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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Decken anzusengen.
    „Ich will ihn so lange wie möglich schlafen lassen“, flüsterte Aratak Dane zu, so leise, daß Dane es eigentlich nur durch die Translatorscheibe in der Kehle vernehmen konnte. „Er hat mehr gekämpft als ich, und er ist nicht daran gewöhnt.“
    Um sie herum war der Wald stumm. Dane wußte, daß es unwahrscheinlich war, daß Rashas in der Dämmerung angriffen, dennoch hielt er die Hand am Schwertknauf, während er seine Notdurft verrichtete. Als er zurück zum Lager kam, waren Joda und Rianna wach. Aratak hatte sich zum Frühstück einen rohen Käfer gefangen und aß ihn mit Vergnügen. Mit dem gleichen Vergnügen, dachte Dane, mit dem ein Stadtbewohner auf der Erde eine frisch gefangene Forelle zum Frühstück verzehrte. Mit aufgerissenen Augen sah Joda zu, wie aus den Bündeln von Dane und Rianna ein heißes Mahl erschien. Dane sah die abergläubische Angst in den Augen des Jungen gegen die Gefühle von Liebe und Respekt gegenüber Rianna kämpfen. Nun, die sich selbst erhitzenden Mahlzeiten würde sie ihm irgendwie erklären müssen, da die Alternative darin bestand, Käfer zu essen wie Aratak.
    „Ihr müßt mir sagen, was das alles zu bedeuten hat“, sagte Joda und starrte auf das Essen, ohne es zu berühren. „Sie haben euch als Sternendämonen bezeichnet. Und jetzt das Essen, das von selber warm wird – und komisch aussieht. Anders als jedes Essen, das ich je gesehen habe – ist es Dämonenessen?“
    Rianna zerrte unbewußt an ihren Haaren und lächelte ihn an. „Nein, natürlich nicht“, meinte sie. „Sehe ich denn für dich wie ein Dämon aus, Joda?“
    „Ich weiß nicht, wie Dämonenfrauen aussehen!“ Der hysterische Tonfall in seiner Stimme war jetzt zu einem hohen Heulen geworden. „Du kämpfst wie ein Mann – du verbirgst deine Brüste, als seien sie mißgestaltet, aber sie sind es nicht. Sie sind es nicht – und deine Augen sind sehr merkwürdig.“
    Seine Stimme verebbte angstvoll. Rianna biß sich auf die Lippen.
    „Vielleicht“, sagte sie sanft, „sollte ich, da du soviel Angst vor uns zu haben scheinst, einfach sagen, jawohl, wir sind Sternendämonen, und wir lassen dich zurücklaufen zu deinem Volk, um ihnen zu erzählen, wohin wir gegangen sind.“
    Er starrte sie an. Dann ließ er das Essenspaket fallen, schlang die Arme um sie und barg den Kopf an ihrer Brust.
    „Das könnte ich nicht“, rief er. „Du bist kein Dämon. Wenn ihr von den Sternen seid, dann ist es so, wie ich immer geglaubt habe, nämlich daß die Sterne die Heimat des Guten und nicht des Bösen sind. Ihr seid gut! Es ist mir gleich, was sie sagen. Ich weiß, daß ihr gut seid, ihr alle!“
    Einen Moment preßte Rianna ihn fest an sich. Dann schob sie ihn sanft von sich. Sie sagte: „Du hast recht. Ich bin kein Dämon, Zabav , und ich hoffe, in deinen Augen werde ich immer nur gut sein. Nimm dein Essen und iß es. Wir haben nicht allzu viele Vorräte, aber solange wir noch etwas haben, sollten wir es verzehren. Und während du ißt, werde ich dir soviel erklären, wie ich kann.“
    Er holte das Paket wieder zu sich und begann wie sie mit den Fingern zu essen und beobachtete dabei mit angstvollen Augen Rianna und Dane.
    „Offensichtlich“, begann Rianna, „sind wir nicht Reisende aus Raife. Wir kommen von weiter her, von viel weiter her.“ Sie sah ihn nachdenklich an, und Dane spürte ihre Gedanken.
    Joda meinte, er glaube nicht an Sternendämonen. Aber sie waren Teil seiner Gedanken, und wenn es zur Nagelprobe kam … nun, immerhin hatte der Junge sein Vertrauen in Rianna zurückgewonnen. Das war schon etwas.
    „Joda“, sagte sie, „siehst du diesen schwarzen Vogel dort auf dem hohen Baum?“
    „Der Taucherkranich auf dem Rotbaum? Ja, ich sehe ihn.“
    „Wie groß ist er? Vielleicht so groß wie dein Daumennagel?“ Er blickte sie an, als hielte er sie plötzlich für wahnsinnig. „Nein, Felishtara , der Taucherkranich ist ein großer Vogel …“ Er breitete die Arme aus, um die Größe anzudeuten.
    „Aber trotzdem“, fuhr sie fort, „kann ich ihn nicht mehr sehen, wenn ich meinen Daumennagel vor die Augen halte.“
    Joda sagte, als erkläre er etwas sehr Einfaches: „Das liegt einfach daran, weil er so weit entfernt ist.“
    „Gut. Dann kannst du vermutlich auch begreifen, daß die Sonne …“ – sie deutete auf den Hitzeball von Belsar am Horizont – „… ein Feuerball ist, viel größer als die Welt, auf der wir stehen.“
    Sie beobachtete, wie er dies langsam

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