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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Immerhin würde sie irgendwie in die archäologische Literatur eingehen, und nach allem was Dane von dieser Art Wissenschaft wußte, würde ihr das reichen. Ansonsten …
    Dravash schüttelte sich plötzlich und gelangte wieder zu vollem Bewußtsein. Er blickte sich um. Sein Körper verspannte sich, als wolle er kämpfen. Er schritt auf den Kirgon zu, der reglos mit glitzerndem Körper in der Sonne stand.
    „Kirgon!“ brüllte Dravash.
    Die helle Gestalt zuckte zusammen. Dravash senkte die Stimme und sprach jetzt mit einem herausfordernden Brummen. „Weitsprecher hat mich informiert, daß du unsere Landefähre kapern willst, wenn sie herabkommt, um uns zu holen!“
    Der Kirgon wich zurück. Dravash war Danes Meinung nach eindrucksvoll genug, daß auch er es mit der Angst bekommen hätte. Einem Instinkt folgend, den Anführer zu unterstützen, stand Dane auf und ging hinab.
    Der Kirgon blies sich auf. „Ich weiß nicht, wovon du redest!“
    „Mir kannst du nicht so unschuldig tun“, sagte Dravash mit tonloser Drohung. „Der Weitsprecher hat gehört, wie du mit deinem … deinem Freund geredet hast.“
    „Das ist unmöglich!“ wütete der Kirgon. „Ihr Untermenschen könnt nicht …“
    Ein Stein schlug neben Dane auf dem Hang auf und rollte herab. Rasch drehte er sich um und blickte den Sandsteinhügel hinauf. Ein Mann mit zerrissener blauer Tunika kam den Felsen hinunter. Er stützte sich auf seinen Speer, schwitzte und atmete schwer. Die Haut trug Zeichen von Dornen, doch die dunklen Augen blickten fest und mit sicherem Ziel.
    Meister Rhomda!
    Hinter ihm stritten sich Dravash und der Kirgon weiter. Dane fühlte ihre Stimmen in seiner Kehlscheibe vibrieren, doch er hörte nicht mehr zu. Er sah hinauf zur Sandsteinklippe und rechnete jeden Augenblick mit dem Auftauchen des Kirgon-Hundes hart auf den Fersen von Rhomda. Man erkannte, daß Rhomda lange und schnell gelaufen war. Er war allein. Was würde er tun, wenn der weiße Terror hinter ihm den Hang herabschoß? Danes Klinge fuhr aus der Scheide, als handle es aus eigenem Impuls. Wenn es zum Äußersten kam, würde er auf Rhomdas Seite gegen den Sklavenhund kämpfen, ganz gleich, was dieser Flammenengel hinter ihm dazu sagen mochte. Er würde nicht einfach dastehen und zusehen, wie ein erschöpfter, verwundeter Mensch zerfetzt würde!
    Rhomda blieb stehen, und wie ein lebendes Wesen zuckte der Speer in seiner Hand.
    „So, Dane, dann hatte ich also doch recht“, sagte er mit unendlich trauriger Stimme. „Aber ich hätte lieber unrecht gehabt. Auch jetzt möchte ich noch nicht glauben, daß Ihr zu diesem hellen Dämon da unten gehört. Ich hatte alles für einen schrecklichen Irrtum gehalten – daß, wenn ich Euch im Reich der Gesegneten ablieferte, die Heiligen dort Euch Gnade gewähren könnten. Aber dazu besteht nun keine Chance mehr.“
    Wovon redet er? Gesegnete? Gesegnetes Reich? Stammelt er irgendeinen abergläubischen Unsinn? Oder – Danes Gedanken taten einen gewaltigen Sprung : Hatte ich also doch recht mit den Heiligen und allem anderen?
    „Rhomda, wir brauchen nicht zu kämpfen. Wenn du mir nur ein wenig zuhören würdest …“ begann Dane und suchte nach Worten. „Du verstehst das nicht. Es ist ein schrecklicher, tragischer Irrtum. Komm doch her und rede zuerst mit mir oder mit Aratak oder Dravash …“
    Langsam schüttelte der Speermeister den Kopf. „Dafür ist es zu spät. Wegen meiner eigenen Schwäche seid Ihr mir zweimal entkommen. Dieses Mal nicht. Das Böse von den Sternen wird zumindest für diese Generation beendet werden, und unsere Welt wird Frieden haben.“
    Er hob den Speer. Dane wich zurück und beobachtete, wie die Lanzenspitze in kleinen, tödlichen Kreisbewegungen auf ihn zukam. Die streitenden Stimmen unten hatten aufgehört. Rhomda zog die Augen gegen die Sonne zusammen, und Dane trat ohne nachzudenken nach rechts, damit der Speermeister nicht gegen das Licht blickte.
    Ich will ihn nicht übervorteilen .
    Dane hob die linke Hand und versuchte, die gefühllosen, steifen Finger um den Schwertknauf zu schließen. Ihn überkam ein Gefühl von Hilflosigkeit. Beim beidhändigen japanischen Stil sorgte die Linke allein für Kraft, während die Rechte nur zur Kontrolle diente – und seine linke Hand war nicht zu gebrauchen.
    „Ihr seid verwundet, Dane“, sagte Rhomda bedauernd, „und Ihr hättet gegen mich keine Chance, selbst in bester Kondition. Wenn ich dächte, es gäbe auch nur die geringste Chance von Gnade für

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