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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bälle sind kleine Welten, die um das zentrale Feuer kreisen. Und daher ist es während des Tages warm, wenn die Sonne auf uns herabsieht, und kalt, wenn wir sie nicht sehen. Das rote Licht, welches du Funkentänzer nennst, ist auch so eine Welt, und seine Begleiter sind kleinere Welten, die sich um ihn drehen, wie wir uns um die Sonne drehen.“
    Sie fuhr fort und entwickelte die Philosophie von Raife zu einer Grundlektion in Astronomie. Joda rollte sich zu ihren Füßen zusammen und lauschte hingebungsvoll.
    Als sie innehielt, sagte er: „Habt Ihr daher keine Angst vor den Sternen, Lady?“
    „Ja, Joda. Denn die Philosophen, die mich dies gelehrt haben, brachten mir auch bei, daß die Sterne Sonnen sind wie unsere eigene und daß viele von ihnen Welten haben wie Belsar. Und auf diesen Welten gibt es Leute wie dich und mich und Erste Wesen … und viele andere.“
    Er hielt das Kinn auf die Hände gestützt und dachte nach. Wieder richtete er das Teleskop gen Himmel und sagte flüsternd: „Aber es gibt so viele. Und wenn Leute wie Ihr und ich auf solchen Welten da oben leben können, dann können da auch Dämonen leben. Und von diesen anderen Welten können die Dämonen herabkommen.“
    „Dafür sind diese Welten zu weit entfernt, Joda. Viel zu weit.“
    „Aber so weit können sie nicht weg sein“, entgegnete er. „Wenn unsere Sonne aus Feuer besteht, dann ist sie nahe genug, daß wir ihre Wärme spüren können. Die Lagerfeuer meines Vaters halten die Rashas ab, aber nur ein wenig, gerade so weit, wie man von dem Feuer fortgehen kann, um Wasser weiterzureichen. Und wenn die Sonne nahe genug ist, daß wir ihre Hitze spüren können, sind die anderen vielleicht nahe genug, daß Dämonen herabkommen können – und daher glauben mein Vater und die Ersten Wesen an Dämonen von den Sternen.“ Er sah zu dem großen Stern, den er Feuerbringerin genannt hatte, und sagte stirnrunzelnd: „Vielleicht leben wirklich Dämonen dort, und deshalb haben einige der Älteren davor Angst.“
    Dane dachte: Der Junge hat Gedanken wie eine Stahlfalle. Lange hat er nicht gebraucht, um das herauszubekommen .
    „Ich glaube, das Lagerfeuer von deinem Vater ist anders als das Sonnenfeuer“, meinte Rianna, doch dabei beließ sie es auch. Es war zuviel erwartet, daß der Junge Vorstellungen von astronomischen Entfernungen und Sonnenstrahlung in einer einzigen Lektion begriff. „Ich denke, wir verstauen das Fernglas und gehen schlafen.“
    Zögernd gab Joda das Rohr aus den Händen. Doch Dane hatte ihn nun anders gesehen, einen Moment lang wie in einer Gesellschaft, in der er nicht als Paria galt.
     
    Ein paar Tage später unternahm Dane gerade seinen frühmorgendlichen Rundgang durch das gemietete Haus, wie es sich für einen Leibwächter gehörte, als er große, vorstehende Augen aus dem lilienbesäten Teich hervorblicken sah. Einen Augenblick später schleppte sich Arataks riesiger Körper aus dem Wasser.
    „Du bist also wieder da“, begrüßte ihn Dane mürrisch. „Das wurde aber auch Zeit!“
    Aratak sah ihn leicht erstaunt an. „Es ist immer die richtige Zeit“, bemerkte er, „und das Göttliche Ei hat klugerweise gesagt, daß alles zu seiner Zeit geschieht. Stört dich irgend etwas, mein Freund?“
    „O nein“, entgegnete Dane sarkastisch, „es ist angenehm, hier zurückzubleiben und sich zu fragen, was man mit den Sternendämonen und den Gerüchten darüber alles anfangen kann, auch was auf der anderen Seite der Großen Schlucht so alles passiert sein könnte, während du und Dravash fortlauft, eurem Liebesleben frönt und uns Protosimianern die richtige Arbeit überlaßt!“
    „Ich freue mich, daß du keine Sorgen hast“, meinte Aratak würdig und tauchte wieder bis zu den Augen unter. „Wie ich schon sagte, alles zu seiner Zeit, und jetzt ist die Stunde meines Bades. Wenn Dravash aufwacht, werden wir die angemessenen Aktionen auf die Geschehnisse in der Großen Schlucht diskutieren.“
    „Das ist aber schön!“ explodierte Dane. „Mach nur so weiter mit deiner Baderei! Das ist wichtiger als das, was während eurer Abwesenheit passiert ist!“
    „Ich freue mich, das zu hören“, murmelte Aratak, und selbst seine Augäpfel versanken. Unvermittelt merkte Dane, daß Aratak aufgrund der wörtlichen Übersetzung durch die Kehlscheibe seine Worte so genommen hatte, wie sie waren, und daß der Sarkasmus verschwendet war. In seiner Wut hätte er den Protosaurier am liebsten aus dem Teich gezerrt und ihm Vorwürfe

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