Die Flüchtlinge des roten Mondes
…“ Sie mußte das Wort in der Sprache des Bundes sagen, und Dravash runzelte die Stirn, schwieg jedoch, weil er wußte, es gab kein entsprechendes Wort in der Belsar-Sprache. „… Wir haben dann für sie eine Spur hinterlassen, die sie selbst von den Polen aus erkennen können.“
Und wieder kam das geisterhafte Echo ihrer Stimme durch Danes Translatorscheibe.
Er bekam eine Gänsehaut, als sie die Bäume erreichten. Die Informationsbänder hatten nicht nur von den Tarnkatzen berichtet, die sich von den Bäumen auf leichtsinnige Beute herabstürzen, sondern auch von Schlangen, giftigen und solchen, die ihre Opfer erwürgten. Auch sie konnten von den Bäumen herabhängen …
„Der Stützpunkt des Bundes liegt in dieser Richtung“, sagte Dravash in Kharam – und wieder der mitlaufende Kommentar von seinem Translator: Hier entlang … Dane versuchte, es auszublenden. Es lenkte ihn sehr ab. Langsam und mit verschränkten Händen bewegten sie sich zwischen den Bäumen dahin. Danes Hand umklammerte den Schwertknauf. Der sonderbare Geruch eines fremden Dschungels überflutete Nase und Gehirn, und er hatte das Gefühl, das Zittern eines jeden einzelnen Nervs zu spüren.
Aratak fingerte an seinen Ketten und Anhängern herum. Es rasselte metallisch. Eine hielt er hoch, und Dane erkannte unter der verzierenden Schnitzerei den Kraftfeldschlüssel, der wie ein Amulett aussah.
„Dravash, paß auf. Das Kraftfeld ist noch eingeschaltet, arbeitet in voller Stärke und ungestört. Eigentlich hätte nichts hindurchkommen können. Es gibt kein technisches Gerät auf diesem Planeten, das ein Kraftfeld Stufe eins durchbrechen könnte, ganz zu schweigen eines der Stufe drei, das wir vor uns haben. Daher müssen sie den Ort freiwillig verlassen haben. Anstatt von der anderen Seite des Feldes her, von eingeborenen Eindringlingen angegriffen worden zu sein, ist ihnen draußen etwas zugestoßen.“
„ Vorausgesetzt , es gibt wirklich kein technisches Gerät dieser Art“, erinnerte sie Dravash.
Im Osten wurde es hell. Blitze und Streifen weißlicher Helle erleuchteten den Himmel, und von einem hohen Zweig herab ließ ein Vogel seinen hellen Ruf ertönen. Irgendwo in der Ferne hörte man schweren Flügelschlag. Der Regen hörte auf, und vom Boden stieg dampfende Hitze auf. Dane fühlte sich klamm und feucht, doch Aratak reckte sich wohlig und schien Wärme und Feuchtigkeit zu genießen.
„Da ist der Stützpunkt“, sagte Dravash und hielt den Kraftfeldschlüssel hoch. Dane sah nichts außer widergespiegelten Dschungel, aber plötzlich, als Aratak einen Schalter betätigte, der wie eine grobe Schnitzerei wirkte, verschwamm das Bild, bewegte sich, und der reflektierte Regenwald hob sich ein wenig, zuckte und enthüllte eine Linie sorgfältig angebauter Pflanzen, grün und scharlachrot, mit Chlorophyll und Zyanophyll. Man erkannte dahinter flüchtig niedrige Hütten, die zu schwanken schienen und schnell wieder verschwunden waren.
„Nehmt eure Schlüssel“, erinnerte sie Dravash. Dane drehte den Kraftfeldschlüssel mit der Hand, und der wogende Dschungel war verschwunden. Er ging auf die Häuser zu. Rianna verschwand hinter dem wogenden Dschungelvorhang und tauchte dann ebenso plötzlich auf, als ihr Schlüssel das Vibrationsfeld herabsetzte. Jeder ohne einen solchen Schlüssel würde, mit leicht verdrehtem Ortssinn durch die Vibration des Feldes, einfach um den versteckten Stützpunkt herum gehen und ihn überhaupt nicht erblicken, gar nicht wissen, daß er sich dort befand. Er würde das Gefühl haben, vollständig geradeaus gegangen zu sein.
Jetzt befanden sie sich alle innerhalb des Feldes. Jenseits des Kreises war Leere. Auch der Dschungel war nicht mehr zu sehen, und Dane hörte, wie Rianna tief Luft holte, sah sie den Griff um das Messer lockern. Ihre Knöchel waren weiß vor Spannung. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, weil er wußte, was sie fühlte. Hier waren sie sicher. Keine wilden Tiere oder Raubvögel konnten durch das Kraftfeld gelangen.
Sie waren in Sicherheit.
Eine Zeitlang. Bis das, was hereingelangt war, um die Originalbesatzung des Stützpunktes zu schnappen, hindurchbrechen würde …
„Da ist das Hauptgebäude“, sagte Aratak. „Laßt uns hineingehen und nach irgendwelchen Spuren suchen, die darauf hindeuten, was geschehen ist – ob sie nun freiwillig hinausgegangen sind, einfach den Stützpunkt verlassen haben, um niemals zurückzukehren, oder ob sie entführt wurden. Wenn etwas
Weitere Kostenlose Bücher