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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Euch, würde ich Euch jetzt drängen, Euch mir zu ergeben. Aber ich fürchte, das Beste, was ich für Euch tun kann, ist, dich schnell und gnädig töten.“
    Plötzlich stieß der Speer nach Danes Kehle. Irgendwie schlug er ihn beiseite und stolperte zurück. Verzweifelt hielt er das Schwert in Säbelstellung und legte die nutzlose Linke auf die Hüfte. Das Gewichtsverhältnis der Klinge war dem eines Kavalleriesäbels nicht ganz unähnlich.
    Aber Rhomda hat recht. Ich war für ihn nie ein Gegner. Er hat mich schon zweimal geschlagen …
    „Der Orden der Anka’an wird zu seiner Losung stehen“, sagte Rhomda. „Diese Welt wird nicht ein zweites Mal zerstört werden!“
    Er weiß es!
    Der Speer stach zu, und Danes Klinge zuckte nach links, nach rechts, stieß die Spitze beiseite und sprang hoch, um den Stoß mit dem Schaft aufzufangen, der sicher folgen würde. Die Schneide zitterte, als das harte Holz aufschlug, und schwang dann über Rhomdas Schädel. Der Speermeister sprang zurück. Mit der Metallspitze der Lanze wischte er das Schwert zur Seite. Sein dunkles Gesicht wirkte überrascht.
    Dane zog das Knie hoch, als der Speerschaft auf seine Lenden zielte, und als das Holz schmerzhaft gegen den Schenkel schlug, schwangen Hand und Arm die Klinge herum und zischten über Rhomdas Schläfe.
    Der Speermeister duckte sich und stolperte zurück. Er zog den Speerschaft über den Sandstein – die erste unbeholfene Bewegung, die Dane bei ihm gesehen hatte. Dane stellte den Fuß wieder auf den Boden und merkte dabei, daß er automatisch in eine Karateposition anstatt in eine Säbelposition gefallen war. Er wirbelte den rechten Fuß herum in Richtung auf Rhomda. Aber was war mit dem Speermeister los?
    Und dann erkannte er es.
    Rhomda hatte sich an Danes Stil gewöhnt – den beidhändigen japanischen Stil. Aber noch niemals war er mit dem Säbelstil konfrontiert gewesen. Die Berechnungen, das Denkmuster der Deckung und die Hiebe – alles war nun anders. Dane kannte Rhomdas Stil. Aber Rhomda nicht mehr den seinen.
    Rhomda starrte ihn ungläubig an, aber er brachte wieder den Speer hoch, bereit, einen alten legendären Krieg weiterzuführen für eine Welt, die geendet hatte, noch ehe sich seine protosimianischen Ahnen aus der Baummaus und dem Lemuren entwickelt hatten. Diese Verschwendung, dachte Dane wild, diese tragische Verschwendung! Er konnte Rhomda direkt ins Auge blicken, konnte hören, wie die anderen hinter ihm näherrückten, und er sah, wie sich Rhomda zum Tod entschloß, zu einem ehrenhaften Tod.
    Ich will ihn, verdammt noch mal, nicht töten!
    Verzweifelt sprang der Speermeister auf ihn zu, versuchte zu töten. Sein Speer war nur noch verschwommene Bewegung. Wieder stieß Dane die Spitze beiseite, und als der Schaft nach seiner Schläfe schlug, fing er ihn von unten ab, schleuderte ihn über den Kopf; hieb dann das Schwert herunter, tief, tiefer, als er es sich ansonsten in einem Kampf gestattet hätte, und zog die Klinge durch die Sehnen von Rhomdas Knien …
    Er sprang zurück, als Rhomda den Speerschaft von sich warf und dann ausgestreckt darüber zu Boden fiel. Rhomda rollte herum, versuchte aufzustehen und fiel wieder um. Dane steckte sein Schwert zurück und fühlte kaltes Entsetzen über seine Tat. Mit durchgeschnittenen Kniesehnen würde der Speermeister niemals wieder laufen können.
    Er wich ein Stück zurück und entdeckte Rianna und Aratak hinter sich, die Waffen bereit. Joda blickte in eisigem Entsetzen zwischen Rhomda und Dane hin und her. Dravash stand ein wenig abseits. Seine Brauenwülste zuckten aufgrund einer undeutbaren Emotion. Und der Kirgon kam langsam auf sie zu …
    Das war ihr wahrer Feind. Dravash hatte das soeben in seinem Gespräch mit Weitsprecher herausgefunden, ehe Rhomda gekommen war. Dane war froh. Den Kirgon als Feind zog er vor; der Gedanke, ihn, wenn auch nur zeitweise, zum Verbündeten zu haben, ekelte ihn an.
    Er wandte sich wieder Rhomda zu. Der Speermeister war herumgerollt, ohne auf den größer werdenden Blutfleck unter seinen Beinen zu achten, und benützte den Speer, sich in eine sitzende Position zu stemmen. Seine Arme zitterten vor Anstrengung und Schmerz. Dane ging auf ihn zu. Rhomdas Gesicht, verzerrt vor Agonie, starrte ihn an, und er versuchte, mit der Speerspitze zu zielen und sie gegen Dane zu stoßen, doch er fiel fast dabei um. Dane duckte sich weg und kniete sich neben Rhomda nieder.
    „Rianna!“ schrie er, „bring dein Bündel. Hol die Medizin! Wir

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