Die Flüchtlinge des roten Mondes
begriff. „Und was du über die Philosophen von Raife gesagt hast …“
„Ist das Wissen einer anderen Welt, Joda. Ich weiß, die Welt hier kreist um die Sonne, die wir Belsar nennen, weil ich in einer Art Metallwagen oder -schiff war und sie kreisen sah, zusammen mit eurem anderen Planeten – jenen, den du Funkentänzer genannt hast, und seinen Begleiter. Und die Sterne am Nachthimmel sind andere Sonnen, wie Belsar, nur viel weiter entfernt, so weit, wie du es dir nicht vorstellen oder träumen kannst. Und einige von diesen Sternen oder Sonnen haben Welten wie diese hier, und auf einer dieser Welten bin ich geboren. Und Dane auf einer anderen. Und Dravash und Aratak wiederum auf anderen. Verstehst du das?“
„Ich … glaube schon.“ Seine Stimme klang zweifelnd. Es folgte eine lange geduldige Erklärung, und viele Male kämpften Entsetzen und Verwunderung in den Augen des Jungen, während sein Essen langsam kalt wurde. Rianna hielt schließlich inne und hieß ihn essen, indem sie ihn an die Knappheit des Proviants erinnerte. Schließlich stellte er die Frage, auf die Dane schon gewartet hatte. „Aber was macht ihr hier auf unserer Welt? Sie sagen, die Sternendämonen …“ – rasch verbesserte er sich – „… die Sternenwesen sind gekommen, uns zu versklaven, uns in ihren Metallwagen fortzuschleppen, uns zu foltern …“
„Vielleicht ist der Grund“, versuchte Rianna zu erklären, „daß wir auf unserer Welt jenseits dieser Sterne, die du sehen kannst, Gerüchte gehört haben, laut denen ein böses Volk nach Belsar gekommen ist, um die Menschen zu quälen, zu versklaven. Wir, das heißt eigentlich nur Dravash und Aratak, gehören zu einem … Orden … der Beschützer.“
„Wie die Gesegneten Heiligen?“
Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Eher vielleicht wie der Anka’an-Orden, der sich der Aufgabe verschrieben hat, die Schwächeren gegen Wilde und Raubgierige zu beschützen. Dane und mich hat man ausgesucht, weil wir kämpfen und überleben können auf einer …“ Sie hielt die Worte auf der Zunge zurück. Dane vernahm sie schon durch den Translator, doch es gelang Rianna, sie nicht auszusprechen … auf einer barbarischen, primitiven Welt. Das wollte sie nicht zu Joda sagen.
„Auf einer Welt, in der es viele Gefahren gibt.“
„Und außerdem“, sagte Dravash, der während Riannas Erklärung aufgewacht war und mit gleichmütigem Interesse zuhörte, „müssen wir weiter, ehe die Gefahren uns wieder umzingeln. Kommt. Hier entlang.“
Joda fragte: „Wohin gehen wir?“
Dravash gab zurück: „Zur Großen Schlucht – vielleicht. Im Moment versuchen wir, den Verfolgern zu entkommen.“
Der Wald vor ihnen erglühte in der Morgensonne. Dane sah zurück auf ihre deutlich sichtbare Spur. Auf dieser Welt mußte es bessere Spurenleser geben, als er einer war. Nachdem er sich mit Dravash beraten hatte, führten sie die Gruppe in die Berge und suchten felsigeren Untergrund, auf dem sie weniger Abdrücke hinterlassen würden.
Als Dane einmal dicht bei Rianna war, sagte er: „Das hast du gut gemacht mit der Erklärung. Ich hätte es nicht so gut gekonnt.“
Ihre grünen Augen blitzten ihn kurz an. „Ich habe das schon einmal tun müssen“, sagte sie, und wieder spürte Dane den Stachel der Unterlegenheit.
Sie hält mich wahrscheinlich für einen Primitiven, kaum besser als Joda . Und wieder stieg die Wut in ihm hoch wie in der vergangenen Nacht, als Rianna sich von ihm abgewandt hatte, um Joda in den Arm zu nehmen.
Bin ich ihr eigentlich völlig gleichgültig? Oder ist es einfach eine Gewohnheit, nach dem, was wir auf der Jägerwelt durchgemacht haben? Oder, noch demütigender, war er ihr einfach exotisch, primitiv und fremdartig erschienen, eine Abwechslung nach den überintellektuellen Männern ihrer Welt? Auch auf Danes Welt gab es Frauen mit dem, wie er es nannte, Tarzankomplex, die sich gebildete Männer als Partner suchten, doch für aufregenden Sex Männer wählten, die eigentlich nur schöne, anziehende Tiere waren und mit denen sie nichts anderes gemein hatten als Sex. Dane umklammerte sein Schwert und wünschte sich, er fände eine Rasha, um seine Wut an irgend jemandem auslassen zu können, wünschte sich einen Moment lang, er wäre nicht so zivilisiert, um Rianna einen hübschen Schlag in ihr spöttisches Gesicht versetzen zu können. Oder hatte er sich den Spott bloß eingebildet? Oder war es Joda, den er eigentlich kräftig in den Hintern treten wollte?
Doch
Weitere Kostenlose Bücher