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Die Flüchtlinge des roten Mondes

Die Flüchtlinge des roten Mondes

Titel: Die Flüchtlinge des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wußte, daß es sich entweder um die Verfolger – oder etwas anderes handelte. Daher bin ich in mein Versteck zurückgekehrt.“
    Es hatte wohl keinen Zweck, ihn zu fragen, ob er einen weißen Saurier gesehen hatte, dachte Dane. Die Augen von Protosauriern waren kaum besser als Menschenaugen, im Gegenteil. Aber Rianna wußte, was Dane hatte fragen wollen, und nach einem Augenblick des Nachdenkens sagte sie: „Hast du irgendwelche Spuren gesehen … vielleicht von einem Fluggerät oder ähnlichem? Vielleicht ein Hovercraft, das ohne Licht fuhr?“
    „Nein, nichts.“ Arataks Brauenwülste zuckten, wie immer, wenn er erstaunt war. „Warum fragst du das, liebe Freundin?“
    Sie seufzte. „Ich weiß nicht“, sagte sie. „Es gab wahrscheinlich auch keines.“ Sorgenvoll blickte sie Dane an, und er hörte ihr Flüstern in seiner Kehlscheibe, kaum stärker als ein Rascheln von Blättern: Habe ich wirklich etwas gesehen? Auch Dane hatte sich dies schon gefragt. Denn wenn er etwas zu sehen geglaubt hatte, so hatte er immerhin noch unter dem Schock der Gehirnerschütterung gestanden …
    Aber wenn wir beide etwas gesehen zu haben glaubten? Was war es dann, was sie nicht gesehen hatten? Plötzlich rann Dane ein Schauder den Rücken herab. Jeder, der das Ding bisher gesehen hatte, war verschwunden – würden auch sie verschwinden, entführt in das Nichts?
    War dies mit Dravash bereits geschehen?

 
13
     
    Während Aratak seine Geschichte erzählte, zog Belsar seinen Bogen über den Himmel, und Licht flutete über den Boden der Schlucht. „Wir sollten lieber weitergehen“, sagte Dane, und sie machten sich wieder auf den Weg. Als sie kurz rasteten, um zu essen, sagte Rianna verhalten zu Dane: „Unsere Lebensmittel werden knapp. Wenn das gegessen ist, werden wir jagen müssen.“
    „Wird nicht so schwierig sein, etwas Eßbares aufzutreiben“, meinte Dane. Die Talsohle wimmelte auch wirklich von Wild, das nicht sonderlich scheu zu sein schien. Entweder war es für Jagdtrupps zu schwierig, hier herabzusteigen, oder die Kombination von Rashas, ab und zu einem Granth und den Herden wilder büffelartiger Tiere hielt die Jäger ab, allzuoft hier unten zu jagen. „Diese kleinen, kaninchenartigen Tiere sind bestimmt ganz gut.“
    Rianna nickte. „Und Joda sagt, diese kleinen, rehähnlichen Tiere, die Harlik …“ – sie benutzte das Eingeborenenwort, und Dane wußte, sie meinte die mittelgroßen Wiederkäuer, die er Gazelle oder Antilope genannt hätte – „… gelten als Delikatesse. Einige Bauern züchten sie sogar. Aber die Jagdtechnik ist etwas Besonderes. Denk daran, daß es als die schwerste Tabuverletzung gilt, einen Speer zu werfen – daher muß man ihnen nachrennen, und sie sind viel schneller als vieles andere, was ich gern jagen würde!“
    „Aratak hat es leicht“, meinte Dane, und beobachtete den riesigen Saurier, der vergnüglich auf einem riesigen termitenähnlichen Insekt kaute, und Rianna kicherte. „Aber ich glaube immer noch, wir beide würden uns an seine Nahrung nicht gewöhnen können.“
    „Nein“, gab Dane zu, „aber er kann sich etwas zu essen schnappen – auf uns übertragen, wäre das so, als würde auf jedem Busch ein Schinkenbrot wachsen.“
    Joda hörte das und sagte: „In meinem Dorf hat man den Kindern eine Geschichte von der wunderbaren Unterwelt erzählt, wo Süßigkeiten aus gekochter Milch wie Grünbeeren auf jedem Busch wachsen.“
    Als sie weiterzogen, pfiff Dane, und nach einem Moment sang er, über sich selber belustigt, die passenden Worte dazu:
     
    „Kommt, wir wollen uns begeben
    jetzo ins Schlaraffenland.
    Seht, das ist ein lustig Leben
    und das Trauern unbekannt!
    Seht, da läßt sich billig leben
    und umsonst recht lustig sein,
    Milch und Honig fließt in Bächen,
    Aus den Felsen fließt der Wein.
    Und von Kuchen, Butterwecken
    sind die Zweige voll und schwer,
    Feigen wachsen in den Hecken,
    Ananas im Busch umher.
    Keiner darf sich mühen und bücken,
    Alles stellt von selbst sich ein.
    Oh, wie ist es zum Entzücken!
    Ei, wer möchte dort nicht sein!“
     
    Es gab bestimmt auch eine Zeile über Schinkenbrote, aber die fiel ihm leider nicht mehr ein.
    Sie aßen am Abend die letzten Reste der Notration und lagerten am steilen Ufer des Mahanga, der mitten durch die Schlucht strömte. Wasser wirbelte weiß schäumend in Strudeln auf. An den breiteren Stellen ragten Felsen wie Fangzähne auf.
    „Wie zum Teufel“, meinte Dane, „sollen wir da

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