Seine Augen weiteten sich erstaunt beim Anblick der Statue in der Ecke.
    Dane formulierte vorsichtig im Dialekt des Jungen in der Kharam-Sprache: „Joda, seit wir Rahnalor verlassen haben, haben wir uns vor dir frei unterhalten, aber ich weiß, daß wir manchmal unsere eigene Sprache geredet haben und Worte benutzt haben, die dir wahrscheinlich fremd erschienen sind. Denk einmal nach. Hast du uns jemals über weiße …“ sorgfältig benutzte Dane die Kharam-Phrase, die die Leute von Rahnalor verwendeten, um Protosaurier zu bezeichnen – „… Erste Wesen reden hören?“
    „Nur an dem Morgen bei dem merkwürdigen Lagerfeuer“, antwortete der Junge. „Und ich dachte, du machtest mit der Lady einen Spaß, denn du hast dich auf den Geist des Heiligen A’assioo bezogen und von einem Mythos geredet, einem Ding ohne Spuren …“
    „Siehst du?“ sagte Dane zu Rianna. „Und welche Farbe haben die Gesegneten Heiligen, Joda?“
    Joda starrte auf die Statue in der Ecke. Dann flüsterte er: „Sie, sind weiß. Weiß, aber sonst wie die Ersten Wesen …“
    „Und warum sterben die Heiligen in den Geschichten immer?“ fragte Dane.
    „Bei den Müttern!“ explodierte Dravash, und sein riesiger, schwarzer Kopf zwängte sich durch den Spalt. „Weitsprecher muß sofort davon erfahren.“
    Rianna wiederholte drängend Danes Frage.
    „ Zabav , warum sterben die Heiligen, wenn sie an der Sonne leiden müssen?“
    „Nun … sie sterben einfach“, sagte er, „sie können die grausame Sonne nach der gesegneten Kühle und Dunkelheit des Reiches der Reinheit

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