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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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leisten.“
    Dravash sagte: „Es würde zuviel Aufsehen erregen. Es paßt nicht zu unserem Status als reiche Kaufleute aus Raife. Sicher würde es Aufmerksamkeit erregen, wenn wir die Stadt mit Ziel in die Wildnis verließen. Aber vielleicht könnte der eine oder andere unbemerkt hinauskommen …“
    Dane meinte: „Ich bin in gebirgigem Land, das ebenso unwirtlich war wie das hiesige, ziemlich herumgekommen.“ Dravash nickte. „Du und ich also.“ Sein Blick fiel auf Arataks Rücken. Auch Aratak kam aus einer sumpfigen Welt und würde wahrscheinlich trotz gegenteiliger Bekundungen in der gebirgigen Zone Schwierigkeiten haben. „Aratak wird sich zwischen seinen Badestunden weiterhin auf dem Markt zeigen, und Rianna wird weiterhin ihrem Schützling Lektionen erteilen. Gebt uns …“ – er runzelte die Stirn, die Brauenwülste zuckten – „… vielleicht dreißig Tage. Wenn wir bis dahin nicht zurück sind, versucht, die Kommunikation mit dem Schiff aufzunehmen. Wenn die Kommunikatoren nicht funktionieren, wird Weitsprecher zu euch Kontakt aufnehmen. Er wird natürlich wissen, ob uns etwas zugestoßen ist, deshalb habe ich auf einer solchen Verbindung bestanden, bevor ich auf dieser Welt landete. Wenn zwei Expeditionen trotz Kommunikationsmittel verschwunden sind, muß man besondere Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.“
    Rianna zog eine Grimasse, und Dane wußte, daß sie an die Möglichkeit dachte, Weitsprecher würde wieder mit ihr in Kontakt treten …
    „Wenn wir so oder so nicht innerhalb von vierzig Tagen kommunizieren, geht irgendwie zurück zum Stützpunkt des Bundes, und ich bin sicher, irgendein Gefährt wird euch dort abholen.“
    Am Tor dröhnte der Gong. Dane sagte säuerlich: „Geht nicht hin. Sie finden vielleicht eine gute Entschuldigung, sich wieder aus dem Staub zu machen, und ich glaube, wir können nicht länger warten.“
    „Das scheint mir unwahrscheinlich“, sagte Dravash gleichmütig, doch einen Moment später kam Joda herbei und geleitete zwei Besucher hinein. Der eine war ein schwarzschuppiger Saurier von zwei Metern Größe, der einen auffälligen weißen Umhang trug, was nach Danes Information das Zeichen für den vornehmen Orden der Heilkundigen in dieser Stadt war, der andere der narbige, kräftige Speermeister im Blau des Anka’an-Ordens, den Dane neulich auf dem Markt gesehen hatte. Mit seinen unbekleideten, haarigen Beinen und der Hakennase wirkte er stärker als zuvor wie eine hagere Vogelscheuche.
    „Der Edle Herr Haithiyo’asha, der Heilkundige“, stellte sich der Saurier selber vor, und der Speermeister, der die Speerspitze als Zeichen eines freundlichen Besuchs und des Respekts auf den Boden drehte, sagte kurz: „Prithvai, Speermeister der Anka’an-Bruderschaft.“ Lediglich seine schwarzen Augen bewegten sich. Sie durchfuhren den Raum von Wand zu Wand, von der Decke bis zum Boden und überprüften jedes Staubflöckchen nach verborgenen Gefahren. Der riesige Saurier, der neben Aratak dennoch wie ein Zwerg wirkte, senkte grüßend den Kopf.
    „Thrava’ash“, sagte er, „A’aratakha, Ehrwürdige Ältere. Ihr werdet Euch an mich erinnern. Wir trafen uns bei Lady Ooa’hassa.“
    „Oh, natürlich haben wir Euch in guter Erinnerung“, sagte Aratak freundlich, doch Dravash nickte lediglich. Sein Blick war aufmerksam, und seine Brauenwülste zuckten.
    Meister Prithvai entspannte sich, nachdem die Förmlichkeiten ausgetauscht waren – oder es schien zumindest so. Dane hätte eine größere Summe darauf gewettet, daß Prithvai bis auf Haaresbreite genau erfaßt hatte, was in dem Raum vor sich ging. Seine Hand glitt am Speerschaft herab, als er sich bequem auf den Boden gleiten ließ. Dane sah zu und fühlte sich plötzlich so fremd und unbeholfen wie ein Schauspieler, der bei seinem ersten Besuch in Dublin einen Iren darstellt, oder ein schwarz angemalter Straßensänger, den man irgendwo in Harlem absetzt. Er beobachtete die subtile Interaktion zwischen Saurier und Menschen und merkte, daß Haithiyo’asha und Meister Prithvai einen kulturellen Hintergrund teilten, wie er und Aratak – und auch er und Rianna – niemals zustande bringen würden.
    „Es geht euch beiden gut, hoffe ich?“ fragte Haithiyo’asha in überschwenglichem Tonfall. „Ich konnte nicht umhin zu bemerken, A’aratakha – wenn auch alles in der üblichen Verwirrung ablief –, daß Ihr eine Wunde am Hals habt.“ Automatisch fuhr seine Klauenhand zur rechten Halsseite, und Dane dachte mit

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