Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
bereits in todbringender Stellung. Er griff nach dem tödlichen Stahl …
    Es war alles ein schrecklicher Fehler … In seiner Erinnerung klirrten die Ganjir-Glocken, und eine freundliche Stimme fragte: Hungrig? Euer Herr wird euch jetzt nicht benötigen … Aber diese Klinge durchfuhr bereits sein Gesichtsfeld wie ein Scheibenwischer. Er wischte die Speerspitze beiseite, und dann machte er einen Ausfall und schwang den Arm hoch zum Hieb …
    Der Speerschaft traf seinen Arm direkt über dem Ellenbogen, und mit der Kraft eines Punchingballs sprang der Bizeps zurück. Sein Hieb wurde abgelenkt und glitt harmlos an dem Schaft entlang. Dane sprang zurück, als die Spitze auf seinen Solarplexus zielte.
    Ich werde ihn umbringen müssen …
    Rhomda schwenkte den Speer über dem Kopf, als Dane wieder zustach. Er schritt nach vorn, preßte den Schaft gegen Danes Klinge und hielt Dane einen Moment lang bewegungslos.
    … wenn ich es kann!
    Der dicke Holzschaft drückte gegen Danes Schwert, als sei er dort festgeleimt. Dane versuchte sich freizuspringen und verlor auf dem glitschigen Stein fast das Gleichgewicht, doch Rhomda schloß die Distanz wieder, ehe Dane zuschlagen konnte.
    Verzweifelt rang sich Dane frei, drückte die Schulter gegen den Speerschaft, zog die Klinge zurück und stach über die Schulter hinweg nach der Kehle des Speermeisters. Rhomda sprang zur Seite, und Dane drehte sich auf den Fußballen herum, wich zurück. Plötzlich schoß Riannas Speer über seine Schulter hinweg auf den Speermeister zu, doch Rhomdas Waffe zuckte vor und stieß die Lanze beiseite, ohne jedoch Dane dabei eine Angriffsfläche zu bieten.
    Wir sind hier nicht bei einem Dojo! Das ist eine ernste Sache, verdammt, er wird Rianna und auch Joda töten … Ihm schien, die Geister Cliffs und Dalliths scharten sich eng um ihn und schauten ihm über die Schulter … warnten ihn! Sucht mich morgen früh, und ihr werdet einen Toten finden … Wahnsinn durchzuckte seine Gedanken. Sein Arm schmerzte von Rhomdas Hieb. Die Schatten wurden dunkler … Wenn die Sonne untergeht, hören die Jäger auf zu kämpfen … aber es waren keine Jäger! Die Klippe gegenüber glühte nicht mehr.
    Wieder zuckte der Speer auf ihn zu.
    „Rianna!“ schrie er verzweifelt. „Nimm Joda und lauf mit ihm fort!“ Seine Gedanken schrien noch lange weiter, nachdem er den Mund schon wieder geschlossen hatte.
    Rhomda duckte sich unter Danes Parierhieb, und wieder zielte der Speer wie eine Schlange auf ihn. Dane fegte ihn beiseite und schleuderte das Schwert zu einem weiteren Hieb, dieses Mal einem todbringenden Schlag … In Rhomdas Hand wirbelte der Speer. Der Schaft schlug hart gegen Danes Kopf, und er spürte, wie ihm die Knie nachgaben.
    Harter Stein schlug gegen seinen Körper. Er versuchte sich von der Glasfläche, auf der er lag, hochzustemmen. Das Schwert umklammerte er immer noch mit der Rechten, doch dann versank die Welt und schleuderte ihn in endloses Zwielicht, wo nur noch die Augen von Geistern herrschten, die Augen von Dallith, kalt und tot und auf ihn wartend …
    Auch der Donnerfall schwieg.

 
11
     
    Alles war eine einzige große Lüge, wie alles andere auch. Man sagt, Sterben tue nicht weh. Man sagt, die Schmerzen würden nach dem Tod verschwinden, und es sei einem alles gleichgültig. Aber der Schmerz war noch da. Er war schlimmer als zuvor. Er konnte nichts sehen. Und der Mann, der ihn getötet hatte, befand sich mit ihm in der blendenden, schmerzhaften Dunkelheit: Meister Rhomdas Stimme ertönte.
    „Nichts davon. Erinnert Euch an die Worte der Gesegneten! Die Rache ist unser, haben sie gesagt … Es wird Gerechtigkeit geschehen. Hände weg!“
    „Die Gesegneten waren nicht so zimperlich, als wir die weißen Teufel vertrieben haben“, brummte eine zweite Stimme.
    „Das war auch etwas anderes“, meinte Rhomda in der Dunkelheit. „Glaubst du wirklich, dies hier ist ein Sternendämon, du Dummkopf?“
    Die Donnerfälle tosten auch im Tod, wenn auch ruhiger, so daß Dane verstehen konnte, was sie sagten. Und er merkte, daß er nicht erblindet war, sondern die Augen geschlossen hatte. Doch unter seine Lider drang ein rötliches Licht. Die alte Geschichte von den Höllenfeuern stimmte also! Irgendwo schrie eine Rasha, also gab es auch Rashas in der Hölle. Nun, das war auch richtig so. Aber der Blumenduft paßte irgendwie nicht dazu.
    „Meine Schwester und ihre Söhne lebten in dem Dorf, das in ihren Höllenfeuern verbrannte“, knurrte die zweite

Weitere Kostenlose Bücher