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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Stimme. „Das sind doch alles Dämonen. Wer sagt, ein Dämon könne nicht wie ein Mensch aussehen? Ich sage, tötet ihn, und dann spüren wir die anderen so schnell wie möglich auf und bringen sie ebenfalls um.“
    „Der Heilige A’assioo sagt, Haß ist eine Krankheit“, meinte Rhomda. „Es gibt viele solcher Kranken in diesem Land, und viel muß verheilen, aber Töten wird keine Heilung bringen.“ Seine Stimme klang härter. „Ich möchte keinen Einwand mehr hören. Ich spreche für den Orden, der die Befehle der Gesegneten ausführt, und ich selber stehe unter ihrem Befehl – ebenso wie ihr auch. Gehorcht mir!“
    Danes Kopf schmerzte zum Zerspringen. Er zwinkerte mit den Augen. Holzrauch stieg in seine Nase. Noch etwas Unbequemes drängte sich durch den allgegenwärtigen Schmerz. Etwas Hartes grub sich in seinen Rücken. Er versuchte, es fortzustoßen …
    Ruckartig öffnete er die Augen. Seine Hände waren gebunden. Feuerschein warf verschwimmende, tanzende Schatten auf die weiße Stoffbahn, die man über ihnen gespannt hatte, um die Seelen der Menschen vor den Sternen zu schützen. Zu seiner Linken spielten mattere Schatten auf einer Steinwand. Zu seinen Füßen stand Meister Rhomda unter dem Tuch. Gewappnet, mit vor der Brust verschränkten Armen, stand er einer Gruppe von Männern gegenüber, deren Zähne glitzerten und deren Augen im Feuerschein rötlich leuchteten.
    „Ich gehe nun, meinen Bericht zu erstatten“, sagte Rhomda ruhig. „Ich werde sobald wie möglich zurück sein. Bewacht sie gut.“ Seine Stimme klang fest. „Wenn ich sie bei meiner Rückkehr nicht gesund und wohlbehalten vorfinde – alle beide –, werdet ihr Euch vor den Gesegneten verantworten müssen. Das verspreche ich Euch im Namen der Anka’an.“
    Er drehte sich um und schritt ruhig in die Dschungelnacht hinaus, verschwand aus Danes Blick zwischen einem Blick auf das Feuer und dem nächsten. Die Flammen zuckten aus und an, hell und dunkel, wie seine verschwommene Wahrnehmung. Draußen im Dunkel schrie eine Rasha. Das Feuer knisterte, ließ die Schatten gegen die Stoffbahn über ihnen tanzen wie schwarze Fledermausflügel.
    Er rollte den Kopf, ignorierte dabei den Schmerz, der ihn durchwühlte, und erblickte Joda, gefesselt und gebunden, mit schmutzigem und blutverschmiertem Gesicht. Doch er war wohl am Leben. Einen toten Gefangenen hätten sie nicht gebunden. Jodas Füße waren ungefesselt. Aber dort draußen vor dem Zelt in der Dunkelheit lauerten die Rashas. Selbst wenn man keine Angst vor Sternendämonen hatte, gab es immer noch Rashas und Granths und Gott weiß noch alles …
    Danes Kopf fühlte sich an, als sei er so zerschunden wie der Meister Prithvais. Er spürte die Verletzungen. Sicher würde die linke Kopfhälfte ins Feuer fallen, wenn er sich bewegte, und die rechte würde hinaus in den Dschungel zu den Rashas rollen … nein, das war Wahnsinn … Dane konzentrierte sich auf das Seil, das seine Hände band, sah, daß es von den Gelenken weiterführte zu einem Stock am Boden. Die Augen zu bewegen schmerzte wahnsinnig, ließ das Dunkel wabern und flackern und niedersinken – oder war es das unsichere Licht des Lagerfeuers? Doch vordringlicher als der Schmerz war etwas anderes. Er zerrte an den Fesseln, ignorierte den stechenden Schmerz, ignorierte, wie ihm die Sinne wieder und wieder schwanden und sich. Dunkelheit auf ihn herabsenkte, suchte panisch mit schmerzenden Augen nach einer dritten gefesselten Gestalt, irgendwo innerhalb des Zeltes : Rianna! Wo war Rianna?
    Doch er entdeckte kein Zeichen von ihr. Da waren nur die Männer, die sich in dem provisorischen Belsar-Zelt unter der Stoffbahn zusammenscharten, um sich vor den dämonenbesessenen Sternen zu schützen. Da war Rhomda, dort draußen im Dschungel … Warum hatte er keine Angst vor den Sternendämonen? Und da war Joda, gefesselt, bewußtlos oder schlafend.
    Nur Rianna war nicht dort. Nirgendwo in dem dunklen Flackern, das dem kleinen, unruhigen Feuer entstammte, gab es ein Zeichen von Rianna.
    Die Toten würden sie nicht fesseln …
    Das bedeutet also, daß sie tot war. Sie hatten sie umgebracht.
    Dallith. Clift. Jetzt Rianna …
    Wildes Männerlachen ertönte vom Feuer, ein Feuer, das sie gegen die Sternendämonen, die hungrigen Raubtieraugen und die Geister ihrer Toten angezündet hatten. Und Rianna lag tot dort draußen, Beute für die Rashas und die umhertänzelnden Raubtiere der Nacht.
    Hatten sie zumindest rasch und sauber getötet? Oder hatte

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