Die Flüchtlinge des roten Mondes
hinter einen Baum und blickte hinab in die Schlucht. Weit unter ihm kamen die Saurier gut, wenn auch langsam voran. Dravash half Aratak bei schwierigen Stellen. Vielleicht mußten sie die Stellung hier halten, wenn es die beiden nicht schafften.
Die Zeit kroch voran. Die Verfolger rannten. Belsar hing immer noch hartnäckig über dem anderen Rand des Canons, so heftig sich auch Dane ihren Untergang wünschte. Würden die abergläubischen Primitiven es wagen, auch bei Dunkelheit die Verfolgung fortzusetzen? Teilte der Orden der Anka’an diesen Glauben? Würde Joda vor dem Kampf ausbrechen und zu fliehen versuchen?
Rianna und Joda kamen zurückgelaufen. Dravash und Aratak waren in den tiefer werdenden Schatten am Grunde des Tales verschwunden.
„Da, in die Höhle“, trieb er sie mit einem hastigen Flüstern an. „Verkriecht euch, damit man euch nicht sieht, und wartet auf mein Zeichen – und wenn ich es gebe, seid bereit herauszukommen und zu kämpfen oder fortzulaufen. Wenn Dravash und Aratak sicher den Vorsprung da unten erreicht haben und außer Sichtweite sind, müßt ihr so schnell wie möglich hinabsteigen und auf mich auf diesem Vorsprung warten.“
Rianna öffnete den Mund zum Protest, hielt ihn aber zurück, holte tief Luft und nickte. Eine Schar Knackeulen flatterte über dem Dickicht auf. Ihre Schreie und ihr Flügelschlag waren über dem Tosen nicht zu hören. Dane versteifte sich. Die Vögel waren aufgeschreckt worden – wahrscheinlich von ihren Verfolgern. Aber diese waren doch noch tiefer im Wald gewesen. Oder wurden sie von den Verfolgern umringt, und man fiel ihnen in den Rücken? Gab es noch eine zweite Gruppe auf ihrer Spur?
Er kniete sich nieder und spähte durch das dichte Laub. Grüne und dunkelrote Blätter, braunes altes Laub auf dem Boden. Von orangefarbenen Schlingpflanzen umwundene Stämme. Dichtes Buschwerk.
War das ein weißer Blitz? Sonnenlicht wurde von irgend etwas reflektiert. Eine Speerspitze? Eine Gürtelschnalle? Ein Tautropfen? Ein Tierauge?
„Dane …“ Das war Riannas Stimme in der Kehlscheibe. „Dravash und Aratak sind auf dem Vorsprung angekommen.“
„Geht los“, sagte er, und merkte dabei, daß Rufen sinnlos war. Sie würde es entweder durch die Translatorscheibe hören oder überhaupt nicht. „Wartet am Grund der langen Schlucht auf mich.“ Er drehte sich um und beobachtete, wie sie hinabstiegen. Dann wandte er sich wieder dem Waldrand zu. Dem Himmel sei Dank für die Translatorscheiben! Wenn auch keiner von ihnen, auch nicht ihre Erfinder, sich ausgemalt hatten, daß sie auf diese Weise benutzt werden würden!
Dann sah er durch das Blattwerk die Füße von zwei Männern. Er beobachtete sie vorsichtig und bog die Zweige auseinander, um besser sehen zu können. Ja, da waren sie. Sie bewegten sich sehr vorsichtig, hatten die Speere gegen die Brust gepreßt. Die langen Klingen reckten sich über die Schultern. Hinter ihnen zitterten die Büsche unter den Schritten der Nachfolgenden.
Die Donnerfälle übertönten jedwedes Geräusch.
Sein Schwert glitt aus der Scheide. Er merkte, wie er die Luft anhielt, und zwang sich, langsam und tief zu atmen. Im Kopf rechnete er die Geschwindigkeit ihrer Schritte aus. Die Klinge erhob sich. Die linke Hand fuhr herüber. Noch ein Schritt, noch einer … jetzt!
Er brach durch die Blattwand.
Die Arme der am nächsten stehenden Männer fuhren auf ihn zu. Die Schäfte glitten wie Billardqueues durch die Hände, wobei Danes Kehle den Ball darstellte. Dane rannte direkt darauf zu. Seine Klinge zischte an seinem Körper vorbei, schlug den Speer zur Linken beiseite. Dann erhob er sich auf die Zehenspitzen, und das Schwert sauste über seinem Kopf hinweg – und dann zog sich die ausgestreckte Kraft wieder zusammen, hieb das Schwert hinunter … Er wirbelte wild auf den anderen Speer zu, der auf ihn eindrang. Er ließ die Spitze auf den Boden sinken und zog den Knauf scharf nach oben. Die Klinge traf auf den Speerschaft, warf den Speerwerfer aus dem Gleichgewicht. Ein Schritt mit dem anderen Fuß brachte Körper und Schwert herum, besiegelte das Schicksal eines Angreifers.
Unbeeindruckt toste der Donnerfall weiter.
Männer machten Handbewegungen, öffneten und schlossen die Münder, ohne daß man einen Laut vernehmen konnte. Als Dane das Schwert wieder erhob, wichen sie zurück und bewegten sich aufeinander zu. Ohne Deckung tanzten sie zurück durch die Zweige.
Im gleichen Augenblick, als er sich außer Sichtweite wähnte,
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