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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erblickte Joda, der immer noch vor der Wand niederkauerte. Wie, zum Teufel, findet da jemand Zeit, Angst zu haben? – und sein Schwert peitschte hoch, während der Speer zurückwich und sich ihm wieder entgegenstreckte, dieses Mal höher. Er stieß die Spitze fort und schritt zur Seite …
    Und der Speerschaft schwang herum und erwischte ihn am Hinterkopf.
    Er spürte einen plötzlichen Schmerz am Kopf. Funken tanzten vor seinen Augen. Das schwere Holz hatte ihn nur gestreift. Er sah die Spitze auf seinen Bauch zielen. Es gelang ihm, sie mit dem Schwert abzuwehren. Er erwischte sie, nicht mit der Klinge, sondern breitseitig mit der Länge des Heftes, das er mit beiden Händen hielt. Die Vogelscheuche wich zurück. Respekt überzog das Gesicht.
    Er hat damit gerechnet, daß mich dieser Hieb umbringt, oder …?
    Dravash war wie ein rasender Tyrannosaurier zwischen die Menge gesprungen. Sie zerstreute sich. Aratak hatte sich zweier Saurier bemächtigt, über denen er wie ein Riese über zwei Schulkindern thronte. Er schlug ihre Köpfe gegeneinander und schleuderte sie bewußtlos zurück in die Menge.
    Rianna hatte ihren Speer in die Brust eines Mannes gebohrt. Als sie ihn herauszuzerren versuchte, drang ein zweiter auf sie ein, und Dane sah, wie sie stolperte, als ein Speerschaft auf ihren Kopf herabsauste.
    Prithvais Speer zielte wieder auf Danes Brust. Er wehrte ihn ab, sprang auf Rianna zu, doch der dürre Speermeister stellte sich ihm in den Weg. Der Schaft fuhr Dane zwischen die Beine. Es gelang ihm, das Gewicht zu verlagern, doch das Holz bohrte sich in Danes Schenkelmuskel.
    Rianna lag nun auf dem Boden. Eine Speerspitze drohte über ihr, gerade in dem Moment, als Danes Schwert auf Prithvais Gesicht zuzischte.
    Und da kam Joda mit ausgebreiteten Armen und Beinen aus seiner Ecke geflogen. Sein Gewicht drückte den Mann, der Rianna zu Boden geschickt hatte, zur Seite. Prithvai brach zusammen. Dahinter erkannte Dane Jodas Fuß, der einen Judotrick versuchte, und irgend jemand – Dane konnte nicht erkennen, wer – ging zu Boden. Er sprang über den am Boden liegenden Körper des Speermeisters. Rianna stöhnte und setzte sich auf. Sie war benommen. Joda half ihr auf die Füße, während Danes Schwert die Männer zurücktrieb. Mit Aratak an ihrer Seite drangen sie bis zum Flur vor, wo Dravash immer noch mit dem Dachträger Schädel zerschmetterte, doch die Hitze des Gefechts war vorüber. Dann hatten sie den Flur hinter sich gelassen und traten an die heiße, stickige Luft. Dane fühlte sich benommen. Er hatte rasende Kopfschmerzen.
    Sie waren wieder auf dem Roten Mond. Jäger folgten ihnen … der Spinnenmann hatte Riannas Speer zerbrochen, und Aratak hatte ihr irgendwie einen anderen besorgt … Er blickte verwirrt hinauf in die dichte, samtschwarze, sternenübersäte Nacht, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Ein Teil seines Gehirns wußte, sie waren auf Belsar, doch immer noch fuhr sein Kopf unruhig von einer Seite zur anderen, um Jäger in jedweder Gestalt zu entdecken …
    Aratak hob Rianna auf den Arm . Ja, der Spinnenmann hatte sie am Bein verwundet … dann waren sie fort und rannten weiter. Aber es ist dunkel. Die Jagd endet bei Einbruch der Dunkelheit, dachte er, aufs neue verwirrt, und mußte sich zu dem Bewußtsein zwingen, daß sie sich gegenwärtig nicht den Jägern gegenüber befanden.
    Nur Menschen. Größtenteils gute Leute, aber voller Furcht vor den Sternendämonen … Er rannte los und versuchte, seine Gedanken wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren, fort vom Roten Mond. Das Bild von Prithvais geschundenem Körper erschien vor seinem geistigen Auge, und er dachte mit schmerzhaftem Bedauern: Zum Teufel, ich wollte ihn nicht töten! Aber er hatte keine Wahl gehabt. Jedenfalls ließ ihr Abgang nichts zu wünschen übrig. Und vielleicht würde die Dunkelheit die Verfolgung aufhalten, weil die Eingeborenen die Sternendämonen fürchteten.
    Sie waren jedenfalls wieder unterwegs.

 
10
     
    Irgendwo in dem Blätterdach, das die Sterne verdeckte, schrie ein Nachtvogel. Ein Rascheln im Gras, das ferne Geräusch von Tatzen verriet die Anwesenheit von Raubtieren in der Dunkelheit, die ihren nächtlichen Geschäften des Gebärens und Fütterns, des Jagens und Gejagtwerdens, des Lebens und Sterbens nachgingen.
    Wie wir …
    Rianna bewegte sich unruhig auf Arataks Armen. „Setz mich ab. Ich kann jetzt allein gehen.“
    „Wir können sowieso nicht einfach so in der Nacht umherstolpern“,

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